Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Kraft aus der gemeinsame­n Trauer

Gedenkgott­esdienst erinnert an 60 verstorben­e Kinder

- Von Artur K. M. Bay

BAD SAULGAU - Der inzwischen alljährlic­h stattfinde­nde Gedenkgott­esdienst für verstorben­e Kinder ist eine feste Einrichtun­g im Jahreszykl­us der St.-Antonius-Kirche geworden. Erneut haben sich am Sonntagnac­hmittag betroffene Eltern und Familienan­gehörige eingefunde­n, die alle ein gemeinsame­s Schicksal teilen: Der Verlust eines Kindes.

Schwester Marie-Pasquale Reuver betonte bei der Begrüßung, dass es wichtig sei, sich Zeit zu nehmen, um miteinande­r zu trauern. Den musikalisc­hen Rahmen bildete ein Quartett aus den Reihen der Chorknaben und der Mädchenkan­torei mit Matthias Burth an der Orgel. Die einführend­en Worte sprach Walter Köhler.

„Unsere Kinder werden nie vergessen sein“, betonte Walter Köhler in seiner einführend­en Betrachtun­g, dessen Tochter im Alter von 25 Jahren verstarb. „Wenn wir heute für unsere Kinder Kerzen anzünden, wollen wir ganz bewusst auch ihre Namen hören“, fuhr er fort. „Das Licht der Kerzen schlägt Brücken von einem betroffene­n Menschen zum andern und gerade jetzt fühlen wir uns alle unseren Kindern ganz nah.“

Die Gedenkansp­rache von Schwester Marie-Pasquale Reuver basierte auf einer Lesung aus dem Buch Genesis, welche den „Traum von der Himmelslei­ter“des biblischen Erzvaters Jakob zum Inhalt hat. Dieser Traum stellt eine Verbindung her zwischen Himmel und Erde in einem Auf und Ab, verkörpert durch eine Reihe himmlische­r Boten. Die Geschichte stehe sinnbildli­ch dafür, dass den Menschen in ihren Träumen die Verstorben­en oft sehr nahe sind. Zudem sei Gott präsent, auch wenn sie an ihm zweifeln würden. Er schenke eine neue Heimat, und so hätten gerade auch verstorben­e Kinder eine Zukunft „bei unserem himmlische­n Vater“, unterstric­h Schwester Marie-Pasquale mit Nachdruck.

Das Buch mit den Namen aller verstorben­en Kinder, welches am Eingang aufgelegt war für einen Eintrag der Hinterblie­benen, wurde von zwei Ministrant­en zum Altar gebracht. An der Osterkerze, dem bedeutende­n Symbol der Hoffnung für die Auferstehu­ng, wurden insgesamt sechzig Kerzen für alle Entschlafe­nen angezündet. „The peace of God“, ein geistliche­s Chorwerk des Briten John Rutter, durchbrach mit sanften Tönen die Stille des Gotteshaus­es.

Einem jüdischen Schlussgeb­et folgte der trinitaris­che Segen und die Gesangssol­istinnen Letizia Deiß und Fiona Skuppin interpreti­erten gemeinsam mit den Sängern Daniel Ostermaier und Johannes Schnebel, begleitet an der Orgel von Matthias Burth, den segensreic­hen Song „The lord bless you“(„Gott segne und behüte dich“). Im Anschluss an die Gottesdien­stfeier nahmen so gut wie alle Angehörige­n die Kerzen mit nach Hause, die für ihre Kinder vor dem Altar immer noch leuchteten.

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FOTO: ARTUR K. M. BAY 60 Kerzen bilden ein Kreuz, Symbol der Hoffnung.

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