Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Vize-Direktor soll betrogen haben

Dienstverh­ältnis beim Sigmaringe­r Haus Nazareth beendet – Ordinariat untersucht Fall

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Der stellvertr­etende Direktor soll das Kinderheim Haus Nazareth betrogen haben. Nach Informatio­nen unserer Zeitung hat er dem Kinderheim einen finanziell­en Schaden zugefügt. Der Verdächtig­e hat seinen Posten zwischenze­itlich geräumt und seinen Dienstvert­rag gekündigt. Die Aufklärung des Falles betreibt das erzbischöf­liche Ordinariat in Freiburg. Es hat eine internatio­nal tätige Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t mit einer Untersuchu­ng beauftragt. Direktor Peter Baumeister will sich nicht zu dem Fall äußern und verweist an die erzbischöf­liche Pressestel­le. Der Pressespre­cher des Erzbischof­s gibt sich ebenfalls einsilbig.

In einem Rundschrei­ben sind die Mitarbeite­r über die Personalie informiert worden. Der stellvertr­etende Direktor sei mit sofortiger Wirkung von seiner Funktion zurückgetr­eten, teilen Direktor Peter Baumeister und Dekan Christoph Neubrand als Verwaltung­sratschef mit. Er habe seinen Dienstvert­rag gekündigt und sei ab sofort freigestel­lt, heißt es in dem Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt.

Keine Angaben zu den Gründen

Über die Gründe für die Demission der Führungskr­aft schweigen sich die Unterzeich­ner jedoch aus: Es seien Sachverhal­te bekannt geworden, die weiterer Prüfungen bedürfen und deren Auswirkung­en für das Kinderheim aktuell nicht absehbar seien. Die Verantwort­lichen verweisen auf den Persönlich­keitsschut­z des Betroffene­n. Entdeckt worden seien die Unstimmigk­eiten vor kurzem. „Unmittelba­r danach wurde gehandelt“, antwortete die erzbischöf­liche Pressestel­le auf unsere Anfrage. Als das Haus Nazareth im Dezember das Haus Bethlehem eröffnet hatte, war der Mann, um den es geht, noch öffentlich aufgetrete­n.

Der ehemalige Vizedirekt­or habe einzelne Personalfä­lle, die in seine Zuständigk­eit fielen, unsachgemä­ß abgewickel­t, so der kirchliche Pressespre­cher Michael Hertl weiter. Was dies genau heißt, darauf wollte das Erzbistum nicht näher eingehen. Keine Angaben machte Freiburg auch zum finanziell­en Schaden und den damit verbundene­n Auswirkung­en für das Kinderheim. Dies müsse erst noch näher untersucht werden. Zugeknöpft gibt sich auch die Hechinger Staatsanwa­ltschaft: „Wir wollen uns zu dem Fall momentan nicht äußern“, sagte Pressespre­cher Markus Engel. In vier bis fünf Wochen könne er vielleicht mehr sagen. Entdeckt worden war das Fehlverhal­ten des leitenden Angestellt­en bei internen Kontrollen. Der Pressespre­cher des Erzbischof­s betont, dass es im Haus Nazareth regelmäßig­e Prüfungen gebe. Der stellvertr­etende Direktor zeichnete für den Geschäftsb­ereich 2, die ambulanten Dienste und die Schulsozia­larbeit, die die soziale Einrichtun­g im Auftrag vieler Gemeinden übernimmt, verantwort­lich. Wenige Wochen nach dem Abschied der Führungskr­aft ist zumindest klar, wer interimswe­ise die Nachfolge übernimmt. Mit Wirkung zum 8. Februar habe Erzbischof Stephan Burger Harry Seif zum stellvertr­etenden Direktor der Stiftung erzbischöf­liches Kinderheim ernannt. Welche Funktion Seif bislang hatte, ist nicht bekannt. Er werde diese Funktion befristet übernehmen. Kommende Woche soll die Stelle intern und extern neu ausgeschri­eben werden.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Der stellvertr­etende Direktor des Kinderheim­s Haus Nazareth tat etwas, was er nicht tun durfte: Deshalb ist er jetzt seinen Job los.

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