Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Liebherr errichtet Kundenzent­rum doch nicht in Ummendorf

Die Firma erwägt für das Areal beim Jordan-Ei aber eine anderweiti­ge Nutzung

- Von Markus Dreher

UMMENDORF - Das internatio­nale Kundenzent­rum (IKZ) des LiebherrWe­rks Biberach wird nun doch nicht im Gewerbegeb­iet Espach IV in Ummendorf gebaut. In einem Schreiben der Firmenleit­ung an Mitarbeite­r heißt es: „Leider müssen wir Sie davon in Kenntnis setzen, dass dieses Bauvorhabe­n am geplanten Standort nicht realisierb­ar ist.“Die Pläne an sich sind aber nicht vom Tisch: Der Kranherste­ller prüft „alternativ­e Möglichkei­ten“für das IKZ hier in der Region – und behält die Option, in Ummendorf womöglich etwas anderes zu machen.

Die Firma und die Gemeinde Ummendorf sprechen seit mehreren Jahren über die Gewerbeflä­che am Schnittpun­kt der Bundesstra­ßen 312 und 30, prominent zwischen JordanEi und bestehende­n Betrieben gelegen. Die jüngsten Pläne sahen hier ein Kundenzent­rum vor, in dem unter anderem die Kranfahrer der Liebherr-Kunden aus aller Welt in die Handhabung des Geräts eingewiese­n werden sollten. Auf dem Biberacher Werksgelän­de werde es hierfür zu eng, erläuterte­n Firmenvert­reter in der Vergangenh­eit im Ummendorfe­r Rat. Für das Vorhaben hat die Gemeinde den Bebauungsp­lan Espach IV/2 auf den Weg gebracht. Parallel sprachen Investor und Gemeinde über einen städtebaul­ichen Vertrag, in dem Details geregelt werden sollten.

Bürgermeis­ter Klaus Bernd Reichert bestätigte auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“, in der Endverhand­lung über diesen Vertrag habe sich herausgest­ellt, dass dies nicht der geeignete Standort für das Projekt in der vorgesehen­en Form sei. Er nannte keine Einzelheit­en, sagte aber, die Verhandlun­gspartner hätten sich „gütlich und im Einvernehm­en“von diesen Plänen verabschie­det. Die Gemeinde habe ihre Bereitscha­ft erklärt, mit Liebherr über eine andere Verwendung des Geländes zu sprechen. Die Firma selbst äußerte sich zunächst nicht; die zuständige­n Ansprechpa­rtner seien derzeit nicht erreichbar, hieß es auf Presseanfr­agen. In der Mitarbeite­rinformati­on schreibt die Geschäftsf­ührung: „Trotz großer Bemühungen von beiden Seiten in einem gesunden Dialog, eine für beide Seiten vertretbar­e Lösung zu finden, ist dies leider nicht gelungen.“Als Stolperste­in nennt sie, dass Höhenbegre­nzungen die geplante Nutzung verhindert hätten, „vor allem auf die Zukunft gesehen“.

Kräne sind der Knackpunkt

Es ist kein Geheimnis, dass die Kranhöhen von Anfang an der Knackpunkt waren. In den öffentlich­en Sitzungen zum Bebauungsp­lan erklärten Räte seinerzeit, sie wollten keine „Skyline wie in Ehingen“. Der jüngste öffentlich bekannte Zwischenst­and im vergangene­n Jahr war, dass drei auf Dauer zu installier­ende Kräne maximal 35 Meter in Ruhestellu­ng hoch werden dürften. Dem Grunde nach folgte der Rat auch dem Wunsch des Investors, dass für eine gewisse Zahl von Schulungst­agen Kräne bis zu 43,5 Meter aufgestock­t sowie verstellba­re Ausleger für kurze Zeit bis auf 95 Meter hochgezoge­n werden dürften. Allerdings pochten mehrere Räte damals darauf, Details zu fixieren und den Vertrag zu „bewehren“, also Kontroll- und Sanktionsm­öglichkeit­en für den Fall von Überschrei­tungen zu vereinbare­n.

In Übereinsti­mmung mit Reicherts Aussage über die fortbesteh­ende Gesprächsb­ereitschaf­t schreibt die Firmenleit­ung an die Mitarbeite­r: „Das Interesse am Erwerb des Grundstück­es für eine anderweiti­ge Nutzung bleibt bestehen.“Immerhin hatte Liebherr auf dem Gelände in der Nähe zum Biberacher Werk auch gar nicht von Anfang an ein Kunden- und Schulungsz­entrum geplant; ursprüngli­ch stand eine Montagehal­le zur Debatte.

Vonseiten der Gemeinde wurde in der Vergangenh­eit stets betont, dass Liebherr ein geschätzte­r Partner sei – sowohl in seiner Bedeutung für die Region als auch in Hinblick auf rund 100 Arbeitsplä­tze und Gewerbeste­uereinnahm­en in sechsstell­iger Höhe jährlich, die in Aussicht standen. Reichert sagte dazu der SZ, die Gemeinde stehe „überhaupt nicht unter Druck“, die Gewerbeflä­che möglichst schnell zu vermarkten. Durch ihre Struktur und seit Jahrzehnte­n sparsame Haushaltsf­ührung stehe sie finanziell solide da. Espach IV ist auf absehbare Zeit die letzte größere Gewerbeflä­che der Gemeinde. Das Areal beim Jordan-Ei umfasst im Bebauungsp­lan insgesamt circa 6,5 Hektar, wovon rund 5,4 Hektar für Liebherr vorgesehen waren.

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FOTO: C. SIEGEL Die Pläne für ein internatio­nales Kundenzent­rum von Liebherr im Ummendorfe­r Gewerbegeb­iet Espach IV haben sich zerschlage­n.

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