Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Wie wird das Wetter, Herr Roth?
Wetterwarte Süd feiert 50-jähriges Bestehen – Aber bleibt sie auch in Bad Schussenried?
BAD SCHUSSENRIED/REGION - 50 Jahre ist es her, dass Roland Roth sich seine erste Wetterstation kaufte und damit den Grundstein für die Wetterwarte Süd legte. Inzwischen ist aus dem Ein-Mann-Betrieb ein großes Unternehmen geworden. 20 Ehrenamtliche sorgen dafür, dass die Wetterwarte rund um die Uhr besetzt ist. Im Schichtdienst sitzen sie vor den Bildschirmen in der Zentrale in Bad Schussenried, notieren neue Niederschlagswerte und geben aktuelle Wetterwarnungen heraus.
Doch nicht nur in Bad Schussenried wird das Wetter intensiv beobachtet. Die Wetterwarte Süd besitzt mittlerweile auch mehrere Außenstudios, unter anderem in Tuttlingen, Reichenbach (Fils) und in Bayern. Auch das Gebiet, das die Wetterwarte abdeckt, ist im Laufe der Jahre immer weiter gewachsen. Die erfasste Region reicht von Stuttgart bis ins Montafon und vom Schwarzwald bis nach Donauwörth. Dass die Daten auf der Internetseite stets korrekt und die Vorhersagen möglichst genau sind, dafür sorgt ein Team von rund 250 Mitarbeitern. „Wir haben Statistiker, Archivare, Techniker, ITler und zwei Sekretärinnen im Team“, zählt Roth auf. Und waren es vor 20 Jahren noch zehn Wetterstationen und 20 Niederschlagsmesser, erhält die Wetterwarte Süd momentan Daten von 66 Wetterstationen und 110 Niederschlagsmessern. „Die Digitalisierung hat alles verändert“, erklärt Roth. Früher habe man viel mehr Know-how benötigt, um mit den alten analogen Wetterstationen umzugehen. Auch war es viel aufwendiger, diese immer zur gleichen Uhrzeit abzulesen – nur so bleiben die Werte ja vergleichbar. Die digitalen Stationen messen automatisch und sind auch leichter zu bedienen.
„Früher haben wir noch per Fax Wetterkarten erhalten, die aber nur in Schwarz-Weiß gedruckt und daher schwer zu lesen waren“, erinnert er sich. Heute stehen auf dem zentralen Schreibtisch der Wetterwarte mehrere Bildschirme nebeneinander. Sie zeigen Radarbilder unterschiedlicher Gebiete, Wetterkarten und Tabellen. Das Wetter vorherzusagen, ist eine exakte Wissenschaft geworden. „Ich kann mithilfe all dieser Daten konkret vorhersagen, wo es in zwei, drei Stunden regnen und wo es schneien wird“, sagt der Experte.
Stürme, Gewitter, Niederschlagsmengen – all das fasziniert den ehemaligen Lehrer noch genauso wie am ersten Tag. Da er dieses Jahr aber seinen 63. Geburtstag gefeiert hat, ist für ihn nun der Zeitpunkt gekommen, darüber nachzudenken, wie es weitergehen soll. „Im Moment bin ich topfit und ich will mit der Wetterwarte auch unbedingt weitermachen“, sagt er. „Aber ich weiß natürlich nicht, wie es mir in ein paar Jahren geht.“Zwei Varianten werden im Team derzeit diskutiert. Seit einem Jahr wohnen Roth und seine Frau nicht mehr in dem Haus, in dem die Wetterwarte Süd untergebracht ist. Die beiden haben sich, da die Kinder inzwischen groß und ausgezogen sind, ein kleineres Häuschen ein paar Straßen weiter gesucht. Das Haus in der Konradstraße könnte daher zu einer echten Zentrale ausgebaut werden, mit Räumen für Vorträge und Veranstaltungen, einem richtigen Archiv und Gästezimmern für die Mitarbeiter. Roths Traum: den Dachboden ausbauen und einen kleinen verglasten Turm aufs Dach setzen. Dieses Türmchen, so der Plan, soll so hoch sein, dass die Mitarbeiter freien Blick auf aufziehende Gewitter haben – und so noch bessere Unwetterwarnungen herausgeben könnten. Eine weitere Idee ist, den Dachboden so umzubauen, dass dort außerdem noch Platz für ein kleines Rundfunkstudio ist.
Allerdings würde sich diese Investition nur lohnen, wenn klar ist, dass die Wetterwarte Süd auch noch in zehn, 15 Jahren in Bad Schussenried sein wird und es auch einen Nachfolger gibt, der diese von hier aus leiten will. Die Außenstationen würden bei dieser Variante geschlossen werden, was für manche der Mitarbeiter eine lange Anfahrt bedeuten würde. Die andere Variante würde einen Umzug bedeuten, weg von Bad Schussenried. Zwei Kommunen, beide außerhalb des Landkreises Biberach, hätten ihm Angebote unterbreitet und ihm auch Räumlichkeiten angeboten. Allerdings würde das dann bedeuten, dass er selbst, solange er noch aktiv ist, täglich ins Auto steigen müsste. „Und ich fahre wirklich ungern Auto“, gibt Roth zu. Die Entscheidung soll noch in diesem Jahr fallen und bei der großen Jubiläumsparty dann publik gemacht werden. Am 26. Oktober wird es im Bierkrugstadel in Bad Schussenried einen offiziellen Festakt für geladene Gäste geben und danach eine Party.