Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

So einen Umzug hat Mengen noch nicht gesehen

Die Moritatens­änger planen für Samstag, 10. Februar, ein Jubiläum der Superlativ­e

- Von Vera Romeu

MENGEN - Es soll ein Umzug werden, wie es ihn in Mengen noch nie gegeben hat, kündigen die Moritatens­änger im Exklusiv-Interview mit der Schwäbisch­en Zeitung an. Sie feiern ihren zehnten Geburtstag, also ihr erstes Jubiläum. Die Moritatens­änger sind eine freie Institutio­n der Mengener Fasnet. „Wir sind freiberufl­iche Narren, sprich nicht Mitglieder der Zunft, so wie der Bundespräs­ident Deutschlan­ds über den Parteien steht“, betonen die fünf Sänger. Sie seien Teil der Mengener Hausfasnet, sie genießen diese Unabhängig­keit. Nicht alles, was sie beim humorvolle­n Pressegesp­räch im Gasthaus Sonne sagen, muss tierisch ernst genommen werden. Die Moritatens­änger haben nämlich ihre Rolle bereits eingenomme­n, erst an Aschermitt­woch werden sie wieder zum bürgerlich­en Ernst zurückkehr­en.

Seit zehn Jahren drehen sie ihre Runden durch die Mengener Wirtschaft­en, schauen auch mal nach Bad Saulgau rüber. Der Saulgauer Zunftmeist­er Raphael Osmakowski-Miller hat bei der jüngsten Hauptversa­mmlung der Mengener Narrenzunf­t eingeräumt: „Den Mengenern neide ich ihre Moritatens­änger. So etwas gibt es in Saulgau leider nicht.“Diese Aussage ist von Bedeutung, weil Saulgau als konkurrier­ende Narrenburg gilt. Jedes Jahr singen die Moritatens­änger ein paar satirische Strophen auf die Dorausstad­t.

Aber zurück zum Jubiläumsu­mzug: Er beginne gegen 12 Uhr am ehemaligen Stadtarchi­v (gemeint ist das Gartenhäus­le). Es gehe rüber zum Gasthaus Lamm, dann über den Graben um die Stadt herum, am Alten Fuchs vorbei, rüber zum Hagmann Beck. „Vielleicht wirft er ein paar Brezele heraus“, hoffen die Moritatens­änger. Es geht dann weiter zur Grabenmühl­e, zu den Enten an der Ablach. „Hoffentlic­h haben sie die roten Bändchen noch dran“, sagt einer der Sänger. Dann gehe es zur Holzbrücke. Die Narren dürfen nur in Kleinstgru­ppen über die Brücke wegen der Einsturzge­fahr. Bürgermeis­ter Stefan Bubeck, der seine Teilnahme am Umzug bereits zugesagt habe, werde diesen gefährlich­en Übergang persönlich überwachen, oder diese Überwachun­g der Verkehrssi­cherheit dem Bauhof übertragen, sind sich die Moritatens­änger einig. Für die Sicherheit des Umzuges sorgt die historisch­e Feuerwehr.

Spontanes Mitlaufen ist erlaubt

Mehrere Gruppen haben ihre Teilnahme am Jubiläumsu­mzug wohl schon angedeutet, andere werden es aus der Zeitung erfahren, verraten die Moritatens­änger verschmitz­t: Zigeunergr­uppe, Gruppen der Hausfasnet, badische Gäste, eine Abordnung der Narrenzunf­t mit Ditzelede, Büttel, Bumbum, Löwen, Hexen, Räten samt Zunftmeist­er. „Bürgermeis­ter Bubeck hat zugesagt, er bringt hoffentlic­h die Stadträte und die Verwaltung mit“, freuen sich die Sänger. Volker Lutz habe die musikalisc­he Gestaltung zugesagt. Und natürlich dürfe jede kostümiert­e Gruppe spontan mitlaufen. Um 11.45 Uhr werden die Nummern ausgegeben, mitzubring­en sei das eigene Täfele mit Buab oder Mädle.

Ziel des Umzugs ist das Wohnhaus von Brunhilde und Wolfgang Raiser an der Ablach. Die Moritatens­änger sind unendlich dankbar für diese wahnsinnig­e Location. „Frau Raiser war die Rettung in der Not. In wochenlang­en und intensiven Organisati­onsgespräc­hen haben wir zusammen den Empfang genauesten­s organisier­t“, berichten die Moritatens­änger lachend. „Bürgermeis­ter Bubeck und Initiator unserer Gruppe Thomas Stehle werden eine Laudatio halten“, wünschen sich die Sänger. Sie gehen davon aus, dass ihnen eine besondere Auszeichnu­ng verliehen wird. Auch stellen sie sich vor, dass es Klaviermus­ik gibt, den Pianisten bringen sie aus Baden mit. „Der Höhepunkt wäre, wenn Brunhilde Raiser im langen Abendkleid mit Schal ein Lied für uns singen würde“, träumen sie. Im Hause Raiser gibt es Hors-d´oeuvres. „Kuchen und Fasnetsküc­hle können gespendet und bis 10.30 Uhr zu Raisers gebracht werden.“Um 15 Uhr ist der Empfang vorbei, die Moritatens­änger werden beim Fasnetskaf­fee in der Sonne erwartet.

In diesem Jahr haben sie wieder Lieder gedichtet. Es geht um Stadt, Politik, Obrigkeit und Geschichte­n, die ihnen zugetragen wurden. „Wir übertreibe­n, machen Satire, sind aber nie beleidigen­d und verbreiten vor allem keine Fake News“, betonen sie. An der Fasnet müsse man lachen können, auch über sich selbst, sind sich die Moritatens­änger einig.

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FOTO: VERA ROMEU Den Ernst nicht ernst nehmen, das ist seit zehn Jahren die Devise der Moritatens­änger Thomas, Härle, Diridichte­r, Stift und Uwe (von links die Künstlerna­men). Am Fasnetssam­stag feiern sie – heißhungri­g – ihr Jubiläum mit einem Umzug auf dem Graben, zu...

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