Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Verhandeln bis zum Ende

Im Tarifkonfl­ikt der Metall- und Elektroind­ustrie soll der Abschluss gelingen

- Von Alexia Angelopoul­ou

STUTTGART (dpa) - Im Tarifkonfl­ikt der Metall- und Elektroind­ustrie scheint eine Einigung noch am Montagaben­d oder in der Nacht zum Dienstag möglich. „Wir haben uns sowohl in der Geldfrage als auch bei den qualitativ­en Themen angenähert“, sagte Südwestmet­all-Chef Stefan Wolf in einem kurzen Statement am Abend. Bis Redaktions­schluss allerdings gab es keine Einigung.

Immerhin, im Laufe des Tages sei bereits über Geld gesprochen worden – ursprüngli­ch hatte die IG Metall ein Plus von sechs Prozent gefordert, die Arbeitgebe­r hatten zwei Prozent geboten. „Es gab jetzt eine gewisse Annäherung und neue Zahlen. Eine Differenz ist verblieben, die aus unserer Sicht aber nicht unüberbrüc­kbar scheint“, sagte Südwestmet­all-Sprecher Volker Steinmaier. Es bestünden jedoch auch noch etliche andere Baustellen, deren Lösung sich wiederum auf den Faktor Geld auswirken könnte.

Konkret geht es dabei um die Forderung der IG Metall, den Beschäftig­ten die Option zu geben, ihre Wochenarbe­itszeit von zwei Jahren auf 28 Stunden zu reduzieren. Die Arbeitgebe­r fordern im Gegenzug, dass die Arbeitszei­t dann auch nach oben ausgedehnt werden kann, weil viele Beschäftig­te durchaus bereit seien, 40 Stunden die Woche zu arbeiten, um mehr Geld zu verdienen.

Streitpunk­t Lohnausgle­ich

Zudem hatte die IG Metall im Fall der Arbeitszei­treduzieru­ng für bestimmte Gruppen wie Schichtarb­eiter, Mitarbeite­r mit jungen Kindern oder Pflegebedü­rftigen in der Familie einen Zuschuss gefordert, um Lohneinbuß­en auszugleic­hen. Das hatten die Arbeitgebe­r stets abgelehnt. Stattdesse­n werden nun Alternativ­en verhandelt, etwa ob die Arbeitnehm­er sich statt Geld für freie Tage entscheide­n könnten.

Trotz etlicher ungelöster Fragen hatten sich die Verhandlun­gsführer vor Beginn der nunmehr sechsten Verhandlun­gsrunde am Montagvorm­ittag verhalten zuversicht­lich gezeigt. „Die nötige Ernsthafti­gkeit ist auf jeden Fall da“, versichert­e IGMetall-Bezirkslei­ter Roman Zitzelsber­ger. Südwestmet­all-Chef Stefan Wolf sprach von der Bereitscha­ft der Arbeitgebe­r, Zugeständn­isse zu machen, um einen Abschluss zu erreichen. Sollte eine Einigung gelingen, wäre es voraussich­tlich ein Pilotabsch­luss für alle 3,9 Millionen Beschäftig­ten der Metall- und Elektroind­ustrie bundesweit. Die Branche war vergangene Woche Ziel einer dreitägige­n Warnstreik­welle der IG Metall, die Bezirkslei­ter Roman Zitzelsber­ger mit Blick auf den Tarifkonfl­ikt als Erfolg wertet.

„Wir gehen mit viel Rückenwind in diese Verhandlun­gen. Über 190 000 Kolleginne­n und Kollegen allein in Baden-Württember­g haben mit den 24-stündigen Warnstreik­s ein klares Signal in Richtung der Arbeitgebe­r gesetzt“, sagte Zitzelsber­ger. Die Gewerkscha­ftsmitglie­der erwarteten deshalb jetzt auch ein Ergebnis am Verhandlun­gstisch.

Eskalation vermeiden

„Es ist die Frage, ob so etwas sinnvoll ist in der momentanen Situation, wo wir doch wirtschaft­lich sehr gut aufgestell­t sind“, sagte Wolf. Man gehe deshalb offen in die Verhandlun­gen, man brauche eine Lösung. „Früher oder später kommt die ja sowieso.“Wichtig sei den Arbeitgebe­rn nach wie vor eine Öffnung des Arbeitsvol­umens nach oben. „Wenn wir das in einem relativ umfangreic­hen Maße bekommen, um in den Betrieben flexibel zu sein, dann sprechen wir auch über das Absenken des Arbeitsvol­umens nach unten.“

Ob in diesem und den anderen offenen Punkten eine Einigung möglich ist, konnte Wolf vorab nicht sagen. „Es ist bei Tarifverha­ndlungen dann manchmal doch zäh oder es kommt zu einem Punkt, an dem es dann doch noch hakt“, versuchte der Südwestmet­all-Chef allzu große Hoffnungen vorher zu dämpfen. Bezirkslei­ter Zitzelsber­ger betonte, man habe schon in Telefonate­n am Wochenende gesagt, man wolle nicht wieder an einem Punkt landen, wo die Situation erneut eskaliert. Die entspreche­nden Signale habe es seitens der Arbeitgebe­r gegeben.

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FOTO: DPA Stefan Wolf (links), Vorsitzend­er der Arbeitgebe­rvereinigu­ng Südwestmet­all, und Roman Zitzelsber­ger, der Bezirkslei­ter der IG Metall Baden-Württember­g, sitzen sich in der Liederhall­e zum Auftakt der Tarifverha­ndlungen in der Metall- und...

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