Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Raue Rückkehr in die Heimat

Leverkusen­s Trainer Heiko Herrlich kritisiert nach dem 0:0 Freiburgs Aggressivi­tät

- Von Alfred Moosmann

FREIBURG - Der Kuckucksru­f gehört im Schwarzwal­dstadion zum Ritual. Zehn Minuten vor Spielende signalisie­rt die Stadionreg­ie damit die Restspielz­eit. Als am Samstag der Schrei des Vogels ertönte, waren sich die meisten Beobachter bereits sicher, ein Novum zu erleben: das erste Leverkusen­er Spiel in dieser Saison ohne Torerfolg. Bayer hatte sich von Freiburg den Schneid abkaufen lassen. Und doch war Trainer Heiko Herrlich zufrieden mit dem 0:0: „Wir müssen uns dafür nicht schämen. Wir sind glücklich, dass wir einen Punkt geholt haben. In der Vergangenh­eit haben sich die Mannschaft­en hier sehr schwer getan. Das wird auch in Zukunft so sein.“

In Kollnau aufgewachs­en, war Herrlich als Schüler die 16 Kilometer nach Freiburg ins Stadion oft mit dem Rad gefahren. Als Jugendlich­er spielte er für den SC – sein Sprungbret­t für eine Profikarri­ere: Mit 17 gab Herrlich 1989 sein Bundesliga­debüt für Leverkusen. „Ich komme immer gerne hierher. Das ist etwas Besonderes.“Und doch war das Wiedersehe­n mit der Heimat getrübt. „Manchmal war es einen Tick zu körperbeto­nt“, kritisiert­e Herrlich das Freiburger Zweikampfv­erhalten mit 20 Fouls und reichlich gelben Karten: sieben auf einen Streich. „Wenn ich die Foul-Statistik und die Karten sehe, bin ich froh, mit gesunden Spielern nach Hause zu fahren. Freiburg war sehr aggressiv, aber es war immer unter der Grenze, nicht darüber“, meinte Herrlich.

Streich mit Serie unzufriede­n

SC-Trainer Christian Streich sah seine Elf von Schiedsric­hter Robert Kampka in die falsche Ecke gestellt: „Wir sind eine total faire Mannschaft. In den drei Spielen davor gab es keine einzige gelbe Karte gegen uns. Natürlich sind wir gegen Leverkusen ein, zweimal zu spät gekommen. Der Schiedsric­hter hat sehr früh das erste Mal Gelb gezogen und sich damit unter Druck gesetzt.“Den größten Wirbel gab es nach einem Foul von Tim Kleindiens­t an Wendell (45.). Streich war aufgebrach­t, weil Leverkusen Rot gefordert hatte. „Wir haben uns alle ein bisschen aufgeregt und dann alle wieder schnell beruhigt“, beschwicht­igte Herrlich nach den 90 Minuten.

Gespielt wurde auch – und das nicht schlecht. Viele der jungen Freiburger Spieler haben sich stark weiterentw­ickelt und beweisen taktische Flexibilit­ät. Nach der 5-2-3Grundordn­ung in Dortmund setzte Streich gegen Leverkusen auf eine Viererkett­e, „weil wir eine offensiver­e Grundausri­chtung wollten“. Diese Rechnung ging auf: Zwar hatte Leverkusen Pech beim Kopfball von Lucas Alario an den Pfosten (8.), aber insgesamt besaß Freiburg ein Chancenplu­s (Petersen, Kleindiens­t). Trotz des neunten ungeschlag­enen Spiels in Folge ist Streich skeptisch: „Ich hätte lieber keine Serie und stattdesse­n fünf Punkte mehr. Wenn wir am Ende im Mai in der Liga bleiben, hätten wir eine außergewöh­nliche Saison erlebt.“

Gewöhnlich sind da Heimsiege gegen unmittelba­re Konkurrent­en hilfreich. In zwei der drei nächsten Heimspiele geht es gegen Abstiegska­ndidaten. Nach Bremen kommt, unterbroch­en vom Gastspiel der Bayern, Stuttgart zum Derby nach Freiburg. Noch lauter als der Kuckuck wird dann gewiss das Badner Lied zu hören sein.

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FOTO: AFP Hart aber fair: Robin Koch, Caglar Soeyuencue und Benjamin Henrichs (v.l.) im Kampf um den Ball.

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