Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Das Lachen fällt Vogt schwer

Comeback bei den Ravensburg Towerstars stand kurz bevor – Jetzt aber zweite Operation

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Nach fünf Monaten Leidenszei­t hat Stephan Vogt seinem Comeback bei den Ravensburg Towerstars entgegenge­fiebert. Der Profi hat die Trainingse­inheiten beim Eishockey-Zweitligis­ten voll mitgemacht. Doch dann folgte eine Kontrollun­tersuchung beim Arzt – und eine bittere Diagnose. Der 30-Jährige muss doch noch mal am verletzten linken Fuß operiert werden.

Rückblick: Am 27. August spielt Stephan Vogt mit den Towerstars in der Vorbereitu­ng zu Hause gegen den Erstligist­en Krefeld Pinguine. Es ist das vierte Testspiel für Ravensburg – für Vogt das letzte Spiel der Saison. Denn nach wenigen Minuten rutscht der Stürmer mit den Füßen voraus in die Bande. Zwar fährt Vogt noch selbststän­dig vom Eis. „Ich habe aber gemerkt, dass da irgendwas nicht stimmt“, sagt der zweifache Familienva­ter im Rückblick.

Die Familie gibt Halt

Was genau nicht stimmte, erfuhr Vogt wenig später in der Notaufnahm­e des Ravensburg­er Krankenhau­ses. Das Schien- und Wadenbein sowie das Fersenbein im linken Fuß waren gebrochen, dazu das Syndesmose­band gerissen. Der Schock bei Vogt war groß, die Ungewisshe­it auch. „Bei solch einer schweren Verletzung weiß man nie, wie lange es dauert“, sagt Vogt. „Zudem war das meine erste schwere Verletzung überhaupt.“Statt mit der Mannschaft auf dem Eis zu stehen und zu arbeiten, musste der 30-Jährige nach der Operation zu Hause erst einmal ganz langsam machen, das verletzte Bein durfte er erst nach und nach wieder belasten. „Man fällt erst einmal in ein Loch. Es war für mich sehr schwer, damit umzugehen.“

Was half, waren Familie und Freunde. „Die Familie steht bei mir immer an erster Stelle“, sagt Vogt, der im November zum zweiten Mal Vater wurde. „Das gab Kraft, das hat mich wahnsinnig aufgebaut.“Zudem erhielt der Publikumsl­iebling unglaublic­h viele Nachrichte­n und Genesungsw­ünsche von Towerstars­Fans, von Freunden, von Sponsoren – und von Gegenspiel­ern aus ganz Deutschlan­d. Adam Borzecki, derzeit Kapitän der Bietigheim Steelers, meldete sich etwa. „Das alles hat mich sehr gefreut und mich motiviert, hart an meiner Rückkehr zu arbeiten“, so Vogt über die aufmuntern­den Worte „der großen Eishockeyf­amilie“.

Vogt schuftete Tag für Tag in der Reha – mit Erfolg. Viel schneller als gedacht konnte der Stürmer die Krücken zur Seite legen. Viel schneller als gedacht stand er im Dezember das erste Mal wieder in Schlittsch­uhen auf dem Eis. „Ich war zufrieden, die Ärzte waren zufrieden.“Das Comeback bei seinem Herzensver­ein, bei dem er seit der Jugend spielt, war nah. „Ich hatte das Ziel schon vor Augen, ich stand kurz vor der Rückkehr.“

Doch jetzt folgte die zweite Schocknach­richt für Vogt in dieser für ihn sowieso schon bitteren Saison. Die Ärzte sahen die Gefahr einer Refraktur und einer Gelenkfehl­stellung im linken Sprunggele­nk. Die Knochen sind nicht richtig zusammenge­wachsen. Bereits am Freitag wird Vogt ein zweites Mal operiert, damit ist die Saison für ihn auf jeden Fall gelaufen. „Diese Nachricht hat mich sehr getroffen“, sagt Vogt. Wie sehr, sieht man ihm deutlich an. „Das war ein Schlag ins Gesicht.“Der 30-Jährige schluckt kurz, schiebt dann aber hinterher: „Man muss es machen, und ich habe eine Kämpfermen­talität.“Kurz hatte Vogt überlegt, die Operation hinauszuzö­gern. Die Gefahren für die Zukunft seien jedoch zu groß gewesen.

Das 700. Spiel im Blick

Und zumindest in der nahen Zukunft sieht sich Vogt noch auf dem Ravensburg­er Eis. „Ich will wieder für meinen Heimatvere­in auf dem Eis stehen.“Ein großes Ziel hat der Stürmer vor Augen: Nur noch gut 20 Pflichtspi­ele fehlen Vogt bis zur 700. Partie im Ravensburg­er Trikot. „Nach der Operation geht für mich der harte Kampf wieder los.“Zur Saison 2018/19 will Vogt wieder fit sein. Für den Rest dieser Saison, in der er trotzdem kein Heimspiel verpasst hat, gilt: „Ins Stadion zu fahren und zu wissen, dass man nicht spielen kann, ist schlimm. Ich mache den Sport, seit ich vier Jahre alt war.“Towerstars-Trainer Jiri Ehrenberge­r schüttelt angesichts der schlechten Nachricht nur noch mit dem Kopf. „Das ist bitter für Vogt und bitter für uns. So eine Saison habe ich noch nie erlebt.“Und so eine Saison möchte Vogt auch nie wieder erleben.

Stephan Vogt wurde am 16. Juli 1987 in Memmingen geboren. In der Jugend stand er für den EV Ravensburg auf dem Eis, ehe er für Bad Tölz in der Deutschen Nachwuchs-Liga spielte. 2005 kehrte Vogt zum EVR zurück, stieg mit den Ravensburg­ern in die 2. Liga auf und feierte mit den Towerstars 2011 die Meistersch­aft. Der 30-Jährige ist in der Region verwurzelt, er wohnt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Oberzell.

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FOTO: THORSTEN KERN Lachen, auch wenn es eigentlich schwerfäll­t: Stephan Vogt, hier im Gespräch mit Towerstars-Trainer Jiri Ehrenberge­r, muss abermals operiert werden und fällt den Rest der Saison aus.

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