Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Biohybrid: Schallschutz wird optimiert
Nach Änderung liegt Bebauungsplan Energiepark Hahnennest erneut aus.
OSTRACH - Ausführlich hat der Gemeinderat Ostrach am Montagabend das ergänzte Schallgutachten für die Änderung des Bebauungsplans „Energiepark Hahnennest“besprochen. Da im Schriftstück einige Nachbesserungen erforderlich waren, soll es demnächst erneut öffentlich ausliegen.
Das Landratsamt Sigmaringen hatte im Rahmen des Verfahrens erhebliche Bedenken beim Immissionsschutz. Bemängelt wurde etwa, dass die Vorbelastungen aus den landwirtschaftlichen Betrieben nicht berücksichtigt wurden. „Mit den bislang eingereichten Untersuchungen würden die rechnerischen Grenzwerte bei zwei Wohneinheiten in Hahnennest überschritten. Somit gäbe es keine Genehmigung“, erläuterte Bürgermeister Christoph Schulz. Daraufhin hat das Ingenieurbüro Heine und Jud seine Untersuchung ergänzt und weitere Schutzmaßnahmen als Bedingung für die Genehmigung festgesetzt.
Im Detail erläuterte Diplom-Geograph Christian Reutter von dem Ingenieurbüro die schalltechnische Untersuchung. Ermittelt wurde der Gesamtlärm, der von vorhandener Biogasanlage und Landwirtschaft sowie vom geplanten Milchpark und der Biohybridanlage zu erwarten ist. Beurteilungsgrundlage ist die TALärm, die Grenzwerte vorgibt. Diese liegen für 6 bis 22 Uhr bei 60 Dezibel und nachts bei 45 Dezibel. „Wir hatten anfangs deutliche Überschreitungen und daher zusätzliche Schutzmaßnahmen untersucht“, sagte Reutter.
Lärmschutzwälle helfen nur lokal
Als untauglich erwiesen sich sechs Meter hohe Lärmschutzwälle an verschiedenen Standorten. „Die Wälle ergeben nur eine lokal sehr begrenzte Pegelminderung“, berichtete der Geograph. Als Vergleich nannte er eine Lärmschutzwand im Verkehr. Je dichter an der Fahrbahn, desto größer die Pegelminderung. Auch eine Überdachung und einfache Schutzwände gaben noch keine ausreichende Reduzierung. Nach Rücksprache mit Erdgas Südwest als Bauherr der Anlage erklärte das Unternehmen sich zu folgenden Maßnahmen bereit: Die geplanten Blockheizkraftwerke werden eingehaust, der Biohybridkessel bekommt einen leistungsfähigeren Schallschutz. Je nach Ortslage – Hahnennest, Mettenbuch, Kalkreute oder Burgweiler – liegt die Pegelminderung bei bis zu fünf Dezibel. Das Ergebnis: „Die Vorgaben der TA-Lärm werden eingehalten. An der dichtesten Bebauung in Hahnennest gäbe es nachts 44 Dezibel, 45 wären zulässig“, sagte Reutter. In den umliegenden Weilern liegen die Werte drunter: Mettenbuch 30 Dezibel, Burgweiler 29 Dezibel und Kalkreute 28 Dezibel. Jörg Schmitt (SPD) bat um eine Veranschaulichung dieser Werte. Reutter erläuterte, dass 44 Dezibel einem Flüstern vor einem offenen Fenster entspreche, dass dann in dem Raum zu hören sei.
Jürgen Arnold (CDU) bemängelte, dass die Berechnung auf Grundlage von Datenblättern für eine Anlage gemacht worden sei, die es bislang in Deutschland gar nicht gebe. Daher forderte er eine Messung, die den tatsächlichen Lärm ermittelt, wenn die Anlage steht. Projektleiterin Melanie Gimmy versuchte zu beschwichtigen: „Es sind Datenblätter von Teilen, die schon in anderen Anlagen verbaut sind.“Bürgermeister Christoph Schulz verwies auf die Gewerbeaufsicht als zuständige Behörde bei Lärmbelästigung. Arnold gab sich damit nicht zufrieden. „Ich bin offen für die Biohybridanlage, aber wir müssen den Bürgern, die im Umkreis leben, Sicherheit geben“, sagte der Gemeinderat und plädierte dafür, dass die Gemeinde solch eine Messung in Auftrag gebe. Schulz machte den Kompromissvorschlag: Wenn die Anlage steht, wird über die Ortsvorsteher ein Stimmungsbild eingeholt. Wenn es Beschwerden gibt, dann kommt eine Messung. Damit zeigte Arnold sich einverstanden.