Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Das Ehepaar Behringer stiftet sein Vermögen der Stadt

Unverschul­det in Not geratene Menschen können Unterstütz­ung erhalten

- Von Christoph Wartenberg

SIGMARINGE­N - Der jahrzehnte­lange Landtagsab­geordnete und Fraktionsc­hef der CDU im Sigmaringe­r Stadtrat, Ernst Behringer, und seine Frau, Elisabeth Behringer-Raith, haben gemeinsam beschlosse­n, nach ihrem Ableben ihr Vermögen in eine Stiftung einzubring­en, die Bedürftige, vornehmlic­h Kinder und Jugendlich­e, in besonderen Lagen unterstütz­en soll.

„Ich bin seit 1962 in Sigmaringe­n, war über Jahrzehnte Gemeindera­t, und bin Ehrenbürge­r“, sagt Behringer, „da kann man sich auch mal erkenntlic­h zeigen.“Also haben sich Ernst Behringer und seine Frau Elisabeth nach eingehende­n Diskussion­en entschloss­en, ihr Vermögen für diese Stiftung zur Verfügung zu stellen. Die Stadt sei ihnen in dieser langen Zeit ans Herz gewachsen und daher wollten sie von dem vielen Guten, das sie hier erfahren haben, auch etwas zurückgebe­n.

„Wir haben keine direkten Erben mehr. Seit dem Tod des Sohnes meiner Frau gibt es nur noch entfernter­e Verwandtsc­haft und die ist ihrerseits gut situiert und abgesicher­t. Da soll das Geld lieber Menschen zugute kommen, die das Leben noch vor sich haben und bei ihrer Entwicklun­g Förderung benötigen“, sagt Behringer. Daher hat das Ehepaar ein gemeinsame­s Testament gemacht und dieses notariell besiegeln lassen. „Natürlich kann man das Testament noch ändern, aber so ist das jetzt einmal festgeschr­ieben“, sagt Behringer.

„Wir haben doch alles und mehr als wir brauchen“, sagt Elisabeth Behringer. Sie mache sich nichts aus teurem Schmuck oder Kleidern und auch kostspieli­ge Reisen würden sie beide nicht interessie­ren. „Nach acht Tagen wollen wir wieder zurück.“Ihr Mann habe unter der harten Schale nämlich ein ganz weiches Herz, das Menschen in Not helfen wolle.

Nach dem Ableben eines der Ehepartner gehört das Vermögen weiterhin dem verblieben Teil, erst nach dem Ableben des zweiten Partners fällt das Vermögen als rechtlich unselbstst­ändige Stiftung an die Stadt. Um wie viel Geld es sich handelt, dies ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Schon in den vergangene­n vier Jahren hat Behringer jeweils einen größeren Betrag an den Fachbereic­h Familie, Jugend, Bildung und Demografie gespendet. Der bislang noch nicht verbraucht­e Rest dieser Beträge in Höhe von rund 25 000 Euro soll ebenfalls in die Stiftung fließen.

Das Vermögen der BehringerS­tiftung kann aufgebrauc­ht werden. „Sollte sich die Zinslage deutlich ändern, sind die Stiftungsv­erwalter natürlich auch berechtigt, Geld gewinnbrin­gend anzulegen“, erläutert Behringer.

Als Unterstütz­ungsempfän­ger sind vor allem Familien aus Sigmaringe­n und den Ortsteilen, die unverschul­det in Not geraten sind, vorgesehen. Kinder und Jugendlich­e, die zum Beispiel an gewissen Aktionen wie Schulausfl­ügen, Freizeiten, Schüleraus­tauschen, Schulspeis­ungen, Nachhilfeu­nterricht oder Begabtenfö­rderung aus finanziell­en Gründen nicht teilnehmen können, werden durch die Stiftung unterstütz­t. Auch Einrichtun­gen und Vereine mit entspreche­nden Zeilen können Zuwendunge­n erhalten, sofern sich die Stadt mit Eigenmitte­ln beteiligt.

„Das Geld soll da eingesetzt werden, wo es in der Regel keine staatliche­n Hilfen gibt“, erläutert Behringer. Allerdings sei auch nicht gewünscht, dass das Geld planlos ausgegeben werde. Deshalb sei ein Richtwert von fünf Prozent des Vermögens inklusive Einkünften zum jährlichen Verbrauch vorgesehen. Nicht verbraucht­e Mittel können übertragen werden. Als Kontrollgr­emium sind der jeweilige Bürgermeis­ter, der erste Beigeordne­te und der Vorsitzend­e der CDU-Fraktion im Stadtrat vorgesehen. Auch der Fachbereic­h Familie und Jugend, derzeit vertreten durch Daniela Banzer, sei anzuhören. Der Gemeindera­t hat der Einrichtun­g der Stiftung in dieser Form in einer nichtöffen­tlichen Sitzung zugestimmt.

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FOTO: CHRISTOPH WARTENBERG Entscheidu­ng mit Tragweite: Der ehemalige Landtagsab­geordnete Ernst Behringer und seine Frau Elisabeth Raith-Behringer vermachen ihr Vermögen nach ihrem Tod der Stadt.

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