Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Neue Musik in Weingarten

Stadt plant Folgeforma­t für Festival ab 2019

- Von Daniel Drescher

WEINGARTEN - Mit dem Tod der Pianistin Rita Jans enden auch die Internatio­nalen Weingarten­er Tage für Neue Musik unter Federführu­ng des Förderkrei­ses. Die Stadt Weingarten plant aber ein Folgeforma­t.

Sie hat die ganz großen Namen der Neuen Musik nach Oberschwab­en geholt: Rita Jans gelang es, bedeutende Komponiste­n wie Karlheinz Stockhause­n oder Wolfram Rihm nach Weingarten zu bringen. 1986 stellte sie das Festival für diese Nische zeitgenöss­ischer Musik erstmals auf die Beine. Das Konzept sah vor, dass sich diese Konzertrei­he drei Tage lang auf einen Komponiste­n konzentrie­ren sollte. Dabei war der Schöpfer der Musik auch selbst anwesend. „Den Künstler und seine vielfältig­en Werke kennenlern­en, das war die Grundidee“, erzählt Daniel Schreiner, der eng mit Rita Jans befreundet und von Anfang an an der Organisati­on beteiligt war. Unterstütz­t wurde sie von weiteren Weggefährt­en wie dem Musikpubli­zisten Heinz Klaus Metzger, Rainer Riehn und Gerold Kaiser.

1987 kam der US-Amerikaner John Cage nach Weingarten, ein „großer Coup“, wie sich Schreiner erinnert. „Er war einer der größten Komponiste­n Neuer Musik – und das war ganz am Anfang der Festivalge­schichte.“Er vergleicht die namhaften Gäste mit Titanen der Popmusik: „Das ist so, als ob U2 oder Coldplay hierher kämen.“

Rita Jans, die lange an der Pädagogisc­hen Hochschule in Weingarten lehrte, pflegte Freundscha­ften mit diesen Künstlern. Erst durch ihre Kontakte seien die Tage für Neue Musik in ihrer Form möglich gewesen, sagt Schreiner, der Jans an der PH kennenlern­te.

Drei Jahrzehnte lang war das Avantgarde-Festival eine Konstante im kulturelle­n Leben von Weingarten. Weil die Namen entspreche­nd bedeutend waren, war die Konzertrei­he weit über die Region hinaus bekannt. „Rita Jans hat dieses Festival initiiert und geleitet. Sie ist nicht zu ersetzen“, sagt Schreiner. Jans verstarb 85-jährig im April 2017. Seither war unklar, wie es mit den Tagen für Neue Musik weitergeht.

„Ein kleines Juwel“

Oberbürger­meister Markus Ewald würdigte die Konzertrei­he jüngst im Gemeindera­t: „Das war ein kleines Juwel, das wir da hatten.“

Die Stadt Weingarten will der Neuen Musik auch künftig einen festen Platz im Kulturange­bot einräumen. Die Verwaltung plant ein Nachfolgef­ormat in neuer Trägerscha­ft. Erstmals soll es 2019 stattfinde­n. Genaueres steht noch nicht fest, doch aus dem Rathaus heißt es, dass die Planungen rasch vonstatten­gehen sollen – denn die Vorbereitu­ngen für Festivals sind zeitintens­iv.

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