Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Über Anwesende lacht es sich am besten

Die Moritatens­änger erfreuen dieses Jahr wieder viele mit ihren Strophen über Mengen und Ennetach

- Von Vera Romeu

MENGEN - Die Moritatens­änger sind während der Fasnet an verschiede­nen Orten aufgetrete­n und haben die Narren mit ihren Strophen trefflich unterhalte­n. Je nachdem, wer gerade von den Besungenen im Saal war, verlagerte­n sich der Applaus und das Jubeln auf die jeweiligen Strophen. Denn bekanntlic­h lacht man an der Fasnet am liebsten über Anwesende. So kamen die Strophen über Pfarrer Wolfgang Raiser am Auseliga Donnschtig in der Ablachhall­e gut an, und am Fasnetsson­ntig waren in der Sonne viele Enntacher Feifer, entspreche­nd herzlich lachte man über die Strophen mit Ennetach-Bezug. „Hand ihr koi Fasnets-Annada?“, fragte der Diridichte­r die Feifer, weil so viele von ihnen in der Sonne saßen. Dieses Spotten erfreute alle.

Die Moritatens­änger hatten den Zapfenstre­ich an den Heimattage­n aufgegriff­en und von der Kanone berichtet, die bewusst in Richtung Scheer platziert worden war, denn dazwischen liege Ennetach. Und wenn die Kugel geschossen wird, „ischs it so schlemm, denn irgendwann do kommt se wieder ra, em beschda Fall do fliagt des Deng glei bis Annada“. Da wäre der Schaden nicht so groß: „Denn gucksch mol gnauer iber d’Abla nom, noch merkscht du glei, do deana stoht bei Gott nix wichtigs rom!“

Leserbrief wird thematisie­rt

Der Windkraftl­eserbrief wurde mit mehreren Strophen gewürdigt: Dem Schreiber „fellt koi bleeders Beispiel ei, als des, dass eiser Schultes an reachter Judas sei.“Die Moritatens­änger stellen fest, dass „wenn ma des liest, do gfriert oims Bluat jo schier, so ibertrieba schreibed itt amol wir… Persona und am Ende ganze Orte be- leidiga mittels Worte“. Auch der sonntäglic­he Kirchgang der Mengener wurde betrachtet: „Da send kaum Leit in dera Kirch, vereinzelt kocket oiner, an wem des liegt, des denkt ma sich, doch sage duat des koiner. Die Leit dia bleibet aus, ond des isch scho fatal, liegt des am Gotteshaus oder am End am Personal? Dia Mess an sich ischt it mol trischt, s’ geit emmer was zom lacha, ond dass dr Pfarrer oiga isch, ja guat, do kascht nix macha.“Doch am Maifest, „do gand dia Mengen nei end Kirch, als gäb’s do was omsonscht, do muascht grad om en Sitzplatz gucka, wenn du kommscht a bisle z’ spät.“

Verzwickte Lage

Die evangelisc­he Kirchengem­einde stand ebenfalls auf den Blättern der Sänger. Ihr mangle es an Geld und auch an einem Pfarrer, denn der Erwartete sei nicht gekommen. „Als Grond, da gibt er a, des Geld von dera Gmoid des langet neana na“, er sagt sogar, „dass er moint, dass dia Kirch ond s´Zuig dromrom und des Renoviera für die Mengener Pfarrei nia em leaba zahlbar sei.“Und schaue man genauer hin, „noch kennt des scho sei, dass finanziell dia Lage isch verzwickt, weil dia Gmoid den pensionier­ten Pfarrer zum Möbelpolst­ra schickt.“

Eine Auslandsmo­ritat gab es als Zugabe. Darin wurden die Saulgauer Narren mit viel Humor ausgelacht. Wenn die Mengener Moritatens­änger ihre Strophen zum Besten geben, dann ist in Mengen richtig Fasnet. Bürgermeis­ter Stefan Bubeck hatte in seiner Jubiläumsl­audatio am Samstag betont: „Eure Leistung ist nicht groß genug einzuschät­zen. Eure Moritaten gehören eigentlich schon zum immateriel­len Kulturerbe.“

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FOTO: VERA ROMEU Gruppenbil­d mit Bürgermeis­ter: Die Moritatens­änger verstauen ihre Kleider – samt goldenem Ehrungsfra­ck der Stadt Mengen – nach der Fasnet wieder im Kleidersch­rank.

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