Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Günter Hess findet keinen Optiker als Nachfolger
27 Jahre in Bad Saulgau – Zwei Jahre gesucht – Schuhgeschäft Step by Step übernimmt die Räumlichkeiten
BAD SAULGAU - Nach 27 Jahren als Optiker in Bad Saulgau geht Günter Hess zum Ende des Monats in den Ruhestand. Zufrieden schaut er auf die Jahre in Bad Saulgau zurück. Schade findet er, dass die Suche nach einem Nachfolger für das Geschäft in der Oberen Hauptstraße erfolglos geblieben ist. Mit Step by Step wird jetzt ein Schuhgeschäft in die Räumlichkeiten einziehen.
Günter Hess stammt aus dem Saarland. Nach der Ausbildung in seiner Heimat verschlug es ihn nach Stuttgart. In der Landeshauptstadt. arbeitete er zunächst als Geselle, später als Meister und Filialleiter eines großen Optikerbetriebs.
Als der einstige Saulgauer Juwelier Alfred Wielath einen Optiker als Partner für sein Geschäft in der Hauptstraße suchte, bewarb sich Günter Hess. Er bekam den Zuschlag. Der Sprung in die Selbstständigkeit und nach Bad Saulgau liegt jetzt fast genau 27 Jahre zurück. Den Schritt hat Günter Hess nicht bereut, trotz mancher Höhen und Tiefen. Das Ende des Bad Saulgauer Juweliergeschäfts Wielath bedeutete für Günter Hess einen Neuanfang. 2003 zog er in die aktuellen Räumlichkeiten. Den verschärften Wettbewerb durch die Ansiedlung von Filialen großer Optik-Unternehmen überstand Günter Hess ebenfalls. Seine Kunden hätten ihm dabei geholfen. „Meine Stammkunden sind mir treu geblieben“, sagt der Optiker im Rückblick. Zum Kundenkreis gehören gar Herzogin Diane und Herzog Carl von Württemberg. Werbung habe er damit aber nie gemacht. „Das war nicht mein Ding. Ich wollte immer einen guten Job machen, damit meine Kunden zufrieden sind.“Bis vor zwei Jahren hatte Günter Hess noch eine Angestellte, zeitweise bildete er auch aus.
Doch in den letzten Jahren beschäftigte er sich bereits mit dem Übergang in den Ruhestand. Zwei Jahre lang sucht der Optiker nach einem Nachfolger, hat dafür in mehreren Fachzeitschriften inseriert. Als Reaktion gab es zwar vereinzelte Anfragen. Letztendlich aber sagten alle ab. „Die erste Frage war immer, wie viele Angestellte ich habe. Wenn ich dann gesagt habe, dass ich alleine bin, haben die meisten gleich abgewunken und gar nicht mehr nach dem Umsatz gefragt.“Der Umsatz nämlich sei ein Pluspunkt. Aber jeden Tag im Laden zu stehen und weniger Urlaub zu haben als andere Arbeitnehmer sei nicht jedermanns Sache. Da müsse die Familie mitziehen.
Nun gehen die Maschinen über eine Hilfsorganisation nach Afrika. Nach dem Räumungsverkauf müsse er die verbleibenden Brillen entsorgen. „Wenn es hier wieder einen Optiker gegeben hätte, wäre mir das Aufhören leichter gefallen“, sagt Hess.In 730 Briefen hat er seinen Kunden mitgeteilt, dass er aufhört. Optiker Bollmann werde den Service der bei Hess gekauften Brillen übernehmen. Auch das hat Günter Hess noch geregelt. „Ich wollte nicht gehen nach dem Motto nach mir die Sinflut.“Und die Pläne für die Zukunft?
Mit seiner Lebenspartnerin möchte er viel reisen. Der gebürtige Saarländer Bad Saulgau treu. „Hier gefällt es mir. Es gibt alles, was ich auch in Zukunft brauche“.