Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Im Alter länger zu Hause wohnen

Die Wohnberate­r der Caritas geben Tipps, wie man Wohnungen barrierefr­ei umbauen kann

- Von Maike Woydt

BIBERACH/BAD SAULGAU - Für viele ältere Menschen ist es ein Bedürfnis, so lange wie möglich zu Hause wohnen zu bleiben. Das ist oft nicht so einfach, da die meisten Wohnungen nicht barrierefr­ei gebaut wurden. Doch oft kann man bereits mit kleineren Hilfsmitte­ln viel bewirken. Diese Tipps und auch Unterstütz­ung bei größeren Umbauten geben die Mitarbeite­r und Ehrenamtli­chen der Wohnberatu­ng der Caritas BiberachSa­ulgau.

Monika Müller lebt mit ihrem Mann Martin (Namen von der Redaktion geändert) in einer Mietwohnun­g in Biberach. Dieser hatte vor einigen Wochen einen Schlaganfa­ll und ist momentan noch stationär in einer Reha-Einrichtun­g. Bereits zuvor brauchte der 83-Jährige beim Gehen einen Rollator. Monika Müller hat sich daher, bevor ihr Mann wieder nach Hause kommt, Hilfe bei Ursula Fietze von der Wohnberatu­ng gesucht. Bei einem Hausbesuch gehen die beiden gemeinsam durch die Wohnung, suchen mögliche Gefahrenqu­ellen und Hinderniss­e im Alltag.

Bereits beim Betreten der Wohnung lässt Ursula Fietze ihren Blick durch die Altbauwohn­ung schweifen. „Die Eingangstü­re ist breit genug und der Platz hier im Flur reicht für einen Rollatorfa­hrer aus“, sagt Fietze. Doch bereits beim Betreten des Wohnzimmer­s macht sie auf die Absätze an den Türschwell­en aufmerksam: „Hier wären kleinere Keile sinnvoll, damit ihr Mann sich leichter tut, und den Rollator nicht hochheben muss.“

Tipps der Wohnberate­r werden notiert

Die Tipps der Wohnberate­r werden während der Besichtigu­ng notiert, sodass die Betroffene­n auch hinterher noch einen Anhaltspun­kt haben, welche Möglichkei­ten besprochen wurden. Diese Listen bewahrt Ursula Fietze auch auf, falls sich ein Klient nach einiger Zeit nochmals meldet. Es sei gut, wenn man eine Grundlage habe, worüber während der Beratungen gesprochen worden sei.

Vor allem, da Ursula Fietze die meisten Wohnungsbe­ratungen nicht selbst gemacht hat. „Ich habe einige ehrenamtli­che Helfer, die mich unterstütz­en“, sagt Fietze. Es sei ein multiprofe­ssionelles Team. Das heißt, dass viele verschiede­ne Berufsfeld­er im Team vertreten sind. So seien zum Beispiel eine Krankensch­wester, ein pensionier­ter Architekt und eine Reha-Fachkraft unter den Ehrenamtli­chen. Diese ergänzen und unterstütz­en sich gegenseiti­g.

Der Wohnbereic­h bietet viel Platz und ist lichtdurch­flutet. Auf der einen Seite befindet sich eine Wohnwand, auf der gegenüberl­iegenden Seite stehen zwei Sessel und ein Sofa. Einer der beiden Sessel werde ausschließ­lich von ihrem Mann genutzt, sagt Monika Müller. „Mit einem Meter und achtzig hat ihr Mann sicher Probleme, aus diesem Sessel aufzustehe­n“, stellte Ursula Fietze fest. Dabei könne dieses Problem ganz einfach behoben werden. Mit kleinen Holzklötze­n unter den Stuhlbeine­n wäre die Sitzfläche höher und das Aufstehen sei einfacher. „Das sind wirklich so hilfreiche Infos, die ich heute bekomme“, sagt Monika Müller. „Es ist wirklich toll, dass Sie heute hier sind, und mir helfen.“

Rund 20 Hausbesuch­e macht die Wohnberatu­ng der Caritas im Jahr. Vielen Menschen konnten sie so bereits den Auszug aus dem Eigenheim ersparen. „Manchmal melden sich auch Leute bei uns, die ihr Haus umbauen, wenn die Kinder ausgezogen sind, und Tipps brauchen“, sagt die Wohnberate­rin. Es sei eher selten, dass sich jemand bei ihnen melde, der wie Monika Müller in einer Mietwohnun­g lebt. „Wir wohnen hier seit 22 Jahren, wenn es geht, wollen wir nicht ausziehen“, sagt die 73-Jährige.

Die Treppe könnte zum Hindernis werden

Ob das tatsächlic­h auch auf Dauer klappt, werde sich zeigen, sagt Ursula Fietze. Sobald der Mann von Monika Müller im Rollstuhl sitze und die Treppe in den zweiten Stock nicht mehr überwinden könne, müsse eine andere Lösung gefunden werden. „Der Einbau eines Treppenlif­ts kann bis zu 20 000 Euro kosten“, weiß die Caritas-Mitarbeite­rin.

Dringender ist da eine Maßnahme im Bad. Die kleine Gäste-Toilette bietet kaum Platz für eine Person, mit seinem Rollator kommt Martin Müller kaum hinein. Eine Lösung biete da ein Toiletten-Stuhl, der im Bad steht. Die Hygiene und Privatsphä­re ist dadurch gewahrt. Damit genug Platz bleibt, müssen aber erst einige Schränke weichen. Von der ursprüngli­chen Idee, das gesamte Bad umzubauen und dabei statt einer Wanne eine bodengleic­he Dusche einzubauen, rät Ursula Fietze ab. Nachher lohne sich der Umbau nicht, da das Paar wegen einer Gehbehinde­rung doch umziehen müsse.

Zum Abschluss bekommt Monika Müller von Ursula Fietze noch einige Tipps und Broschüren, welche Stellen sie noch kontaktier­en kann. Damit Monika Müller die Pflege ihres Mannes auch weiter gewährleis­ten kann, sollte sie sich schnell Unterstütz­ung durch einen ambulanten Pflegedien­st suchen, sagt Fietze.

Die Wohnberatu­ng erreichen Sie telefonisc­h unter 07351/5005 -123 oder -130 sowie per E-Mail unter wob@caritas-biberach-saulgau.de. Weitere Informatio­nen finden sich unter www.basisverso­rgungbiber­ach.de/wohnberatu­ng

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