Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Kraft aus der gemeinsamen Trauer
Gedenkgottesdienst erinnert an 60 verstorbene Kinder
BAD SAULGAU - Der inzwischen alljährlich stattfindende Gedenkgottesdienst für verstorbene Kinder ist eine feste Einrichtung im Jahreszyklus der St.-Antonius-Kirche geworden. Erneut haben sich am Sonntagnachmittag betroffene Eltern und Familienangehörige eingefunden, die alle ein gemeinsames Schicksal teilen: Der Verlust eines Kindes.
Schwester Marie-Pasquale Reuver betonte bei der Begrüßung, dass es wichtig sei, sich Zeit zu nehmen, um miteinander zu trauern. Den musikalischen Rahmen bildete ein Quartett aus den Reihen der Chorknaben und der Mädchenkantorei mit Matthias Burth an der Orgel. Die einführenden Worte sprach Walter Köhler.
„Unsere Kinder werden nie vergessen sein“, betonte Walter Köhler in seiner einführenden Betrachtung, dessen Tochter im Alter von 25 Jahren verstarb. „Wenn wir heute für unsere Kinder Kerzen anzünden, wollen wir ganz bewusst auch ihre Namen hören“, fuhr er fort. „Das Licht der Kerzen schlägt Brücken von einem betroffenen Menschen zum andern und gerade jetzt fühlen wir uns alle unseren Kindern ganz nah.“
Die Gedenkansprache von Schwester Marie-Pasquale Reuver basierte auf einer Lesung aus dem Buch Genesis, welche den „Traum von der Himmelsleiter“des biblischen Erzvaters Jakob zum Inhalt hat. Dieser Traum stellt eine Verbindung her zwischen Himmel und Erde in einem Auf und Ab, verkörpert durch eine Reihe himmlischer Boten. Die Geschichte stehe sinnbildlich dafür, dass den Menschen in ihren Träumen die Verstorbenen oft sehr nahe sind. Zudem sei Gott präsent, auch wenn sie an ihm zweifeln würden. Er schenke eine neue Heimat, und so hätten gerade auch verstorbene Kinder eine Zukunft „bei unserem himmlischen Vater“, unterstrich Schwester Marie-Pasquale mit Nachdruck.
Das Buch mit den Namen aller verstorbenen Kinder, welches am Eingang aufgelegt war für einen Eintrag der Hinterbliebenen, wurde von zwei Ministranten zum Altar gebracht. An der Osterkerze, dem bedeutenden Symbol der Hoffnung für die Auferstehung, wurden insgesamt sechzig Kerzen für alle Entschlafenen angezündet. „The peace of God“, ein geistliches Chorwerk des Briten John Rutter, durchbrach mit sanften Tönen die Stille des Gotteshauses.
Einem jüdischen Schlussgebet folgte der trinitarische Segen und die Gesangssolistinnen Letizia Deiß und Fiona Skuppin interpretierten gemeinsam mit den Sängern Daniel Ostermaier und Johannes Schnebel, begleitet an der Orgel von Matthias Burth, den segensreichen Song „The lord bless you“(„Gott segne und behüte dich“). Im Anschluss an die Gottesdienstfeier nahmen so gut wie alle Angehörigen die Kerzen mit nach Hause, die für ihre Kinder vor dem Altar immer noch leuchteten.