Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Wolf tappt bei Beuron in eine Fotofalle
Erstmals kehrt das Tier ins Donautal zurück – Ob der Wolf noch dort ist, wissen die Behörden nicht
BEURON - Ein Wolf ist im Donautal aufgetaucht. Wie das Umweltministerium auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigt, hat ein einzelner Wolf am Samstag, 17. Februar, bei Beuron eine Fotofalle ausgelöst, die im Wald aufgestellt war. Das Foto entstand um 1.33 Uhr nachts. Es ist die erste Wolfssichtung im Donautal und in den Kreisen Sigmaringen und Tuttlingen, seitdem der Wolf nach Baden-Württemberg zurückgekehrt ist.
Der stellvertretende Sprecher des Ministeriums, Frank Lorho, berichtet, dass der Wolf auf dem Foto eindeutig erkennbar sei. Wie Wildtierökologe Johannes Erretkamps von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg mitteilt, ist auf dem Foto jedoch nicht erkennbar, ob es sich um ein weibliches oder männliches Tier handelt. Auch auf das Alter sind keine Rückschlüsse möglich. Zudem könne Erretkamps nicht sagen, ob sich der gesichtete Wolf noch in der Region aufhält: „Die Tiere können in wenigen Tagen sehr große Distanzen zurücklegen.“
Das Umweltministerium habe kürzlich die betroffenen Verbände, darunter auch Nutzviehhalter, angeschrieben und über die Beuroner Wolfssichtung informiert, berichtet Vize-Sprecher Lorho weiter: „Wir geben Handlungsempfehlungen heraus, wie etwa die Weidezäune zu sichern.“Das Umweltministerium weist darauf hin, dass Nutztierherden durch einen lückenlosen Elektrozaun in ausreichender Höhe (mehr als 90 Zentimeter) wirkungsvoll gegen Angriffe eines Wolfs geschützt werden können. Kurzfristig können Nutztierhalter über die FVA vom Umweltministerium bereitgestellte Notfall-Zaunsets auch ausleihen. Tiere und Zäune sollten dann regelmäßig kontrolliert werden. Die Koppel sollte möglichst so groß sein, dass die Tiere innerhalb der Koppel etwas ausweichen können, wenn sich ein Wolf nähert. Wasserläufe und sonstige Wasserflächen sind keine Barrieren für den Wolf und müssen deshalb auch abgezäunt werden.
Seit etwa 20 Jahren werden Wölfe wieder in Deutschland gesichtet. „Seitdem sind keine Fälle bekannt, dass ein Wolf einen Menschen angegriffen hat“, sagt Lorho. Der Wolf sei sehr scheu. Dennoch herrsche in der Bevölkerung das Gefühl, das Tier sei eine Gefahr.
Im Juni 2015 erstmals Wolf in Baden-Württemberg gesichtet
Im Juni 2015 wurde erstmals wieder ein Wolf in Baden-Württemberg gesichtet, allerdings ein totes Tier bei Lahr im Ortenaukreis, berichtet Lorho. Ein weiterer Wolfskadaver tauchte im November 2015 bei Merklingen im Alb-Donau-Kreis auf. Im Mai 2016 wurde ein lebender Wolf bei Bad Dürrheim im Schwarzwald-BaarKreis gefilmt. Wie das Ministerium mitteilt, sei es in der Vergangenheit auch zu Tötungen von Nutztieren durch den Wolf gekommen. Der erste Riss von drei Lämmern ereignete sich am 7. Oktober 2017 bei Widdern im Kreis Heilbronn. Am 26. November vergangenen Jahres wurde bei drei in Bad Wildbad im Landkreis Calw getöteten Schafen festgestellt, dass ein Wolf die Tiere gerissen hatte. Am 14. Januar dieses Jahres kam es zum Riss einer Ziege bei Sersheim im Landkreis Ludwigsburg. Die Halter der Schafe und Ziegen können für ihre getöteten Tiere Entschädigung aus dem dafür eingerichteten Ausgleichsfonds beantragen.
Im vergangenen November und Dezember kam es zu Tötungen von Rotwild in der Region Freudenstadt, die ebenfalls auf das Konto eines Wolfs gingen. Genetische Analysen von den bisher gerissenen Tieren haben ergeben, dass nachweislich zwei Wölfe in Baden-Württemberg unterwegs sind. Eine weitere Wolfssichtung erfolgte im Dezember 2017 in der Nähe von Vöhrenbach im Südschwarzwald. Auch in stärker besiedelten Gebieten wurde bereits ein Wolf entdeckt: so etwa am 13. Januar in Korntal-Münchingen bei Stuttgart. Hier wurde das Tier gefilmt.
Wer einen toten, kranken oder verletzten Wolf findet: Nicht anfassen, nicht verfolgen und sofort Naturschutzbehörde, Forstbehörde, Polizei oder das Wolfsmonitoring (Telefon 0761/
401 82 74) informieren.