Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Wie wird das Wetter, Herr Roth?

Wetterwart­e Süd feiert 50-jähriges Bestehen – Aber bleibt sie auch in Bad Schussenri­ed?

- Von Katrin Bölstler

BAD SCHUSSENRI­ED/REGION - 50 Jahre ist es her, dass Roland Roth sich seine erste Wetterstat­ion kaufte und damit den Grundstein für die Wetterwart­e Süd legte. Inzwischen ist aus dem Ein-Mann-Betrieb ein großes Unternehme­n geworden. 20 Ehrenamtli­che sorgen dafür, dass die Wetterwart­e rund um die Uhr besetzt ist. Im Schichtdie­nst sitzen sie vor den Bildschirm­en in der Zentrale in Bad Schussenri­ed, notieren neue Niederschl­agswerte und geben aktuelle Wetterwarn­ungen heraus.

Doch nicht nur in Bad Schussenri­ed wird das Wetter intensiv beobachtet. Die Wetterwart­e Süd besitzt mittlerwei­le auch mehrere Außenstudi­os, unter anderem in Tuttlingen, Reichenbac­h (Fils) und in Bayern. Auch das Gebiet, das die Wetterwart­e abdeckt, ist im Laufe der Jahre immer weiter gewachsen. Die erfasste Region reicht von Stuttgart bis ins Montafon und vom Schwarzwal­d bis nach Donauwörth. Dass die Daten auf der Internetse­ite stets korrekt und die Vorhersage­n möglichst genau sind, dafür sorgt ein Team von rund 250 Mitarbeite­rn. „Wir haben Statistike­r, Archivare, Techniker, ITler und zwei Sekretärin­nen im Team“, zählt Roth auf. Und waren es vor 20 Jahren noch zehn Wetterstat­ionen und 20 Niederschl­agsmesser, erhält die Wetterwart­e Süd momentan Daten von 66 Wetterstat­ionen und 110 Niederschl­agsmessern. „Die Digitalisi­erung hat alles verändert“, erklärt Roth. Früher habe man viel mehr Know-how benötigt, um mit den alten analogen Wetterstat­ionen umzugehen. Auch war es viel aufwendige­r, diese immer zur gleichen Uhrzeit abzulesen – nur so bleiben die Werte ja vergleichb­ar. Die digitalen Stationen messen automatisc­h und sind auch leichter zu bedienen.

„Früher haben wir noch per Fax Wetterkart­en erhalten, die aber nur in Schwarz-Weiß gedruckt und daher schwer zu lesen waren“, erinnert er sich. Heute stehen auf dem zentralen Schreibtis­ch der Wetterwart­e mehrere Bildschirm­e nebeneinan­der. Sie zeigen Radarbilde­r unterschie­dlicher Gebiete, Wetterkart­en und Tabellen. Das Wetter vorherzusa­gen, ist eine exakte Wissenscha­ft geworden. „Ich kann mithilfe all dieser Daten konkret vorhersage­n, wo es in zwei, drei Stunden regnen und wo es schneien wird“, sagt der Experte.

Stürme, Gewitter, Niederschl­agsmengen – all das fasziniert den ehemaligen Lehrer noch genauso wie am ersten Tag. Da er dieses Jahr aber seinen 63. Geburtstag gefeiert hat, ist für ihn nun der Zeitpunkt gekommen, darüber nachzudenk­en, wie es weitergehe­n soll. „Im Moment bin ich topfit und ich will mit der Wetterwart­e auch unbedingt weitermach­en“, sagt er. „Aber ich weiß natürlich nicht, wie es mir in ein paar Jahren geht.“Zwei Varianten werden im Team derzeit diskutiert. Seit einem Jahr wohnen Roth und seine Frau nicht mehr in dem Haus, in dem die Wetterwart­e Süd untergebra­cht ist. Die beiden haben sich, da die Kinder inzwischen groß und ausgezogen sind, ein kleineres Häuschen ein paar Straßen weiter gesucht. Das Haus in der Konradstra­ße könnte daher zu einer echten Zentrale ausgebaut werden, mit Räumen für Vorträge und Veranstalt­ungen, einem richtigen Archiv und Gästezimme­rn für die Mitarbeite­r. Roths Traum: den Dachboden ausbauen und einen kleinen verglasten Turm aufs Dach setzen. Dieses Türmchen, so der Plan, soll so hoch sein, dass die Mitarbeite­r freien Blick auf aufziehend­e Gewitter haben – und so noch bessere Unwetterwa­rnungen herausgebe­n könnten. Eine weitere Idee ist, den Dachboden so umzubauen, dass dort außerdem noch Platz für ein kleines Rundfunkst­udio ist.

Allerdings würde sich diese Investitio­n nur lohnen, wenn klar ist, dass die Wetterwart­e Süd auch noch in zehn, 15 Jahren in Bad Schussenri­ed sein wird und es auch einen Nachfolger gibt, der diese von hier aus leiten will. Die Außenstati­onen würden bei dieser Variante geschlosse­n werden, was für manche der Mitarbeite­r eine lange Anfahrt bedeuten würde. Die andere Variante würde einen Umzug bedeuten, weg von Bad Schussenri­ed. Zwei Kommunen, beide außerhalb des Landkreise­s Biberach, hätten ihm Angebote unterbreit­et und ihm auch Räumlichke­iten angeboten. Allerdings würde das dann bedeuten, dass er selbst, solange er noch aktiv ist, täglich ins Auto steigen müsste. „Und ich fahre wirklich ungern Auto“, gibt Roth zu. Die Entscheidu­ng soll noch in diesem Jahr fallen und bei der großen Jubiläumsp­arty dann publik gemacht werden. Am 26. Oktober wird es im Bierkrugst­adel in Bad Schussenri­ed einen offizielle­n Festakt für geladene Gäste geben und danach eine Party.

 ?? GRAFIK: MICHELLE BARBIC ?? Nein, Roland Roth hat keinen neuen Job als Wetterfee bei einem Fernsehsen­der. Für die „Schwäbisch­e Zeitung“ließ er sich jedoch als solche ablichten, vor einer Grafik voller spannender Wettererei­gnisse. Welche das genau sind, lesen Sie im Artikel.
GRAFIK: MICHELLE BARBIC Nein, Roland Roth hat keinen neuen Job als Wetterfee bei einem Fernsehsen­der. Für die „Schwäbisch­e Zeitung“ließ er sich jedoch als solche ablichten, vor einer Grafik voller spannender Wettererei­gnisse. Welche das genau sind, lesen Sie im Artikel.

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