Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Bericht über Giftgas in Syrien

Regierungs­truppen setzen Offensive gegen Rebellen fort

- Von Jan Kuhlmann

ISTANBUL (dpa) - Rettungshe­lfer und Aktivsten werfen Syriens Regierung erneut den Einsatz von Giftgas vor. Die Rettungsor­ganisation Weißhelme berichtete am Montag, in der von Rebellen kontrollie­rten Stadt Sarakib im Nordwesten des Bürgerkrie­gslandes seien mindestens zwölf Menschen verletzt worden, als sie Chlorgas eingeatmet hätten.

Ein Hubschraub­er habe in Sarakib in der Provinz Idlib eine Bombe mit Chlorgas abgeworfen, erklärten die Weißhelme. Ein Krankenhel­fer mit dem Namen Nadschar berichtete, Opfer mit Atemproble­men seien behandelt worden. Die Bombe sei nicht explodiert, ein Teil des Chlorgases sei jedoch ausgeström­t. Eine unabhängig­e Bestätigun­g für die Angaben gab es nicht. In New York wollte sich der UN-Sicherheit­srat am Montag mit dem Einsatz von Chemiewaff­en in Syrien befassen.

Syrien war nach einem Giftgasang­riff 2013 unter starkem internatio­nalen Druck der Organisati­on für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) beigetrete­n und hatte der Vernichtun­g seiner Chemiewaff­en zugestimmt. Bis jetzt ist unklar, ob das Land tatsächlic­h alle Bestände zerstören ließ. Chlorgas fällt nicht unter das Verbot, da es auch für zivile Zwecke eingesetzt werden kann.

Dutzende Zivilisten getötet

Zugleich sollen Dutzende Zivilisten bei einer Serie von Luftangrif­fen auf Rebellenge­biete ums Leben gekommen sein. Allein in der von Rebellen gehaltenen Region Ost-Guta östlich der Hauptstadt Damaskus seien mindestens 28 Zivilisten getötet worden, darunter zehn Kinder, meldete die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte. Mehr als 70 Menschen seien verletzt worden.

Nach UN-Schätzunge­n sind in dem von Rebellen gehaltenen Gebiet rund 400 000 Menschen von der Regierung eingeschlo­ssen. Wegen der Blockade mangelt es an Lebensmitt­eln und medizinisc­her Versorgung. Zuletzt waren die Kämpfe zwischen Regierung und Opposition­sgruppen eskaliert.

In der ebenfalls von Rebellen kontrollie­rten Provinz Idlib im Nordwesten Syriens wurden den Menschenre­chtlern zufolge mindestens 16 Zivilisten bei Luftangrif­fen getötet. In dem Ort Maarat al-Numan trafen die Bomben demnach auch ein Krankenhau­s. Den Weißhelmen zufolge ist das Hospital nach dem Angriff außer Betrieb. Regierungs­truppen setzten ihre Offensive gegen die überwiegen­d islamistis­chen Rebellenmi­lizen fort. Russische Jets unterstütz­ten die Angriffe.

Angesichts der Eskalation in Syrien warnten internatio­nale Hilfsorgan­isationen vor einer erzwungene­n Rückkehr syrischer Flüchtling­e in das Land. Gewalt und Bombardier­ungen in Syrien gingen weiter, heißt es in einem gemeinsame­n Bericht mehrerer Hilfsorgan­isationen. Danach stieg die Zahl der Rückkehrer in den vergangene­n beiden Jahren auf mehr als 720 000. Im selben Zeitraum hätten jedoch dreimal so viele Menschen ihre Heimat durch Kämpfe und Vertreibun­gen verloren.

 ?? FOTO: DPA ?? Ein Zivilschut­zmitarbeit­er im Einsatz in Sakarib. Dort wurde mutmaßlich eine Bombe mit Chlorgas abgeworfen, erklärte der Syrische Zivilschut­z (Weißhelme).
FOTO: DPA Ein Zivilschut­zmitarbeit­er im Einsatz in Sakarib. Dort wurde mutmaßlich eine Bombe mit Chlorgas abgeworfen, erklärte der Syrische Zivilschut­z (Weißhelme).

Newspapers in German

Newspapers from Germany