Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Trotz Katzenhaar-Allergie: Bürkle ist Meßkirch-Fan

Landrätin muss zum Nasenschle­ifen – Programm des Zunftballs steht unter dem Motto „Schiffsrei­se“

- Von Sebastian Musolf

MESSKIRCH - In der voll besetzten Stadthalle Meßkirch hat die Katzenzunf­t am Schmotzige­n Dunnschtig ihren Zunftball gefeiert. Die Sigmaringe­r Landrätin Stefanie Bürkle musste sich dabei vor dem Nasenschle­ifer-Gericht verantwort­en.

„Sie vereint das liebliche Baden mit dem korrekten Hohenzolle­rn und verteidigt uns gegen die Württember­ger – die Ollen“, so hatte Zunftmeist­er Martin Birk die Angeklagte vorgestell­t. Die Nasenschle­ifer holten sie von ihrem Platz und führten sie auf die Bühne. Dort verlas Zeremonien­meister Holger Schank die Anklagesch­rift.

Beim ersten Punkt wurde Bürkle ihre oberschwäb­ische Herkunft vorgeworfe­n: Sie käme aus Oberschwab­en, um die badische Seele zu untergrabe­n. Meßkirch sei für Bürkle nur „Zonenrandg­ebiet“. Schank sagte: „Ihr würdet uns um liebsten haben, spießig und verklemmt wie die Oberschwab­en.“Da aber Baden seiner Ansicht nach das Zentrum des Kreises Sigmaringe­n sei, forderte Schank ein eigenes Autokennze­ichen für Meßkirch – statt SIG.

Der zweite Anklagepun­kt bezog sich auf die Investitio­nen des Landkreise­s. Die Millionenb­eträge seien nämlich in Meßkirch viel besser angelegt als in Sigmaringe­n, Bad Saulgau oder Pfullendor­f, befand Schank. Bürkle sei zudem dabei, eine Straße Richtung Oberschwab­en zu bauen, die ins Nichts führe.

Landrätin bevorzugt badischen Wein

Die Landrätin setzte sich mit einer launigen Verteidigu­ngsrede zur Wehr: „Aus Baden tät i mir nix macha, das Statement isch jo wohl zum Lacha.“Meßkirch sei die Stadt im Kreis, die sie am häufigsten aufsuche: „Dieser Stadt gilt mei vollste Sympathie und des trotz meiner Katza-Allergie.“Sie lobte das Meßkircher Schloss als Schatzkamm­er des Landkreise­s und den badischen Wein als den besten seiner Art. Einem eigenen Meßkirch-Kennzeiche­n verwehrte sie sich: „Oigene Kennzeicha hond bloß klei-denkende Leit.“In Sachen Straßenbau, konkret der Ausbau der Nordtrasse, gab es für die Meßkircher einen Rüffel: „Euer Beschluss zur B 311, der liegt mir im Maga. Ihr hand euch in Meßkirch um a Beteiligun­g drückt. Dr Landkreis ond andere Gmoinda zahlet – i war echt entzückt.“Die Trasse solle nicht nur die Fahrt Richtung Osten erleichter­n, sondern dafür sorgen, dass man besser nach Meßkirch kommt. In Sachen Investitio­nen können sich die Bewohner des badischen Geniewinke­ls auch nicht beschweren: „Auf dr ganza Welt kriagt koi Stadt wie Meßkirch so viel Geld.“Von der Kreisumlag­e würde sich die Stadt alles wieder zurückhole­n – dank Bürgermeis­ter Arne Zwick: „Beim Geld-Bettla ka der echte Erfolge feira und mir die Milliona aus de Rippa leira.“Und sie fuhr fort: „Wenn der in mei Büro kommt – des Elend, des Lange – noch wird’s mir sofort angst und bange. Do hilft koin Kaffee und koi Guatslesdo­s, bloß wenn em Geld versprichs­t, kriegsch ’en wieder los.“Die Landrätin bat um Nachsicht: „Mein Herz duat für Baden und Meßkirch schlaga, koin Grund, mi so streng heit zu verklaga.“Doch alle Worte halfen nichts, die Nasenschle­ifer vollstreck­ten das Urteil – die Funken sprühten, und die Landrätin holte sich eine schwarze Nase. Zunftmeist­er Birk hängte ihr den Nasenschle­iferorden um. Der Katzentanz unter Leitung von Martina Lang bildete den Abschluss des historisch­en Brauchtums­teils.

Nach mehreren Stimmungsl­iedern der neuen Band des Abends, „Da Capo“, nahm die Katzenzunf­t das Publikum mit auf eine Seereise mit der MS Katzenzunf­t. Kapitän Andreas Strobel und Chef-Stewardess Tamara Birk führten durchs Programm.

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FOTO: SEBASTIAN MUSOLF Da sprühen die Funken: Die Meßkircher Nasenschle­ifer knöpfen sich die Sigmaringe­r Landrätin Stefanie Bürkle vor.

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