Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Forschergruppe will Kühlgeräte verbessern
Die zahlreichen Produkte und Features auf dem Markt sollen für Endverbraucher vergleichbar werden
SIGMARINGEN (sz) - Wie kann man Lebensmittel möglichst lange frisch halten? Mit dieser Frage beschäftigen sich Kühlgerätehersteller und bringen immer neue Produkte auf den Markt. Doch während es für die Bereiche Energieeffizienz oder das Gefriervermögen längst internationale Standards und Normen gibt, fehlen diese Standards bei genau dem, wofür das Kühlgerät eigentlich da ist – der Frischhalteleistung von Lebensmitteln. In einem nationalen Forschungsprojekt mit der Universität Bonn und den Unternehmen Liebherr und BSH Hausgeräte GmbH entwickelt das Team von Professorin Dr. Astrid Klingshirn Normvorschläge zur Frischeperformance von Kühlgeräten. Das teilt die Hochschule mit.
Je nach Lebensmittelprodukt gibt es Empfehlungen für optimale Lagerbedingungen. „Dazu zählen die Lagertemperatur und Luftfeuchte sowie die Gasatmosphäre oder auch Licht“, sagt Klingshirn. Doch welche Mechanismen gibt es, um beispielsweise Gewichtsverlust oder Kondensation zu beeinflussen, und welche Technologien ergeben dabei Sinn? Bislang bieten Hersteller unterschiedliche Features wie 0°C-Lagerzonen, Feuchteeinstellungen oder eine separate Beleuchtung für Gemüse an, um den Qualitätserhalt der gelagerten Lebensmittel zu verbessern. Was fehlt, ist die Vergleichbarkeit. Klingshirn und ihr Team untersuchen daher die einzelnen Technologien und deren Kombination. Ziel ist die Entwicklung von Normen, die es dem Verbraucher ermöglichen, anhand objektiver Kriterien zu beurteilen, welche Features ein Mehr an Frische bringen und welche nicht. „Dadurch weiß ich als Verbraucher, welche Techniken ich brauche und kann eine tatsächliche Bewertung der Gerätetechnologien treffen“, sagt Klingshirn.
Durch die Erarbeitung von Standards solle nicht nur die Leistung für den Endverbraucher transparenter werden, auch weitere Innovationen im Markt könnten so begünstigt werden. Außerdem könne man sicherstellen, dass nur noch die Produkte auf dem Markt eingeführt werden, die einen tatsächlichen Mehrwert für den Endkunden bieten. In einem ersten Schritt werden dazu alle auf dem Markt verfügbaren Sonderfunktionen und Geräteausstattungen in einer Marktstudie erfasst sowie die Relevanz verschiedener Qualitätsund Frischeeigenschaften bewertet. Aktuell wird eine Verbraucherumfrage mit mehr als 2000 Haushalten durchgeführt. Als besonders relevant eingestufte Qualitäts- und Frischeparameter legen entsprechende Schwerpunktsetzungen im weiteren Projektverlauf. In einem weiteren Schritt sollen die Features untersucht und reproduzierbare Testverfahren für besonders relevante Qualitätsund Frischeparameter entwickelt werden. Neben Klingshirn arbeitet der Doktorand Harald Weber an dem Projekt. Unterstützt werden sie von der akademischen Mitarbeiterin Lilla Brugger, die seit zwei Jahren im Bereich Kältegeräte forscht.