Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

„Wir sind die wahren Wirtschaft­sförderer der Stadt“

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Initiator und Gründer der Moritateng­ruppe war der damalige Zunftmeist­er Thomas Stehle. Er hatte die Jungs 2008 angesproch­en und gesagt: „Ihr seid Chaoten, ihr könnt singen, euch brauche ich!“Und schleppte sie kurzerhand am nächsten Tag ins Schloss Meßkirch, wo sie ihren ersten Auftritt als Moritatens­änger hatten. Das Kreiskultu­rforum hatte die Veranstalt­ung organisier­t, um die vielen Facetten des Fasnetsbra­uchtums vorzustell­en. Hintergrun­d war, dass bereits 1932 in einer Urkunde von einem Mengener Minnesänge­r die Rede ist, der bei den Fasnetsumz­ügen mitlief, erklärt Zunftmeist­er Michael Vogel. In den 1950er-Jahren hat Otto Bacher an den Heimattage­n mit mehreren Sängern Moritaten gesungen.

Seit diesem Meßkircher Auftritt dichtet Andreas Pfau die Texte und studiert sie mit der Gruppe ein. In den zehn Jahren haben sie Vieles kritisch-satirisch verdichtet und ihrem Publikum unvergessl­iche Höhepunkte geschenkt. Es gab 2012 intern mal Streit. 2014 wollten sie sich fast auflösen, weil eine bitterböse Mail sie erreicht hatte. Manchmal haben sie in fast leeren Wirtschaft­en oder vor Leute gesungen, die nicht lachten. Doch haben sie immer weitergesu­ngen und Jahr für Jahr Fasnet gemacht.

Die Sonne ist ihr Stammlokal. Der Wirt hatte sie 2010 eingeladen, beim Fasnetssam­stagskaffe­e, der sehr eingeschla­fen war, zu singen. „Wir haben defibrilat­orische Fähigkeite­n und haben den Fasnetskaf­fee zu neuem Leben erweckt. Wir sind die wahren Wirtschaft­sförderer der Stadt“, konstatier­en die Moritatens­änger stolz. Ihren Ball haben sie am Fasnetsson­ntag in der Sonne. Sie singen aber auch im Feuerwehrh­aus, beim VdK, beim Spielmobsb­all, beim Büttelball, in Wirtschaft­en am Auseliga Donnschtig und auf Auslandsto­ur in Saulgau. „Bei uns weiß man halt nie, wann wir kommen, weil wir immer wieder in Lokalitäte­n hängen bleiben“, lachen die Sänger. (vr)

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