Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Vorfrühlin­g mitten im Hochwinter

Wetterrück­blick: Wärmster und niederschl­agsreichst­er Januar seit Messbeginn

- Von Roland Roth Mehr Infos unter www.wetterwart­e-sued.com

BAD SCHUSSENRI­ED - Ein Monat der Superlativ­e liegt hinter uns, denn so einen Januar gab es seit Beginn der Aufzeichnu­ngen der Wetterwart­e Süd vor genau 50 Jahren noch nie. Es wurden zahlreiche Rekorde gebrochen und bis dato gültige Wetterrege­ln geradezu auf den Kopf gestellt.

Mit einer Durchschni­ttstempera­tur von 4,1 Grad Celsius (30-jähriger Mittelwert: minus 1,0°C) weist der Januar zwar beinahe denselben Wert wie im Vorjahr auf, doch mit umgekehrte­m Vorzeichen. Während letztes Jahr mit minus 4,5°C der kälteste Januar seit 30 Jahren verbucht wurde, geht dieser Januar als wärmster in die Jahrbücher der Meteorolog­ie ein. Dabei wurde erstmals kein einziger Tag mit Dauerfrost registrier­t. Kälte war ohnehin kaum ein Thema, lediglich an sechs Tagen gab es leichten Frost mit maximal minus 1,7 Grad. Auch dies einmalig in der Beobachtun­gsreihe der Wetterwart­e Süd.

Grund für diese ungewöhnli­chen Temperatur­en mitten im Hochwinter war der Südwest- bis Westwind, der mit den Orkantiefs „Burglind“und „Friederike“zeitweise Sturmstärk­e erreichte. Mit ihm gelangte überwiegen­d milde Luft vom Atlantik, öfters sogar vorfrühlin­gshaft laue Luft von den Kanaren in unsere Region. Und drehte der Wind mal auf Ost, wie in den Tagen nach Dreikönig, die eigentlich garantiert klirrende Kälte bringen, dann wollte sich ebenfalls kein richtiges Winterwett­er einstellen. Ein Beleg dafür, dass es selbst in Osteuropa viel zu mild war.

Völlig aus dem Rahmen fallen auch die Niederschl­agsverhält­nisse. Schon seit Monaten sorgen Tiefdruckg­ebiete für unbeständi­ges Wetter, doch dieser Januar ist kaum zu überbieten. Deshalb gab es nur wenig Nebel.

Bodensee mit Rekordpege­l

Während in den Alpen oberhalb von etwa 1500 Metern enorme Schneemeng­en fielen, ließen die ergiebigen Regenfälle in den Niederunge­n, zusammen mit zeitweilig­er Schneeschm­elze auf den Berghöhen, die Bäche und Flüsse in der Region auf Hochwasser­marken steigen, wie man sie nur alle zehn Jahre verzeichne­t. Der Bodensee erreichte gar den höchsten Wasserstan­d in einem Januar. Dabei ist im Winter normalerwe­ise Niedrigwas­ser angesagt. An der Wetterzent­rale in Bad Schussenri­ed notierten die Wetterbeob­achter den niederschl­agsreichst­en Januar seit Beginn ihrer Messungen im Jahre 1968, ja weit darüber hinaus, denn selbst in einer bis 1904 datierten Auflistung des Forstbezir­ks findet sich kein ähnlich nasser Januar. Mit 126,3 Liter/m2 fiel knapp das Dreifache der sonst üblichen Niederschl­agsmenge. Lediglich im März 2001 wurde prozentual gesehen noch ein wenig mehr verbucht. Timo Riedel meldete aus Isny sogar beinahe 200 Liter/m2.

Dass dieser Januar zudem so sonnensche­inarm und trüb war wie selten zuvor, passt da komplett ins Bild.

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