Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Zu viel Plastik und seine fatalen Folgen
Greenpeace-Mitarbeiter halten Vortrag in Sießen – Augen auf beim Einkaufen
SIESSEN - Der knusprig gebratene Fisch auf dem Bild sieht lecker aus. Zumindest auf den ersten Blick. Denn die Mikroplastikteilchen, die darin enthalten sein können, sind so klein, dass man sie mit dem bloßen Auge nicht erkennt. Die GreenpeaceMitarbeiter Michael Wlaka und Susanne Visser haben für ihren Vortrag am Dienstagvormittag im Kloster Sießen noch mehr Infomaterial mitgebracht, das keinen Zweifel daran lässt: Es gibt zu viel Plastik auf der Welt. Und das hat fatale Folgen.
Zu Anfang wurden den Besuchern anhand eines kleinen Einspielers schöne Bilder gezeigt – von einer unberührten Flora und Fauna oder farbenprächtigen gesunden Meerestieren, die bislang von Plastikmüll in den Meeren verschont geblieben sind. Aber die Realität sieht meist anders aus: Bis zu 13 Millionen Tonnen Plastikabfälle gelangen jedes Jahr ins Meer. Das bleibt nicht ohne Folgen: Meerestiere verwechseln das heimtückische Material mit Plankton und sterben qualvoll.
Seevögeln geht es nicht anders. Auch sie sehen darin eine Nahrungsquelle, oder sie verheddern sich im Plastik. In den Mägen von gestrandeten Walen stoßen Forscher immer wieder auf Plastiktüten und anderen Plastikmüll. „Es zerreißt mir das Herz, wenn ich das sehe“, sagt Susanne Visser.
Müll sammeln am Bodensee
Doch statt zu resignieren, hat sie sich entschieden, etwas zu tun. Das fängt direkt vor ihrer Haustür an: Am Bodenseeufer in Langenargen organisiert sie regelmäßig Müllsammlungen. Und da ist vor allem viel Plastikabfall mit dabei. Schaut man sich im Alltag bewusst um, wird klar, mit wie viel Plastikmaterialien die Umwelt umgeben ist. Ob Einweggeschirr, Trinkbecher, Rollos, Legobausteine, Bürostühle – alles ist aus diesem universell einsetzbaren und äußerst langlebigen Material: Es braucht teils Jahrhunderte, bis es zerfällt.
Nicht weniger heimtückisch ist das Mikroplastik. Das sind Kunststoff-Teilchen, die kleiner als fünf Millimeter sind, aber dafür nicht weniger gefährlich. Ganz im Gegenteil: Durch ihre Größe ist es den meisten Klär- und Filteranlagen nicht möglich, sie zu entfernen. So gelangen die mikrokleinen Partikel unter anderem ins Trinkwasser – oder in die Weltmeere. So landet der Müll, etwa über das Muskelfleisch von Fischen, über Muscheln und Garnelen, auf unseren Tellern. Auch in Kosmetikprodukten findet sich Mikroplastik zuhauf.
Susanne Visser hat sich die Mühe gemacht und eigenhändig aus einem Peelingprodukt die winzigen Kügelchen aus Kunststoff heraus gesiebt. „Inzwischen gibt es sogar flüssiges Mikroplastik, da geht das nicht mehr“, so Visser, die von Kindersonnencremes berichtete, in denen Mikroplastik drin steckt, und von unzähligen anderen Kosmetikprodukten. Sie sollen die Reinigungswirkung verbessern oder dienen als Bindemittel. „Wenn jeder bei sich selbst anfängt und was tut, dann lässt sich etwas bewegen“, ergänzte Visser. Heißt: Beim Einkauf genau hinschauen, Plastik wann immer möglich vermeiden, so oft es geht unverpackte Lebensmittel kaufen.
Auch im Kosmetikbereich gibt es Alternativen. „Der Verbraucher hat die Macht, wir können sagen: Stopp, wir wollen euren Müll nicht mehr“, sagte Michael Wlaka.
Konsequenzen ziehen
Eingeladen wurden die GreenpeaceMitarbeiter von der GFE-Gruppe der franziskanischen Glaubensgemeinschaft. Die Kürzel stehen für: Gerechtigkeit, Frieden und Ehrfurcht vor der Schöpfung. Die Schwestern haben sich gleich im Anschluss zusammengesetzt und darüber diskutiert, welche Konsequenzen aus dem Gehörten gezogen werden können. „Unsere Mutter Erde schreit auf“, zitierte Schwester Heidrun von der GFE-Gruppe einen Kerngedanken aus der Enzyklika Laudato Si’ von Papst Franziskus. Und diese Aussage sei keinesfalls „übertrieben“.