Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Vize-Direktor soll betrogen haben
Dienstverhältnis beim Sigmaringer Haus Nazareth beendet – Ordinariat untersucht Fall
SIGMARINGEN - Der stellvertretende Direktor soll das Kinderheim Haus Nazareth betrogen haben. Nach Informationen unserer Zeitung hat er dem Kinderheim einen finanziellen Schaden zugefügt. Der Verdächtige hat seinen Posten zwischenzeitlich geräumt und seinen Dienstvertrag gekündigt. Die Aufklärung des Falles betreibt das erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg. Es hat eine international tätige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft mit einer Untersuchung beauftragt. Direktor Peter Baumeister will sich nicht zu dem Fall äußern und verweist an die erzbischöfliche Pressestelle. Der Pressesprecher des Erzbischofs gibt sich ebenfalls einsilbig.
In einem Rundschreiben sind die Mitarbeiter über die Personalie informiert worden. Der stellvertretende Direktor sei mit sofortiger Wirkung von seiner Funktion zurückgetreten, teilen Direktor Peter Baumeister und Dekan Christoph Neubrand als Verwaltungsratschef mit. Er habe seinen Dienstvertrag gekündigt und sei ab sofort freigestellt, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt.
Keine Angaben zu den Gründen
Über die Gründe für die Demission der Führungskraft schweigen sich die Unterzeichner jedoch aus: Es seien Sachverhalte bekannt geworden, die weiterer Prüfungen bedürfen und deren Auswirkungen für das Kinderheim aktuell nicht absehbar seien. Die Verantwortlichen verweisen auf den Persönlichkeitsschutz des Betroffenen. Entdeckt worden seien die Unstimmigkeiten vor kurzem. „Unmittelbar danach wurde gehandelt“, antwortete die erzbischöfliche Pressestelle auf unsere Anfrage. Als das Haus Nazareth im Dezember das Haus Bethlehem eröffnet hatte, war der Mann, um den es geht, noch öffentlich aufgetreten.
Der ehemalige Vizedirektor habe einzelne Personalfälle, die in seine Zuständigkeit fielen, unsachgemäß abgewickelt, so der kirchliche Pressesprecher Michael Hertl weiter. Was dies genau heißt, darauf wollte das Erzbistum nicht näher eingehen. Keine Angaben machte Freiburg auch zum finanziellen Schaden und den damit verbundenen Auswirkungen für das Kinderheim. Dies müsse erst noch näher untersucht werden. Zugeknöpft gibt sich auch die Hechinger Staatsanwaltschaft: „Wir wollen uns zu dem Fall momentan nicht äußern“, sagte Pressesprecher Markus Engel. In vier bis fünf Wochen könne er vielleicht mehr sagen. Entdeckt worden war das Fehlverhalten des leitenden Angestellten bei internen Kontrollen. Der Pressesprecher des Erzbischofs betont, dass es im Haus Nazareth regelmäßige Prüfungen gebe. Der stellvertretende Direktor zeichnete für den Geschäftsbereich 2, die ambulanten Dienste und die Schulsozialarbeit, die die soziale Einrichtung im Auftrag vieler Gemeinden übernimmt, verantwortlich. Wenige Wochen nach dem Abschied der Führungskraft ist zumindest klar, wer interimsweise die Nachfolge übernimmt. Mit Wirkung zum 8. Februar habe Erzbischof Stephan Burger Harry Seif zum stellvertretenden Direktor der Stiftung erzbischöfliches Kinderheim ernannt. Welche Funktion Seif bislang hatte, ist nicht bekannt. Er werde diese Funktion befristet übernehmen. Kommende Woche soll die Stelle intern und extern neu ausgeschrieben werden.