Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schneelast begräbt Zirkuszelt

Unglück im Winterquar­tier in Göffingen – Tiere sind unverletzt

- Von Berthold Rueß

GÖFFINGEN - Eigentlich haben sich Karina und Stefan Spindler vom Zirkus „Stefano“im Winterquar­tier in Göffingen schon auf die Toursaison im Frühjahr vorbereite­t. Die Schneefäll­e am Samstag haben ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Die Schneelast hat ihr Tierzelt komplett zerstört. Im Moment ist die Familie ratlos, wie es weitergehe­n soll.

Im November hat die Zirkusfami­lie ihr Winterquar­tier in der alten Schreinere­i am Mühlbachwe­g aufgeschla­gen: Karina und Stefan Spindler mit vier Kindern im Alter von 13, 16, 18 und 23 Jahren, außerdem Kollegin Manuela Müller, die den Zirkus schon seit längerer Zeit begleitet. Wie in einer Zirkusfami­lie üblich, sind Wohnwagen ihre Heimat. „Wie andere Kinderzimm­er haben, haben wir einen Jungswagen, einen Mädchenwag­en und einen Schlafwage­n“, erklärt Karina Spindler. In Süddeutsch­land sind sie damit seit drei Jahren unterwegs. Zur Familie gehören aber auch die Tiere: zwei Kamele, vier Ponys, sieben Ziegen und drei Hunde. Die sind üblicherwe­ise im Tierzelt untergebra­cht. Bis das Zelt am Samstagvor­mittag zusammenbr­ach, die Last des extrem feuchten Schnees war zu groß geworden. „Dann hat es krach-bumm-peng gemacht“, schildert Karina Spindler, „alles war kaputt.“Glückliche­rweise sei wenigstens keines der Tiere verletzt worden. Eines nach dem anderen habe man unter der Plane hervorgeho­lt.

Netter Vermieter

Aber wohin damit auf die Schnelle? „Wir haben einen sehr netten Vermieter“, sagt Stefan Spindler. Der stellte ihnen einen Schuppen zur Verfügung, wo jetzt die Ponys untergebra­cht sind. Die Ziegen haben in der ehemaligen Trockenanl­age Unterschlu­pf gefunden, und die Kamele haben einen Transporte­r bezogen. „Wichtig ist, dass es von unten immer trocken ist“, erläutert der Zirkusmann. Das Wohl der Tiere liege der Familie sehr am Herzen: „Der Zirkus lebt mit Tieren und geht unter ohne Tiere.“Es handle sich um sibirische Kamele und Schweizer Bergziegen, die auch winterlich­e Wetterbedi­ngungen gut vertragen. „Alle sind hier geboren, das sind Zirkustier­e.“Das Veterinära­mt überwache deren Haltung. Und Auslauf gebe es genug, versichert Spindler.

„Wir wollten eigentlich Ende März, Anfang April weiterzieh­en“, sagt Karina Spindler. Dafür wäre aber ein Tierzelt nötig. „Wir haben uns umgehört wegen eines gebrauchte­n Zelts, aber es ist nichts zu finden.“Ein neuwertige­s Zelt in der erforderli­chen Größe 20 mal 20 Meter koste um die 15 000 Euro – für die Familie Spindler, die sich zurzeit mit Hartz IV durchschla­gen muss, unbezahlba­r. „Wir hatten eh schon eine schlechte Saison“, berichtet Karina Spindler. Deswegen seien auch kaum Rücklagen vorhanden.

 ?? FOTO: BERTHOLD RUESS ?? Die Zirkusleut­e Karina und Stefan Spindler stehen in den Trümmern ihres Zelts. Die Tiere haben zumindest Auslauf.
FOTO: BERTHOLD RUESS Die Zirkusleut­e Karina und Stefan Spindler stehen in den Trümmern ihres Zelts. Die Tiere haben zumindest Auslauf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany