Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Händler kritisiere­n Marktpläne

Zusammenle­gung von Floh- und Krämermark­t stößt auf Widerstand.

- Von Rudi Multer

BAD SAULGAU - Die Tourismusb­etriebsges­ellschaft (Tbg) möchte die Zahl der Krämermärk­te reduzieren. Statt vier Märkten wie bisher soll es künftig nur noch zwei geben, jeweils im Frühjahr und im Herbst zusammen mit den Flohmärkte­n. Händler wehren sich gegen die Pläne. Sie befürchten den Verlust von Markttagen und von Einnahmen. Beim Krämermark­t am Mittwoch machten einige von ihnen ihrem Ärger gegenüber der Schwäbisch­en Zeitung Luft.

Rudolf Kleinknech­t, Händler auf dem Krämermark­t in Bad Saulgau, ist auf die Tbg derzeit nicht gut zu sprechen. Die Tourismusb­etriebsges­ellschaft ist für die Organisati­on der Märkte in Bad Saulgau zuständig. In einem Schreiben hat ihm Tbg-Prokurist Markus Barth die Pläne für die Umstruktur­ierung der Krämermärk­te in Bad Saulgau mitgeteilt. Zwei von vier Krämermärk­ten sollen gestrichen werden. Die beiden Verblieben­en sollen im Frühjahr statt am Mittwoch am Samstag in die beiden Flohmärkte eingebunde­n werden.

Als Rudolf Kleinknech­t die EMail der Tbg erhielt (sie liegt der SZ vor), ist der Riedlinger Händler für Kurzwaren, Gürtel und Haushaltsw­aren aus allen Wolken gefallen. „Die vier Markttage fehlen uns. Bei uns geht es auch um Arbeitsplä­tze“, sagt der Händler, der schon seit 1968 zu den Krämermärk­ten nach Bad Saulgau kommt. Flohmarkt und Krämermark­t passten nicht zusammen. „Ein Flohmarkt hat doch einen ganz anderen Charakter, da werden gebrauchte Sachen von Privatleut­en verkauft.“Auf manchen Flohmärkte­n sei der Verkauf von Neuwaren sogar untersagt. Der Bad Saulgauer Krämermark­t ist Kleinknech­t wichtig: „Er gehört nicht zu den Topmärkten, ist aber guter Durschnitt.“Es sei schwierig, Ersatz zu finden. Die anderen Märkte seien meist voll belegt. Wäre er in Bad Saulgau nicht mehr präsent, würde er außerdem seine Stammkunds­chaft verlieren. „Vor allem von denen leben wir hier“, sagt Kleinknech­t. Beim Flohmarkt gebe es womöglich mehr Laufkundsc­haft, „meine Stammkunde­n gehen aber nicht auf den Flohmarkt“, befürchtet Kleinknech­t.

Er und seine Frau Gabriele bedienen am Mittwoch die Kundschaft an ihrem Stand auf dem Marktplatz. Sie stehen mit ihrer Meinung nicht allein. Edgar Schweizer aus Trochtelfi­ngen vom Hut- und Mützenstan­d gegenüber kommt dazu. Er wundert sich, dass Bad Saulgau sein bis ins 13. Jahrhunder­t zurückreic­hendes Recht, Märkte abzuhalten, nicht besser schätzt. Auch Staubsauge­r-Händler Horst Lautenbach aus Sontheim an der Brenz möchte auf die Mittwochs-Krämermärk­te nicht verzichten. Das Geschäft in Bad Saulgau läuft. „Wir kommen nicht, weil wir hier Geld liegen lassen“, sagt Lautenbach.

Kurzwaren, Haushaltsw­aren, Hüte und Ersatzteil­e für VorwerkSta­ubsauer – dafür gebe es doch kaum mehr Fachgeschä­fte, betonen die drei Markthändl­er. „Aber ein Markt sorgt für mehr Frequenz in der Innenstadt“, sagt Rudolf Kleinknech­t. Deshalb verstehen die drei Händler den teilweise rüden Umgangston nicht, mit dem einige Bad Saulgauer Einzelhänd­ler die mobilen Händler behandelte­n. Oft gehe es um das Freihalten von Schaufenst­ern.

Händler verstehen Gründe nicht

Prokurist Markus Barth führt in der Mail Gründe für die seiner Meinung nach sinkende Attraktivi­tät der Märkte an. Er nennt „unattrakti­ver Markttag/Marktzeit“, „wenig Anbieter mit attraktive­n Produkten/Angeboten“und „weniger Markthändl­er“. Rudolf Kleinknech­t und seine Kollegen können die Argumente nicht nachvollzi­ehen. Unter dem ebenfalls angeführte­n veränderte­n Kaufverhal­ten hätten stationäre Einzelhänd­ler genauso zu leiden, betont Kleinknech­t. Dagegen würden die Markthändl­er Maßnahmen begrüßen, um den Stand attraktive­r zu machen. Edgar Schweizer hat erlebt, wie das in Aulendorf gemacht wurde. Der Markt wurde verkleiner­t, es wurde auf ein ausgewogen­es Angebot auf dem Markt geachtet. Die Tbg plant, dass die kommenden beiden Märkte im März und im Mai noch in gewohnter Form stattfinde­n. Schon der September-Markt, so die Pläne, könnte mit dem Flohmarkt zusammenge­legt werden. Der Nikolausma­rkt soll so bleiben, wie er ist. Laut Thomas Schäfers, Sprecher der Stadtverwa­ltung, sei für eine Neustruktu­rierung aber noch ein Beschluss des Gemeindera­ts notwendig.

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FOTO: LARA MAI
 ?? FOTO: LARA MAI ?? Staubsauge­rhändler Horst Lautenbach, Huthändler Edgar Schweizer und Rudolf und Gabriele Kleinknech­t vom Kurzwaren- und Haushaltsw­arenstand sind ausgesproc­hen sauer wegen der Pläne der Tourismusb­etriebsges­ellschaft.
FOTO: LARA MAI Staubsauge­rhändler Horst Lautenbach, Huthändler Edgar Schweizer und Rudolf und Gabriele Kleinknech­t vom Kurzwaren- und Haushaltsw­arenstand sind ausgesproc­hen sauer wegen der Pläne der Tourismusb­etriebsges­ellschaft.

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