Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zwischen Himmel und Erde
Ausstellung in Balingen zeigt bis 25. Februar Skulpturen und Objekte von Ottmar Hörl
BALINGEN (sz) - Die Ausstellung „Zwischen Himmel und Erde“in der Zehntscheuer in Balingen wurde von Ottmar Hörl zusammen mit dem Tübinger Kurator Rudolf Greiner eingerichtet und ist noch bis 25. Februar zu sehen.
Ottmar Hörl, Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, steht für radikale avantgardistische wie konsequente Konzepte. Bekannt wurde er vor allem durch Großprojekte mit seriellen Skulpturen im öffentlichen Raum, die auf seiner spezifischen Definition von Skulptur als Organisationsprinzip basieren. Sie begeistern Sammler ebenso wie Menschen aller Generationen auf der ganzen Welt. Hörl denkt in großen Zusammenhängen und findet immer wieder Lücken in der Kunstgeschichte. Seine Werke sind vielfach ausgezeichnet und befinden sich in bedeutenden Sammlungen wie der Albertina Wien oder dem San Francisco Museum of Modern Art.
In der Balinger Ausstellung wird zum Beispiel eine ganze Reihe von gleich geformten weiblichen Engeln ausgestellt, die in Denkerpose, barfuß und mit schlichtem Hemdchen bekleidet verharren. Wesen, die uns bekannt vorkommen und deren gestalterische Symbolik wir leicht entschlüsseln, die es aber wohl nicht gibt. Oder doch? Ottmar Hörl gestaltet das Gesicht des Engels nach einer Schauspielerin, die mit dem Schwert für Gerechtigkeit sorgt. Ladypower mit Engelsmiene, das ist der neue Schutzengel. Diese Idee treibt Ottmar Hörl noch weiter, wenn er seinen Schutzengeln eine Pistole in den Schoß legt und die Farbe von Gold zu Schwarz wechselt. Eine Anpassung der Engel an die irdischen Realitäten?
Joseph Beuys hatte einst eine goldene Zarenkrone eingeschmolzen und daraus einen Hasen gegossen, um auf das Artensterben aufmerksam zu machen. Eines der bekanntesten Objekte von Ottmar Hörl ist ein Hase, den er in 16 verschiedenen Farben hat gießen lassen. Dieser ist nicht mehr nach der Natur gebildet, wo er kaum noch zu beobachten ist, sondern nach einem Kunststück. Albrecht Dürers Aquarell „Feldhase“ist Hörls Vorlage für sein dreidimensionales „Hasenstück“.
Auf solche Weise werden alle Skulpturen und Objekte von Ottmar Hörl hintergründig. Die individuelle Skulptur wird auch durch seine immer serielle Anordnung zu einer sozialen und politischen Plastik verschoben.
Ottmar Hörl jongliert mit Sinnbildern, die sich in unser kollektives Bewusstsein eingeprägt haben. Er stellt sie uns als dreidimensionale Objekte vor Augen und gleichzeitig in Frage. Die Balinger Ausstellung „Zwischen Himmel und Erde“bietet einen Überblick über diesen „Kunst-Stoff“. Finissage ist am Sonntag, 25. Februar, um 16 Uhr mit einem Gespräch zwischen dem Künstler Ottmar Hörl und dem Kurator Rudolf Greiner.
Geöffnet ist die Ausstellung Dienstag bis Sonntag von 14 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.