Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Parkinson: Arzt stellt Behandlung vor
Weissenau-Neurologe sieht Vorteile im ganzheitlichen biopsychosozialen Ansatz
BAD SAULGAU - Die Diagnose „Parkinson“trifft die meisten Menschen völlig unvorbereitet. In der Öffentlichkeit fällt Befragten dazu oft nur der Begriff „Schüttellähmung“ein. Diesen Wissenslücken entgegenzutreten, hat sich die „Deutsche Parkinson Vereinigung Bundesverband“zur Aufgabe gemacht. Die Vereinigung hat inzwischen mehr als 23 000 Mitglieder in bundesweit 450 Regionalgruppen. Eine dieser Regionalgruppen ist die Parkinsongruppe Bad Saulgau.
Laut Aussage der beiden Vorstandsmitglieder Dr. Heinz Langhammer und Anton Sulzer ist das Ziel der Selbsthilfegruppe, die von der Krankheit Morbus Parkinson Betroffenen zusammenzubringen und vornehmlich einen Informationsund Erfahrungsaustausch zu realisieren, aber auch zu helfen die Lebensqualität zu verbessern. Immer am letzten Mittwoch im Monat treffen sich die Mitglieder und Interessierten im Katholischen Gemeindehaus zu Vorträgen mit unterschiedlichen Themen.
Am vergangenen Mittwoch war der Ärztliche Leiter der Neurologie Weissenau, Dr. Andreas Meyer, bei der Selbsthilfegruppe, um über die Multimodale Komplexbehandlung der Parkinsonkrankheit und -Syndrome zu referieren. „Zurück ins Leben“sei das zugegebenermaßen hohe Ziel dieses ganzheitlichen biopsychosozialen Behandlungsansatzes, den die Weissenau als eine der wenigen Fachkliniken anbietet, so der Mediziner. Die multiprofessionelle und interdisziplinäre Zusammenarbeit sei eine wichtige Voraussetzung, um den Patienten in seiner Ganzheit zu behandeln und damit die Lebensqualität der von dieser immer noch unheilbaren Krankheit zu erhalten und zu verbessern.
In Deutschland leiden etwa 280 000 Menschen an Morbus Parkinson. Parkinson ist eine Alterskrankheit. Etwa ein Prozent der 60jährigen und etwa drei Prozent der 80-jährigen sind betroffen. Eine frühzeitige und komplexe Diagnostik erhöht die Chance, die klassischen klinischen Beschwerden der Parkinsonkrankheit wie Bewegungsarmut, erhöhter Muskeltonus, Ruhezittern und Gleichgewichtsstörungen behandeln zu können. Die einhergehenden psychische Störungen wie Schlafstörungen, Depression und Angst bis hin zu Hirnleistungsstörungen und Demenz sind die weiteren Herausforderungen dieser Krankheit. Deswegen liege das Augenmerk der multimodalen Therapie auf abgestimmte Bausteine wie Optimierung der Medikamentengabe bis hin zur Medikamentenpumpe, Physiotherapie, Logopädie, Ergound Kunsttherapie und Lichttherapie.
Für den Behandlungserfolg entscheidend ist die aktive Einbindung der Angehörigen als psychotherapeutische Unterstützung, bei der aktiven Freizeitgestaltung und zur Vermeidung der sozialen Isolation. Als eine der wichtigsten Einrichtungen für die Betroffenen und deren Angehörige lobte Andreas Meyer die Selbsthilfegruppen, die ein gut funktionierendes Netzwerk sind, von dem man Hilfe in dieser schwierigen Lebenssituation erwarten kann. Wie groß der Informationsbedarf war zeigte die Fragerunde, die von der Wechselwirkung und Wirkungsweise von Medikamenten bis zum Rat für Rehamaßnahmen reichte.