Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Genug Vitamin D auch im Winter
Der Körper bereitet sich auf die Monate mit wenig Sonne vor – Ergänzungspräparate sind in der Regel unnötig
BREMEN (dpa) - Im trüben deutschen Winter kommt die Sonne nur selten zum Vorschein. Die Einnahme von Vitamin-D-Tabletten ist in der Regel dennoch unnötig. Darauf weist Hans Michael Mühlenfeld vom Deutschen Hausärzteverband hin. Es sei generell ratsam, möglichst täglich an der frischen Luft spazieren zu gehen – auch wenn der Himmel wolkenverhangen ist. „Gerade im Winter sollte man Zeit draußen ganz bewusst einplanen“, rät der Hausarzt aus Bremen. Das hebt nicht nur die Stimmung und wirkt dem Winterblues entgegen, es stärkt auch Muskeln und Knochen. Selbst wenn die Sonne zur körpereigenen Versorgung mit Vitamin D nicht ausreicht.
Weil die Kraft der Sonne in den Monaten Oktober bis März so gering ist, speichert der Körper Vitamin D im Fett- und Muskelgewebe sowie in der Leber. Die Speicher werden im Laufe des Winters geleert und müssen dann ab dem Frühjahr wieder aufgefüllt werden. Ob eine Unterversorgung vorliegt, hängt davon ab, mit welchem Wert jemand in den Winter gestartet ist. Doch ab wann besteht ein Mangel? Die Forschungslage dazu ist unklar. Übereinstimmung herrscht jedoch bei dieser Aussage: Die meisten Menschen in Deutschland sind unterversorgt mit lebenswichtigem Vitamin D – je nach Studie ist von 60 bis 90 Prozent der Bundesbürger die Rede. Das heißt, die Betroffenen haben weniger als 20 Nanogramm pro Milliliter im Blut. Diesen Referenzwert hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ausgegeben. Eine Blutwertbestimmung bringt Klarheit.
Dennoch raten Experten bei Ergänzungspräparaten zur Vorsicht, unter anderem wegen möglicher Risiken der Überdosierung – bei der natürlichen Bildung ist eine solche Überdosis nicht möglich. Auch Solarien sind keine Lösung: Zu groß ist die Möglichkeit von Hautschäden.
Andere Empfehlungen gelten für Babys, denn ihre Haut ist noch zu empfindlich, um sie ungeschützt der Sonne auszusetzen. Sie sollten ab der ersten Lebenswoche täglich Vitamin D bekommen. Wann Eltern die Tropfen oder Tabletten wieder absetzen können, richtet sich nach dem Geburtstag des Kindes, erklärt die Stiftung Kindergesundheit. Schluss ist demnach, wenn das Baby seinen zweiten Frühsommer erlebt. Sommeroder Herbstkinder bekommen die Zusatz-Vitamine also gut eineinhalb Jahre, im Winter und Frühling geborene Babys hingegen nicht ganz so lange.
Ein bedenklicher Vitamin-DMangel sei in Deutschland eher die Ausnahme, betont Mühlenfeld. Etwa bei bestimmten Stoffwechselerkrankungen, Osteoporose oder wenn jemand den ganzen Tag voll verschleiert ist, sei es sinnvoll, in Absprache mit dem Arzt zusätzliches Vitamin D über Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Ein schwerer Mangel führt bei Kindern zu Rachitis, jener Krankheit, bei der Knochen weich werden und sich verformen. Darüber hinaus diskutiert die Wissenschaft Zusammenhänge zwischen einem Vitamin-D-Mangel und Erkrankungen wie Krebs oder Diabetes, AutoImmun-Erkrankungen, Herzkreislauf-Leiden und sogar Alzheimer.
Vitamin D ist wichtig für den Aufbau von Kalzium in den Knochen und hat Einfluss auf Muskelkraft und verschiedene Stoffwechsel-Vorgänge. In der Regel entsteht es durch UVB-Strahlung. Der Körper legt in den Sommermonaten ein Vitamin-D-Depot an. Davon zehrt er dann im Winter. Denn von Oktober bis März steht die Sonne in unseren Breitengraden für eine ausreichende Versorgung nicht hoch genug am Himmel. Um das Depot zu füllen, empfiehlt sich der Verzehr von Hering oder Lachs – fetter Fisch ist im Winter der beste Vitamin-DLieferant.