Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Pragmatism­us nutzt allen

- Von Sebastian Borger

Bislang musste man Theresa May für eine Gefangene der Brexit-Hardliner in ihrer eigenen Partei halten. Wie diese interpreti­erte die britische Premiermin­isterin das knappe Ergebnis der Volksabsti­mmung im Juni 2016 als Mandat für den härtesten Bruch mit Brüssel: Austritt aus Binnenmark­t und Zollunion, Ende der Rechtsprec­hung des Europäisch­en Gerichtsho­fs, Aufbruch ins Nirwana neuer Handelsver­träge.

Nun hat die Konservati­ve eine Kursänderu­ng vorgenomme­n, diese zudem in deutlich konziliant­erem Ton als bisher vorgetrage­n. Vom nebulösen „globalen Britannien“war nicht mehr die Rede; stattdesse­n räumte die Engländeri­n ein, der Zugang zum Binnenmark­t werde unter der Austrittse­ntscheidun­g leiden.

Der neue Londoner Realismus ist willkommen, geht aber nicht weit genug. Warum die Konservati­ven eine Zollunion mit der EU ausschließ­en, wie sie neuerdings von Labour gefordert wird, ließ May offen. Dabei ließe sich dadurch das Problem der Grenze zwischen dem britischen Nordirland und der Republik im Süden weitgehend lösen.

Immerhin hat die Premiermin­isterin den ersten Schritt gemacht auf dem Weg zu einem pragmatisc­hen Nebeneinan­der, an dem alle EU-Partner, nicht zuletzt Deutschlan­d, hohes Interesse haben müssen.

politik@schwaebisc­he.de

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