Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Strobl verschickt keine Rechnungen
SPD lobt Bremen als Vorbild – Wellenreuther: „Vereine sehen sich als Opfer“
RAVENSBURG (ume/mp) - In der Saison 2016/17 gab es allein in BadenWürttemberg zehn Hochrisikospiele; 43 weitere wurden als Risikospiele eingestuft, die meisten davon in der 2. Fußball-Bundesliga.
Geht es nach der Opposition, sollte die Landesregierung die Mehrkosten den Vereinen in Rechnung stellen. „Der Innenminister kann Mut beweisen und dem Beispiel Bremen folgen“, sagte Sascha Binder, Fraktionsvize der SPD im Stuttgarter Landtag. „Rechtliche Ausflüchte lassen wir nun nicht mehr gelten.“
Tatsächlich werden auf die Vereine im Land zunächst aber keine Mehrkosten zukommen. Innenminister Thomas Strobl (CDU) will zunächst einmal die Revision am Bundesverwaltungsgericht abwarten: Bislang bestehe immer noch keine Rechtssicherheit, betonte er auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Rechnungen an Vereine würden die Sicherheit nicht verstärken, so Strobl. „Deshalb sind wir überzeugt von unserem Weg der ‚Stadionallianzen‘, der Sicherheit schafft durch eine deutlich intensivere Zusammenarbeit aller Sicherheitsakteure vor Ort.“Die Stadionallianzen waren im Sommer 2017 angestoßen worden, nachdem es zuvor in Karlsruhe zweimal Ausschreitungen gegeben hatte, bei Spielen des KSC gegen den VfB Stuttgart und gegen Dynamo Dresden.
Vereine betonen Gewaltmonopol
KSC-Präsident Ingo Wellenreuther bekräftigte am Mittwoch auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“seine Auffassung, dass die Vereine und Verbände im Profifußball nicht die Verursacher der Gewalt seien und deswegen auch nicht die entstehenden Kosten tragen müssten. „Gefahrenabwehr ist eine staatliche Aufgabe und im Rechtsstaat liegt das Gewaltmonopol beim Staat“, so Wellenreuther. „Die Vereine und Verbände sehen sich als Opfer derjenigen, die Fußballspiele missbrauchen, um – oftmals fernab der Fußballstadien – Straftaten zu begehen.“Der VfB Stuttgart schloss sich der Kritik der DFL am Urteil an, gab aber ansonsten keine eigene Stellungnahme ab.
Wie Baden-Württemberg wird auch Bayern den Fußballvereinen keine Polizeieinsätze in Rechnung stellen. „Wenn beispielsweise Gastfans in der Innenstadt randalieren, kann man doch nicht den Heimverein dafür verantwortlich und kostenpflichtig machen“, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU). In Bayern werden Hochrisikospiele von der Polizeistatistik nicht gesondert erfasst; insgesamt war die Polizei dort in der Saison 2016/2017 bei 138 Spielen im Einsatz.