Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Der will nur spielen
Heute wagen wir uns forsch auf dünnes Eis. Es geht um die unverbrüchliche Freundschaft zwischen Mensch und Hund. Damit verhält es sich ganz ähnlich wie mit der Zuneigung zwischen Mann und Frau: Sie gilt nicht universal und längst nicht für 100 Prozent aller Exemplare der verschiedenen Gattungen. Postboten und Hunde zum Beispiel werden nur in seltensten Fällen Freunde, und auch die Spezies Jogger hat ein durchaus differenziertes Verhältnis zum Hund. Hier macht eine unscheinbare, dünne Leine zuweilen den entscheidenden Unterschied zwischen Toleranz und Feindschaft.
Man könnte auch sagen: zwischen relativer Gelassenheit und Angst. Die archaischen Hundeliebe-Gene, die es möglich machen, selbst einem fremden Kläffer mit Kopftätscheln und Hand-ins-Maul-legen zu begegnen, sind bei vielen Menschen entweder verkümmert oder zu Hundeangst-Genen mutiert. Den Hinweis „Der Hund spürt, wenn man Angst hat“haben wir deshalb immer schon als wenig hilfreich empfunden.
Eine Studie der University of Liverpool hat jetzt aufgedeckt, dass dem tatsächlich so ist: Wer ängstlich und unsicher ist, wird häufiger von Hunden gebissen. Erschwerend kommt in unserem Fall hinzu, dass Hunde offensichtlich mit einer unterschwelligen Feindseligkeit gegenüber Testosteron geboren werden. Männer werden deutlich öfter gebissen als Frauen. Als Win-win-Situation kann man das schwerlich bezeichnen. Insofern sehen wir die gewisse Skepsis Hunden gegenüber als nachträglich gerechtfertigt. So eine Leine ist einfach eine feine Sache. (hü)