Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Ein Ja der Bürger – aber nicht um jeden Preis
Bürgerinformation zur Entwicklung am Stadthallen-Areal in Riedlingen – Teilnehmer formulieren Wünsche und Bedingungen
RIEDLINGEN - Mit einer Bürgerinformation am Montagabend ist für die Weiterentwicklung des Stadthallenareals ein weiterer Schritt gemacht worden. Rund 100 Bürger informierten sich zum Thema und diskutierten hernach in drei Gruppen. Trotz Bedenken etwa zum Thema Lärm oder der Zukunft der Stadthalle, wurde eine Weiterentwicklung auf dem Areal nicht grundsätzlich in Frage gestellt.
Hier wichtige Themen im Überblick.
Aktueller Stand: „Wir sind jetzt ● in der Lage eine Entscheidung zu treffen“, warb Bürgermeister Marcus Schafft am Montagabend. Nach aktuellem Stand soll auf dem Stadthallenareal ein Hotel, ein Drogeriemarkt, ein Lebensmittler sowie eine neue Stadthalle Platz finden. Dies wird von den Bürgern, so das Ergebnis einer Umfrage, auch gewünscht. Drei Investoren haben Konzepte abgegeben und wollen am Standort investieren; es gibt einen Hotelbetreiber, der sehr interessiert ist und auch der Kanuverleih will sich beteiligen. Die Viehzentrale ist in die Pläne involviert. „Die Zahnräder greifen ineinander“, so Wirtschaftsförderer Alexander Leitz.
Ziele der Überplanung: Mit der ● Überplanung soll Riedlingen für Kunden und Bürger attraktiver werden, und sie in die Stadt ziehen. Die Frequenz soll durch die Fachmärkte nahe der Altstadt erhöht werden; auch mit der Hoffnung, dass davon die Einzelhändler in der Altstadt profitieren. Durch das Hotel an der Donau soll der Betten-Engpass gestopft werden und zudem soll sich mit Biergarten, Spiel- und Wohnmobilplätzen und Outdoorangeboten die Aufenthaltsqualität für Bürger und Touristen erhöhen.
Drei Konzepte/Städteplanung: ● Drei Investoren haben ihre Planungen abgegeben. Alle drei hätten ihre Pläne sehr gut ausgearbeitet, lobte Stadtplaner Hubert Sieber, dessen Büro aus Lindau für die Stadt den Prozess begleitet. Allerdings sieht er im Krause-Entwurf das Thema am besten gelöst. Grundsätzlich ist Sieber vom Gesamtensemble in Riedlingen sehr angetan, auch wenn es noch Probleme (siehe Lärm) zu lösen gilt: „Die Situation Donau/Altstadt ist bestechend. Sie haben die Chance etwas ganz einzigartiges zu entwickeln.“Nach dem rund 100-minütigen Informationsblock diskutierten die Bürger in drei Gruppen zu den Themen Stadthalle, Aufenthaltsqualität und Nutzungsperspektive Stadthallenareal. Dabei wurden etliche Bedenken deutlich. Hier die Knackpunkte:
Knackpunkt-Lärm: In den Runden wurde die Sorge geäußert, dass die Pläne mehr Lärm bringen. Gerade nach 22 Uhr. Dem hielt Leitz entgegen, dass es ja Ziel sei, Frequenz in die Altstadt zu bringen. Allerdings machte auch Stadtplaner Sieber deutlich, dass Maßnahmen getroffen werden müssen, damit die zulässigen Lärmgrenzwerte nicht überschritten werden. Das gilt auch nach Ende einer Veranstaltung in der Halle, wenn die Besucher wieder weg fahren. Hier kann auch eine städtebauliche Anordnung der Gebäude helfen.
Knackpunkt-Lebensmittler: Braucht Riedlingen wirklich einen weiteren Lebensmittler? Eigentlich nein, so Leitz und Schafft, zumal Norma im Unterried bleiben und erweitern will. Aber der „Drogeriemarkt Müller“, der von Bürgern gewünscht ist, kommt nur mit einem Lebensmittler an seiner Seite. Das ist Bedingung. An diesem Abend stellte Geschäftsführer Christof Feneberg sein Lebensmittel-Unternehmen mit Hauptsitz in Kempten und 76 Filialen vor. Feneberg setzt vor allem auf Regionalität und auf Bio, hat eine eigene Bäckerei und Metzgerei. Das Unternehmen hat Interesse am Standort. Allerdings wurden in der Diskussionsrunde hernach auch Bedenken geäußert, dass Feneberg die Innenstadt-Händler nicht stärke, sondern durch seine Ausrichtung sogar schwächen könnte. Schafft hielt dem entgegen: „Im Zweifel stimmen die Leute mit den Füßen ab.“
Knackpunkt-Architektonische Gestaltung/Anordnung: Alle Beteiligten – Bürger, Planer und Stadtverwaltung – legen Wert auf eine hohe städtebauliche Qualität auf diesem exponierten Platz an der Donau. „Der Platz braucht ein einzigartiges Gesicht.“Auch die Anordnung der Gebäude wurde mehrfach diskutiert. Wäre es nicht sinnvoller, die Handelshäuser nach vorne an die Hindenburgstraße zu bringen und die Stadthalle – die abends und nachts mehr Autolärm bringt – weiter nach hinten? Sieber betonte, dass die Detailplanungen erst beginnen werden.
Knackpunkt-Folgenutzung: Wo finden sich künftig Jugendräume? Wo können die Vereine künftig ihr Material lagern? Wo findet der Fohlenmarkt statt? Diese Fragen wurden gestellt. Doch Leitz stellte klar, dass es dafür eine Lösung geben wird. Aber so weit seien die Pläne noch nicht.
Knackpunkt-Stadthalle: Aufgrund der Lage der jetzigen Stadthalle sei es kaum möglich, das Areal sinnvoll zu überplanen, so Hubert Sieber. So kam die „Gesprächsgruppe Stadthalle“mehrheitlich zu der Auffassung, dass eine neue Stadthalle sinnvoll sei – allerdings nicht als Multifunktions-, sondern als reine Veranstaltungshalle, die auch vom Hotelbetreiber genutzt werden könnte. Denn auch Schulleiter Martin Romer verwies darauf, dass für seine Gemeinschaftsschule und die St. Gerhard-Schule der Weg zum Stadthallenareal für den Sportunterricht zu weit wäre. Die Schulen würden eine Sporthalle am bisherigen Standort beim Hallenbad bevorzugen. Gemeinderat Roland Uhl stellte grundsätzlich die Frage, ob die Stadt aufgrund der geringen Nutzungen überhaupt eine Halle braucht.
Knackpunkt-Finanzen: Die Investoren und Betreiber würden die Finanzierung für die Handelsflächen und auch für das Hotel übernehmen. Die Finanzierungsmodalität für die Halle ist noch völlig offen. In Gammertingen, wo derzeit über ein Stadthallen-Neubau diskutiert wird, steht offiziell eine Kostensumme von 6,5 Millionen Euro im Raum. Zum Vergleich: Die Sanierung der jetzigen Halle beliefe sich auf rund 2,5 Millionen Euro. Doch ob eine neue Halle von einem Investor vorfinanziert würde und die Stadt dann mietet oder die Stadt die Halle bauen würde, ist noch völlig offen.
Der weitere Zeitplan: „Wir sollten mit Beschlüssen keine weitere Zeit vergeuden“, so Bürgermeister Schafft. Am 26. März steht eine Entscheidung des Gemeinderats an. Danach wird ein Bebauungsplan erstellt, während parallel ein Investor sein Baugesuch vorantreiben könnte. Sollte das alles genehmigt werden, könnten die Handelsflächen anschließend in 24 Monaten Bauzeit fertiggestellt werden.