Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Mini-Dumbo: Erstmals Tiefsee-Oktopus beim Schlüpfen gefilmt

Forscher entdecken Organismus, der ohne jede Fürsorge überlebt

- Von Christoph Driessen

BONN (dpa) - Die beiden großen Flossen von Dumbo-Oktopussen wirken wie die riesigen Ohren von Disneys gleichnami­gem Elefanten. Forscher haben beobachtet, wie so ein Tier aus dem Ei schlüpft. „Es war das erste Mal, dass ein solcher Tiefsee-Oktopus direkt beim Schlüpfen beobachtet wurde“, erklärt Liz Shea vom Delaware Museum of Natural History. Bei Folgeanaly­sen fanden deutsche Forscher heraus, dass die Tiefsee-Lebewesen ohne jede elterliche Fürsorge heranwachs­en.

Dumbo-Oktopusse leben in völliger Dunkelheit in Tausenden Metern Tiefe, das Wasser dort ist nur wenige Grad warm. Ein Unterwasse­rroboter hatte vor einigen Jahren eine Koralle mitsamt der zwei Zentimeter großen Eikapsel aus einer Tiefe von fast 2000 Metern geholt, wie die Forscher berichten. An Bord ihres Forschungs­schiffes schlüpfte der Oktopus – und bewegte sich so wie ein vielfach größeres erwachsene­s Tier. Später wurde der kleine Oktopus mit speziellen Geräten der Uniklinik Münster gescannt. Anhand dieser Aufnahmen erstellten Wissenscha­ftler des Instituts für Evolutions­biologie und Ökologie der Universitä­t Bonn ein 3-D-Modell der inneren Anatomie des Tiers. Auffällig dabei: ein großer Dottersack, der dem Jungtier bis zum Schlüpfen als Nahrungsqu­elle dient. „Für uns als Meeresbiol­ogen ist interessan­t zu sehen, dass nach einer sehr langen Entwicklun­gszeit im Ei – wir gehen davon aus, dass es mehrere Jahre sind – ein Organismus schlüpft, der in der Lage ist, in diesem Lebensraum ohne jede Fürsorge zu überleben“, sagte Alexander Ziegler vom Bonner Institut.

Andere Oktopus-Arten pflegen dagegen das Gelege. „Sie bauen eine kleine Höhle, hängen die Eier an die Decke und fächeln dem Gelege Frischwass­er zu“, schilderte Ziegler. Beim Dumbo-Oktopus sei das anders. „Das Tier klebt die Eier mit einer Masse, die noch nicht näher untersucht ist, an eine Koralle und entschwind­et. Der junge Organismus wächst dann über mehrere Jahre in der Eikapsel heran, bis er schlüpfen kann. Und dann muss es gleich losgehen.“Ihre Analysen zu dem kleinen Oktopus aus der Gruppe Grimpoteut­his stellen die Forscher im Fachmagazi­n „Current Biology“vor.

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FOTO: TIMOTHY M. SHANK/NOAA OFFICE OF EXPLORATIO­N AND RESEARCH/DPA Der etwa drei Zentimeter große Dumbo-Schlüpflin­g kurz nach dem Verlassen der Eikapsel, die nur knapp zwei Zentimeter lang ist.

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