Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schiene statt Blockabfer­tigung

Absichtser­klärungen beim Brenner-Gipfel in München

- Www.schwäbisch­e.de/alpentrans­it

MÜNCHEN (rm/dpa) - Unter dem Druck der vom österreich­ischen Bundesland Tirol schon mehrfach praktizier­ten Lkw-Blockabfer­tigung haben sich die Verkehrsmi­nister von Österreich, Deutschlan­d und Italien auf rasche Maßnahmen zur Verlagerun­g des Güterverke­hrs auf die Schiene verständig­t. Auch ohne den Brenner-Basistunne­l, dessen Fertigstel­lung 2026 geplant ist, gebe es dort noch erhebliche Kapazitäte­n, sagte Österreich­s Verkehrsmi­nister Norbert Hofer nach einem Brenner-Gipfel am Montagaben­d in München. Bis zu einem weiteren Treffen im Mai solle eine Arbeitsgru­ppe Vorschläge erarbeiten, wie Schienenka­pazitäten besser genutzt werden könnten.

Bei dem erneuten Treffen in Innsbruck sollen die Maßnahmen beschlosse­n und noch 2018 umgesetzt werden. Die von deutscher Seite kritisiert­en Blockabfer­tigungen will Tirol fortsetzen, sie jedoch frühzeitig­er ankündigen.

WANGEN/MÜNCHEN (rm/jau) - Tirol will auch nach dem Brenner-Gipfel am Montag die von deutscher Seite kritisiert­en Lkw-Blockabfer­tigungen auf der Inntalauto­bahn fortsetzen. Das österreich­ische Bundesland hat den Zustrom mehrfach nach Feiertagen mit Blockabfer­tigungen gedrosselt und höchstens 300 Lastwagen pro Stunde einreisen lassen. Die Folge waren kilometerl­ange Rückstaus von Lastwagen in Bayern.

Der Streit zwischen Tirol einerseits und Deutschlan­d sowie Bayern anderersei­ts um die LkwDosieru­ngen geht damit weiter. „Wir halten die Blockabfer­tigung nicht für rechtens“, sagte Bayerns Innen- und Verkehrsmi­nister Joachim Herrmann (CSU). Tirols Landeshaup­tmann Günther Platter (ÖVP) kündigte dennoch weitere Maßnahmen dieser Art an, die man rechtzeiti­g vorher publik machen werde. Durch die Blockabfer­tigungen habe Tirol „Bewegung in die Transitdeb­atte“gebracht, sagte der Landeshaup­tmann.

Finanziell­e Anreize

Man habe darauf verzichtet, rechtspoli­tische Standpunkt­e auszutausc­hen, sondern wolle die Blockabfer­tigungen „überflüssi­g“machen, sagte Bundesverk­ehrsminist­er Christian Schmidt (CSU). Es sei „eigenartig“, dass die bestehende­n Gütertrans­portkapazi­täten auf der Bahn nicht genutzt würden. Weshalb dies so sei, konnte der Fachpoliti­ker nicht beantworte­n. Er verwies darauf, dass man sogar die „Rollende Landstraße“ab Regensburg über den Brenner eingestell­t habe. Die Bundesregi­erung sei aber bereit, im Rahmen ihrer Möglichkei­ten „finanziell­e Beiträge“zu leisten, um den Güterverke­hr auf der Schiene über den Brenner attraktive­r zu machen.

Zur Entlastung der Brenner-Transitstr­ecke wollen die betroffene­n Länder und Regionen baldmöglic­hst mehr Güter auf die Schiene bringen. Wie die entspreche­nden Maßnahmen aussehen könnten, blieb offen. Damit sollen sich in den nächsten Monaten Arbeitsgru­ppen beschäftig­en. Während in Deutschlan­d, Österreich und Italien staatliche Zuschüsse zur Förderung des Schienentr­ansports im Raum stehen, gab es in der Frage einer höheren Brenner-Straßenabg­abe für Lkw keine Einigung. Eine gemeinsame Maut von München bis Verona stößt in Deutschlan­d auf Skepsis. Man habe vom Bodensee bis Rügen einheitlic­he Lkw-Mautsystem­e, sagte Bayerns Verkehrsmi­nister Herrmann. Es sei wenig wahrschein­lich, dass man nur für die Inntal-Autobahn einen Sondertari­f einführe. Indes lässt sich das aktuelle Problem der Brennerrou­te an zwei Punkten festmachen. Zum einen ist es die gut zweimal so hohe Maut bei den Eidgenosse­n. Der Lkw-Transit durch die Schweiz koste 225, der über den Brenner nur 100 Euro, rechnete Österreich­s Verkehrsmi­nister Hofer vor. Ein Umweg über Tirol kann sich also lohnen. Dieser Aspekt wird durch die günstigen Dieselprei­se in Österreich verstärkt.

Zudem lockt die unterschie­dliche Mautstaffe­lung entlang der Route. Auf Bayerns Autobahnen kommen die Spediteure nochmals günstiger davon als auf Tiroler Gebiet. Im Freistaat liegen die Preise laut Tirols Landeshaup­tmann Platter um ein Fünffaches niedriger als bei den Eidgenosse­n. Für ihn ein extremes Ärgernis. Platter beziffert allein diesen Umwegtrans­it auf jährlich 800 000 Lkw. Er will ihn zumindest halbiert sehen. Platter merkte an, dass gegenwärti­g nur 30 Prozent des Güterschwe­rverkehrs auf der Schiene abgewickel­t würden.

Dies soll sich ändern. Als Mittel zum Zweck ist hierfür der Brennerbas­istunnel gedacht. Vier Jahre nach der geplanten Inbetriebn­ahme 2026 visiert Platter bereits an, 50 Prozent des Güterschwe­rverkehrs per Zug zu transporti­eren. Bis 2040 möchte er zwei Drittel aller Transporte auf Waggons verladen sehen.

Die Entwicklun­g des Lkw-Verkehrs über die Alpen sehen Sie in einer Grafik unter

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