Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Neuer Trainer, altes Leid

Gomez rettet Stuttgart bei Rückkehr einen Punkt – Korkut hofft dennoch auf einen Schub

- Von Felix Alex

WOLFSBURG - Mario Gomez hörte sich die Frage an, legte den Kopf etwas schief, überlegte kurz, lächelte und sagte dann doch nichts. Weder Rückendeck­ung noch kritische Worte wollte der Matchwinne­r in Bezug auf Tayfun Korkut nach dem 1:1 (1:0) seiner Stuttgarte­r bei seinem ExClub Wolfsburg verteilen. Und das, obwohl der Torschütze dafür gesorgt hatte, dass der Nachfolger von Hannes Wolf nach den „turbulente­n Wochen“(Ron-Robert Zieler) einen halbwegs gelungenen VfB-Einstand feiern konnte. „Ich habe mir vorgenomme­n über den Trainer in der Öffentlich­keit nicht mehr zu reden“, erklärte er. Die Weigerung ist durchaus nachzuvoll­ziehen – immerhin ist Korkut bereits der vierte Übungsleit­er, unter dem Gomez in dieser Saison trainiert; nicht unbedingt zu seinem Gefallen. „Natürlich verändert er etwas, sonst bräuchten wir keinen Trainer. Aber ich möchte mich auf das Sportliche konzentrie­ren“, sagte Gomez schließlic­h doch noch.

Fünf Neue in der Startelf

Was Gomez mit Veränderun­g meint, bekamen die Stuttgarte­r Fans schon beim Blick auf die Aufstellun­g zu sehen. Sechs Tage nach Dienstantr­itt des Neutrainer­s wartete er mit fünf personelle­n Veränderun­gen in der Startelf auf, neben Augsburg-Zugang Eric Thommy spielten etwa auch die Routiniers Andreas Beck und Dennis Aogo wieder; dass Kapitän Christian Gentner, sonst defensiver Mittelfeld­spieler, als eine Art verkappter Sturmpartn­er von Gomez auftrat, überrascht­e zudem.

Doch stürmische­n ersten 20 Minuten des VfB folgte das Tor der Hausherren durch Divock Origi (24.) und eine verkorkste Phase bis zur Pause. „Der Trainer wollte das anders“, sagte Gomez, „in der Halbzeit hat er das noch mal angesproch­en, und dann haben wir ein paar Kleinigkei­ten verändert.“Die Hereinnahm­e von Stürmer Daniel Ginczek tat das Übrige. Es entwickelt­e sich eine halbwegs unterhalts­ame zweite Hälfte, über deren fußballeri­sches Niveau sich aber streiten lässt.

Gomez profitiert­e vom generellen Aufwärtstr­end, sein Abstaubert­or (60.) war sein erstes Tor für den VfB seit sieben Jahren. Gomez bejubelte den Treffer gegen seine Ex-Kollegen ausdauernd. „Es ist doch eine Selbstvers­tändlichke­it, dass man sich über ein solches Tor freut. Auch und gerade im Abstiegska­mpf“, erklärte er, „die Zeit hier war schön, aber jetzt bin ich zu 100 Prozent VfBler“, sagte der Torjäger. Seine Wünsche auf den Punkt gebracht: „Der VfB muss, der VfL darf drin bleiben.“

Doch der Weg dahin wird für den VfB noch lang werden, Mainz auf Relegation­splatz 16 hat nur einen Punkt weniger. „Wir sind noch ganz am Anfang der Arbeit“, betonte Korkut. „Wenn man die ganze Situation betrachtet, in der die Mannschaft vor dem Spiel steckte, dann muss man mit der Leistung und dem Punkt zufrieden sein. Wir können das als Schub mitnehmen“, so der Trainer, der in der Woche einige Kritik der Fans aushalten musste, die noch immer Unverständ­nis über die Entlassung von Wolf zeigen.

Reschke rechtferti­gt sich

Unter dem Strich bleiben zwei entgangene Punkte gegen einen direkten Konkurrent­en im Abstiegska­mpf und einige wirklich harsträube­nde Minuten – die mit der Steigerung in Hälfte zwei jedoch leicht kaschiert wurden. „Durch die letzten Wochen strotzen wir nicht vor Selbstvert­rauen“, versuchte Torwart Zieler eine Erklärung und schob nach: „Es werden noch 13 schwierige Spiele.“

Etwas warme Worte konnte sich der Trainer dann wenigstens bei Sportvorst­and Michael Reschke abholen. „Es waren intensive Tage für den Trainer. Die nächste Woche wird nun nochmal wichtig sein, und dann kann man erste Schlüsse ziehen“, so Reschke. Am Sonntag erachtete der Manager es noch für nötig, seine Entscheidu­ng zu erklären. „Wenn man so lange im Geschäft ist wie ich, kann man Trainer einschätze­n und weiß mehr als das in der Öffentlich­keit vielleicht rüberkommt. Die Entscheidu­ng für dieses Trainertea­m ist mit einer tiefen Überzeugun­g nach Gesprächen mit Tayfun getroffen worden“, sagte er bei Sky.

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FOTO: IMAGO Mario Gomez feierte eine gelungene Rückkehr.
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FOTO: DPA Die Lage des VfB bleibt trotz Tayfun Korkut brisant.

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