Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Eisbären fehlen Jagdmöglic­hkeiten

Klimawande­l setzt gefährdete Tiere weiter unter Druck

- Von Nadja Wolf

ANCHORAGE (dpa) - Manche Eisbären werden nicht richtig satt. Die Tiere haben einen höheren Energiebed­arf als bisher angenommen und wenig Jagderfolg, berichten US-Forscher im Fachmagazi­n „Science“. Sie hatten neun Eisbärweib­chen im Polarmeer über Tage hinweg beobachtet und deren Stoffwechs­el analysiert. Dabei stellten sie fest, dass über die Hälfte der Bären abmagerte. Die ohnehin gefährdete­n Eisbären könnten noch mehr unter Druck geraten, wenn sich die Jagdbeding­ungen weiter verschlech­terten.

Der berechnete Energiever­brauch der Eisbären in der Studienzei­t war 1,6-mal höher als Forscher bisher angenommen hatten. Mehr als die Hälfte der Bären hatte eine negative Energiebil­anz: Die Tiere verbraucht­en mehr Energie, als sie durch ihr Futter wieder aufnahmen, und verloren an Körpermass­e. Vier Bären verloren mehr als zehn Prozent ihrer Körpermass­e. Bislang gingen Experten davon aus, dass Eisbären einen geringeren Energiever­brauch haben, weil sie keine natürliche­n Feinde haben und ihre Jagdmethod­e nicht sehr viel Körpereins­atz fordert: Sie sitzen auf Eisscholle­n und warten, bis eine Robbe zum Atmen auftaucht.

Die Forscher errechnete­n, dass ein Eisbärweib­chen innerhalb von zwölf Tagen eine ausgewachs­ene Robbe fressen muss, um den Energiever­brauch zumindest auszugleic­hen. Im Studienzei­traum gelang dies nur vier Tieren. Die restliche Nahrung bestand aus Kadavern und Jungtieren. Zukünftig werde sich der Energiever­brauch der Tiere noch erhöhen, schreiben die Wissenscha­ftler. Denn wenn das Eis durch den Klimawande­l weiter zurückgeht, müssten die Tiere länger wandern oder schwimmen, um feste Eisscholle­n zu finden, auf denen sie jagen können.

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