Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Die Mengener tragen Kleider, leider...
MENGEN (jek) - Warum Raphael Osmakoswki-Miller immer schon keine Stimme mehr hat, wenn er am ersten Tag der Hausfasnet nach Mengen kommt, liegt wohl daran, dass er am laufenden Band Witze erzählt. Ob die sein Gegenüber nun hören möchte oder nicht. Auch gestern plapperte der Zunftmeister der Dorauszunft freudig vor sich hin und bemerkte gar nicht, dass selbst seine eigenen mitgebrachten Saulgauer bei seinem Lieblingswitz die Augen verdrehten. Aber schließlich hatte er im Publikum Hanni gefunden, die diesen angeblich noch nicht gehört hatte.
Bevor die Saulgauer – wie es die Tradition verlangt – die Schelle für ein paar Tage mitnehmen durften, musste diese erst einmal vorsichtig aus der Ausstellung zur Mengener Fasnet im Stadtmuseum Alte Posthalterei herausgeholt werden. „Eine tolle Ausstellung, die sicher viele alte Mengener angelockt hat“, fand selbst Osmakowski-Miller lobende Worte. Er hatte sich übrigens nicht nur auf die Schelle gefreut, sondern auch auf die Moritatensänger, die jedes Jahr ein paar Zeilen auf die Nachbarstadt dichten. Diesmal ging es darum, dass sich die Einwohner Saulgaus selbst so schön finden, dass sie am liebsten nackt am Umzug teilnehmen. Das sei kein erbaulicher Anblick. „Die Mengener tragen Kleider, leider...“endete die Strophe.
Der diesjährige Fasnetspin der Mengener Narrenzunft zeigt übrigens die Schelle. „Wir haben die Seite mit unserem Stadtwappen im Angebot, die andere Seite gibt es in Saulgau“, hieß es. Und klar: Nur ein echter Narr sei, wer beide Hälften der Schelle an sein Revers geheftet habe.