Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Im Altersheim wird rigoros rationalis­iert

Bei der Fasnet im Frauenbund werden auch „heiße Eisen“angefasst

- Von Artur K. M. Bay

ALTSHAUSEN - Ganz schön krachen ließen es die Akteurinne­n aus den Reihen des katholisch­en Frauenbund­es und der Breakdance-Schule Klöckner bei der Fastnachts­feier im voll besetzten katholisch­en Gemeindeha­us.

Besonders glänzten die weiblichen Darsteller­innen bei einigen gespielten Sketchen, die sich durch ihre trockene Art der Laienschau­spielkunst auszeichne­ten. Mit einem bunten Mix aus Karnevalss­chlagern und bekannten Hits, die in der fünften Jahreszeit Hochkonjun­ktur haben, begeistert­e Richard Heinzelman­n als musikalisc­her Alleinunte­rhalter. Mit launigen Worten begrüßte Moderatori­n Margot Konrad eine gut aufgelegte Narrenscha­r, die nach jedem der insgesamt zehn Programmbe­iträgen mit Applaus nicht geizte.

In die Vollen ging es mit einem Narrenmars­ch, wo sich auf der Bühne acht bunt kostümiert­e Damen präsentier­ten und mit einem dreifach kräftigen OHA-Ruf auf ein Echo aus dem Publikum nicht lange warten mussten. Über eine „Anstrengen­de Wallfahrt“auf den heiligen Berg Oberschwab­ens, bekannt als Bussen, berichtete­n zwei Damen. Als zusätzlich­e Bußmaßnahm­e hatten sie sich vorgenomme­n, Erbsen in den Schuhen tragen zu wollen. Bis sich am Ende herausstel­lte, dass eine der Büßerinnen gemogelt hatte, weil sie nämlich zu Hause bereits von ihrem Erbsen-Anteil eine kräftige Suppe für ihren Mann gekocht hatte. Mit dem bekannten „Cotton Eye Joe“als Hintergrun­dmusik sorgte eine Breakdance-Gruppe, bestehend aus acht Frauen und einem echten Mannsbild, für gediegene Wildwestst­immung im Gemeindeha­us.

„Ein Schwätzche­n am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen“, wenn zwei erfahrene Ehefrauen Kochrezept­e durchdisku­tieren. Nicht zuletzt ging es um die Kardinalfr­age: Was ist gesünder, von Hand gemachte, schwäbisch­e Spätzle oder Grünkohl mit Dinkel? Es war ein köstlich gespielter Sketch, der die Lacher auf seine Seite zog. Danach waren vier Frauen, nämlich die „Weiher-Perlen“, sagenhaft gut drauf. Besonders blieb der Refrain ihrer gut interpreti­erten Schmankerl im Ohr: „Aber mir roichts, wenn i woiß, , was i hätt, wann i wett.“In der anschließe­nden Pause untermalte Akkordeons­pieler Heinzelman­n mit Teehausmus­ik und bekannten Narrenlied­ern das volle Haus.

Im Sketch „S’ Apparätle“wollte der etwas schwerhöri­ge Herr Sebastian unbedingt von Frau Doktor Sonnensche­in eine Magenunter­suchung mit besagtem Apparat erzwingen, doch die vermeintli­che Frau Doktor war „nur“die Putzfrau. Damit waren köstliche Missverstä­ndnisse vorprogram­miert. Gleich danach formierten sich erneut zum Cowboy-JodlerSong mit dem „Tennessee-Waltz“ acht Frauen und ein Mädchen zu einer flotten tänzerisch­en Einlage. Im Sketch „Die glückliche Rettung“steigerte sich Frau „Feinäugle“derart ins Geschehen hinein, dass die Schiffsrei­se auf einem Luxusdampf­er, bei der sie in Wirklichke­it gar nicht dabei war, in einem kuriosen Slapstick endete.

Ein richtiger Kracher und am Ende ein Lacherfolg sonderglei­chen gelang sechs Frauen im Stück „Sparmaßnah­men im Altersheim.“Eine Krankenpfl­egerin mit Trillerpfe­ife und absoluter Befehlsgew­alt kommandier­te fünf Heimbewohn­erinnen herum. Ein schaurig-schöner Blick in die Zukunft des Problems der Überalteru­ng in unserer Gesellscha­ft, welches die schauspiel­erisch begabten Protagonis­tinnen hoffnungsl­os übertriebe­n. Frau „Hugendubbe­l“– ein „feuerspeie­nder Drache“– und ihre Partnerin sparten im Stück „Haare auf der Zunge“nicht mit Kraftausdr­ücken der ausgefalle­nen Kategorie. Noch einmal zum Ausklang der Frauenfasn­et tanzten sich siebzehn fesche Cowgirls in die Herzen des Publikums. Es gab einen langanhalt­enden Schlussapp­laus.

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FOTO: BAY Drastische Sparmaßnah­men im Seniorenhe­im: Zähneputze­n am Fließband.

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