Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zehn Silicon Valleys für den Südwesten
Nach Vorbild des Silicon Valleys entstehen in Baden-Württemberg zehn Digital Hubs
STUTTGART (lia) - Das Wirtschaftsministerium fördert zehn Digitalisierungszentren in Baden-Württemberg mit insgesamt zehn Millionen Euro. Nach Vorbild des Silicon Valleys in den USA sollen Nährböden für digitale Innovationen entstehen. Unter anderem werden Konzepte aus Ehingen, Sigmaringen und Heidenheim mit jeweils bis zu einer Million Euro gefördert. Genau übertragen lässt sich das Erfolgskonzept aus den USA allerdings nicht, die Mentalitäten sind verschieden.
STUTTGART - Das Silicon Valley macht es vor, Baden-Württemberg will es nachmachen. Sogenannte Digital Hubs sollen die digitale Entwicklung vorantreiben und dem Land zu mehr Innovationen verhelfen. Beim Digitalgipfel in Stuttgart hat die Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) verkündet, dass die Konzepte aus Ehingen, Sigmaringen und Heidenheim neben anderen mit jeweils bis zu einer Million Euro gefördert werden.
„An der Digitalisierung wird sich die Zukunft unseres Landes entscheiden“, sagte Hoffmeister-Kraut beim Digitalgipfel 2018 in Stuttgart. Insgesamt zehn Digital Hubs aus Baden-Württemberg bekommen deshalb die Förderung, um das Land in Sachen Digitalisierung nach vorne zu bringen.
Großes Vorbild in Sachen Digital Hub ist das Silicon Valley im südlichen San Francisco (USA), in dem sich Start-ups und Unternehmen angesiedelt haben, die international erfolgreich sind. Unter anderem Apple, Google, Tesla und Amazon arbeiten dort Tür an Tür und profitieren von einander. Solche Nährböden für digitale Innovationen sollen auch in Baden-Württemberg entstehen und Unternehmen, Start-ups und Experten vernetzen.
Digitaler Knotenpunkt
Gemeinsam zu Mittag essen, bei der Arbeit dieselben Flure nutzen und sich über neue Ideen austauschen – ein Digital Hub, zu Deutsch ein digitaler Knotenpunkt, ist ein Gebäude, in dem Unternehmen, Start-ups und Experten zusammenkommen, um die Digitalisierung jedes einzelnen voranzubringen. Durch die Nähe zueinander sollen hilfreiche Technologien weitergetragen werden und eine Zusammenarbeit entstehen. „Darüber hinaus sollen die regionalen Digital Hubs als erste Anlaufstelle für kleine und mittlere Unternehmen in Sachen Digitalisierung dienen“, erklärt Hoffmeister-Kraut.
Der Business Park Ehingen Donau hat diese Infrastruktur bereits: 40 Unternehmen haben sich dort angesiedelt, es gibt eine schnelle Internetverbindung, ein Innovation Lab und Räume für Gründer. „Aber es fängt schon damit an, dass wir einen Kühlschrank mit Getränken und heimischem Berg-Bier haben“, sagt Michael Gaßner. Der Geschäftsführer des Business Parks in Ehingen kennt die Unternehmen in seinem Komplex, und besonders der Austausch in den Pausen und der Freizeit in lockerer Atmosphäre sei ein entscheidender Mehrwert. Gemeinsam mit der Region Ulm, Alb-Donau und Biberach hat Ehingen ein Gesamtkonzept erarbeitet, das mit bis zu einer Million Euro gefördert wird. Hauptstandort des Digital Hubs wird Ulm sein. Wie hoch die Förderung genau ausfällt, entscheidet das Ministerium erst in einem zweiten Schritt. Allerdings stehen für die zehn regionalen Digital Hubs zehn Millionen Euro bereit.
Auf diesen Zug will auch Sigmaringen aufspringen. Mit dem Projekt DNS - Digital Hub Neckar-Alb und Sigmaringen will Alejandro PalaciosTovar von der Wirtschaftsförderung Sigmaringen GmbH lokale Unternehmen für das Thema Digitalisierung sensibilisieren: „Unsere Aufgabe ist erstmal, auf die Digitalisierung aufmerksam zu machen, damit die Unternehmen Chancen auf dem Markt haben. Das Projekt hat seinen Mittelpunkt in Reutlingen, soll aber auch Anlaufstellen in Tübingen, Balingen und Sigmaringen haben.“600 000 Euro erhoffen sich die Partner unter der Leitung der IHK Reutlingen dafür vom Land.
Silicon Valley nicht übertragbar
Das in Heidenheim geförderte Digital Hub wurde ebenfalls federführend von der IHK organisiert. Dort haben insgesamt 100 regionale Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zugesagt, das Projekt zu fördern. „Mit dieser Unterstützung können wir nun die Digitalisierung in der Region so vorantreiben, wie wir es im Sinne der Wirtschaftsförderung verstehen“, erklärt Michaela Eberle, Geschäftsführerin der IHK Ostwürttemberg.
Direkt übertragbar sei das Konzept des Silicon Valley aber nicht, gibt der Stuttgarter Gründer Jens Kühnapfel beim Digitalgipfel zu bedenken. Er hat dort bereits gearbeitet und sieht Unterschiede in der Mentalität: „Hier in Deutschland wird nicht über Technologie geredet. Es heißt nur: Darüber darf ich nicht sprechen.“Im Silicon Valley werde aber bereits in der Bahn zur Arbeit über Ideen des eigenen Unternehmens diskutiert, auch wenn die noch nicht selbst entwickelt wurden. Davon könne man sich hier etwas abschauen: „Erst der Austausch über neue Technologien bringt Ideen.“