Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Das Ehepaar Behringer stiftet sein Vermögen der Stadt
Unverschuldet in Not geratene Menschen können Unterstützung erhalten
SIGMARINGEN - Der jahrzehntelange Landtagsabgeordnete und Fraktionschef der CDU im Sigmaringer Stadtrat, Ernst Behringer, und seine Frau, Elisabeth Behringer-Raith, haben gemeinsam beschlossen, nach ihrem Ableben ihr Vermögen in eine Stiftung einzubringen, die Bedürftige, vornehmlich Kinder und Jugendliche, in besonderen Lagen unterstützen soll.
„Ich bin seit 1962 in Sigmaringen, war über Jahrzehnte Gemeinderat, und bin Ehrenbürger“, sagt Behringer, „da kann man sich auch mal erkenntlich zeigen.“Also haben sich Ernst Behringer und seine Frau Elisabeth nach eingehenden Diskussionen entschlossen, ihr Vermögen für diese Stiftung zur Verfügung zu stellen. Die Stadt sei ihnen in dieser langen Zeit ans Herz gewachsen und daher wollten sie von dem vielen Guten, das sie hier erfahren haben, auch etwas zurückgeben.
„Wir haben keine direkten Erben mehr. Seit dem Tod des Sohnes meiner Frau gibt es nur noch entferntere Verwandtschaft und die ist ihrerseits gut situiert und abgesichert. Da soll das Geld lieber Menschen zugute kommen, die das Leben noch vor sich haben und bei ihrer Entwicklung Förderung benötigen“, sagt Behringer. Daher hat das Ehepaar ein gemeinsames Testament gemacht und dieses notariell besiegeln lassen. „Natürlich kann man das Testament noch ändern, aber so ist das jetzt einmal festgeschrieben“, sagt Behringer.
„Wir haben doch alles und mehr als wir brauchen“, sagt Elisabeth Behringer. Sie mache sich nichts aus teurem Schmuck oder Kleidern und auch kostspielige Reisen würden sie beide nicht interessieren. „Nach acht Tagen wollen wir wieder zurück.“Ihr Mann habe unter der harten Schale nämlich ein ganz weiches Herz, das Menschen in Not helfen wolle.
Nach dem Ableben eines der Ehepartner gehört das Vermögen weiterhin dem verblieben Teil, erst nach dem Ableben des zweiten Partners fällt das Vermögen als rechtlich unselbstständige Stiftung an die Stadt. Um wie viel Geld es sich handelt, dies ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Schon in den vergangenen vier Jahren hat Behringer jeweils einen größeren Betrag an den Fachbereich Familie, Jugend, Bildung und Demografie gespendet. Der bislang noch nicht verbrauchte Rest dieser Beträge in Höhe von rund 25 000 Euro soll ebenfalls in die Stiftung fließen.
Das Vermögen der BehringerStiftung kann aufgebraucht werden. „Sollte sich die Zinslage deutlich ändern, sind die Stiftungsverwalter natürlich auch berechtigt, Geld gewinnbringend anzulegen“, erläutert Behringer.
Als Unterstützungsempfänger sind vor allem Familien aus Sigmaringen und den Ortsteilen, die unverschuldet in Not geraten sind, vorgesehen. Kinder und Jugendliche, die zum Beispiel an gewissen Aktionen wie Schulausflügen, Freizeiten, Schüleraustauschen, Schulspeisungen, Nachhilfeunterricht oder Begabtenförderung aus finanziellen Gründen nicht teilnehmen können, werden durch die Stiftung unterstützt. Auch Einrichtungen und Vereine mit entsprechenden Zeilen können Zuwendungen erhalten, sofern sich die Stadt mit Eigenmitteln beteiligt.
„Das Geld soll da eingesetzt werden, wo es in der Regel keine staatlichen Hilfen gibt“, erläutert Behringer. Allerdings sei auch nicht gewünscht, dass das Geld planlos ausgegeben werde. Deshalb sei ein Richtwert von fünf Prozent des Vermögens inklusive Einkünften zum jährlichen Verbrauch vorgesehen. Nicht verbrauchte Mittel können übertragen werden. Als Kontrollgremium sind der jeweilige Bürgermeister, der erste Beigeordnete und der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Stadtrat vorgesehen. Auch der Fachbereich Familie und Jugend, derzeit vertreten durch Daniela Banzer, sei anzuhören. Der Gemeinderat hat der Einrichtung der Stiftung in dieser Form in einer nichtöffentlichen Sitzung zugestimmt.