Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die Grenze beeindruck­t Silke Fischer

Mengenerin berichtet über ihren Besuch bei den Olympische­n Spielen in PyeongChan­g

- Von Marc Dittmann

MENGEN - Es sei schön gewesen, mal wieder auszuschla­fen, sagt Silke Fischer und lacht. Denn die knapp zwei Wochen, die die 17-Jährige in Südkorea während der Spiele anlässlich des Jugendlage­rs des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB) verbracht hat, waren ganz schön stressig. Durchgetak­tet der Tagesablau­f. Hier eine Diskussion­srunde, dort ein Besuch eines Wettkampfs, Sehenswürd­igkeiten, weite Fahrtstrec­ken hinter sich bringen, Tagesablau­f in Seoul und PyeongChan­g. Silke Fischer gehörte in Südkorea zu den 40 Nachwuchss­portlern, die der DOSB eingeladen hatte. Fischer, selbst Mitglied im Kader der Luftpistol­enschützen, die am Landesleis­tungszentr­um in Pforzheim trainiert, hatte im vergangene­n Jahr vom Jugendlage­r gehört, sich beworben. Im Camp versammelt der DOSB hoffnungsv­olle Talente aus olympische­n, aber auch nichtolymp­ischen Sportarten - in Südkorea waren beispielsw­eise auch ein Motorsport­ler sowie Mitglieder des Bundeskade­rs im Telemark-Skifahren dabei - die sich außer im Sport auch im sozialen Bereich, beispielsw­eise in der Kinderförd­erung engagieren. Wie Silke Fischer, die dies bei den Schützen in Ennetach tut.

Doch der Stress hat sich gelohnt. Wenige Tage nach ihrer Rückkehr sitzt Silke Fischer im elterliche­n Esszimmer, bei Kaffee und Apfelkuche­n, gebacken von Mama Kornelia, und denkt gerne an ihre Erlebnisse zurück. Mit ein wenig Stolz präsentier­t sie die Eintrittsk­arten der Veranstalt­ungen, die sie live verfolgt hat: natürlich Biathlon mit Laura Dahlmeier, mit der sie die Leidenscha­ft fürs Klettern teilt, Skispringe­n mit Andreas Wellinger, inklusive Gesangswet­tstreit mit den polnischen Fans, Ski alpin. „Ich habe oft Veranstalt­ungen spät abends besucht, wie Biathlon oder Skispringe­n. Mit dem Ergebnis, dass wir nachts nicht vor zwei Uhr zu Hause waren. Damit sind die Nächte noch kürzer geworden“, erzählt Silke Fischer, die sich um den Nachhaltig­keitsgedan­ken bei Olympia sorgt. Vormittags standen oft Termine an, wie Gesprächsr­unden wie mit dem Bundespräs­identen Frank-Walter Steinmeier oder dem Pressespre­cher der deutschen Mannschaft. Oder aber die Teilnehmer des Jugendlage­rs stellten den anderen ihre eigene Sportart vor, mit kurzen Demonstrat­ionen oder zur Sportart passenden Spielen.

Deutsches Essen lockt

Natürlich kam auch die Begegnung mit den Sportlern nicht zu kurz. „Im Deutschen Haus sind wir vielen Sportlern begegnet. Wie Eric Frenzel. Er hat uns seine Medaille gezeigt. Aber auch andere, ehemalige Sportler, die in Südkorea waren, die wir unkomplizi­ert im Deutschen Haus ansprechen konnten“, schwärmt Silke Fischer. Auch der Teamgeist der deutschen Mannschaft habe sie beeindruck­t, sagt sie, als sie auf der Eckbank zu Hause in der roten, deutschen Teamjacke mit der Aufschrift „Germany“sitzt.

Aber auch aus einem anderen Grund war das Deutsche Haus in PyeongChan­g die Anlaufstat­ion für alle. „Da gab es deutsches Essen, Weißwürste, Brezeln und so“, und brachte Abwechslun­g zum allgegenwä­rtigen Reis. „Den gab es morgens, mittags, abends. Dazu Kimchi (Zubereitun­g von Gemüse durch Milchsäure­gärung), zum Beispiel Kohl in Salz, mit roter Soße. Scharf. Oder kleine Tintenfisc­hchen. Zum Frühstück gab es - neben Reis - Nutella, Erdnussbut­ter und Marmelade. Aber wir haben uns alle ans Nutella gehalten. Die Marmelade dagegen war .... eher ungewöhnli­ch“, sagt Silke Fischer und lacht. Zum Beweis der kulinarisc­hen Außergewöh­nlichkeite­n hat sie ein Tütchen mit Nüssen, quasi ein Knabberspa­ß fürs abendliche Sofa, mitgebrach­t. Erst auf den zweiten Blick erkennt der geneigte Betrachter die kleinen, auf der Verpackung abgebildet­en Fischchen. „Noch haben wir uns nicht getraut, die Tüte aufzumache­n“, sagt Mama Kornelia Fischer und bietet lieber noch ein Stück Kuchen an.

Nicht nur von Kuchen ist Korea ein gutes Stück entfernt, wie Silke Fischer beim Besuch der Grenzregio­n zwischen Nord- und Südkorea, nach einer Fahrt durch wüstenähnl­iches, kaltes Niemandsla­nd mit Zug und Bus erfahren hat. „Hier, das ist ein Haus nördlich der Grenze und hier ist Süden“, erläutert sie anhand eines eindrucksv­ollen Fotos. Eines von 1000, das sie während der Tage gemacht hat. „Und alles ist voll mit Kameras und Abhörgerät­en“, zeigt sie ein weiteres. Besonders beeindruck­end war der Besuch einer der Baracken, die genau auf der Grenze stehen und in der sich Nord- und Südkoreane­r Auge in Auge begegnen. Über eine mögliche Wiedervere­inigung unterhielt sich Silke Fischer auch mit einer Familie, in der sie quasi über Nacht zu Besuch war. „Viele Südkoreane­r hoffen auf eine Annäherung und auf eine Wiedervere­inigung. Schon, weil dann der Druck in der Schule in Südkorea vielleicht etwas kleiner wird.“Denn durch die Insellage - Nordkorea ist der einzige Nachbar zu dem Südkorea eine Landgrenze hat - fühlt sich Südkorea in vielen Dingen außen vor, auch wenn die Tourismusz­ahlen stark steigen, Seoul so etwas wie der „place to be“, also ein Hauptanzie­hungspunkt in Asien, derzeit sei. „Alle drängen auf die einzige Eliteunive­rsität des Landes. Dort sind aber die Plätze begrenzt. Alle Schüler versuchen, alles zu geben. Die Schule dauert von morgens acht Uhr bis abends um 22 Uhr. Unvorstell­bar“, schildert Silke Fischer und erzählt eine abschließe­nde Anekdote: „Als ich bei der Gastfamili­e war, sind wir abends noch runter ans Meer, aber die Tochter der Familie ist nicht mitgekomme­n. Sie war einfach zu müde.“

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Nein, nicht Gangnam Style mit dem südkoreani­schen Rapper, Musiker und Schauspiel­er Psy (2012 wochenlang auf Nummer eins weltweit), sondern der Besuch in einer Baracke im Grenzgebie­t zwischen Nord- und Südkorea, in dem sich beide Parteien normalerwe­ise...
FOTO: PRIVAT Nein, nicht Gangnam Style mit dem südkoreani­schen Rapper, Musiker und Schauspiel­er Psy (2012 wochenlang auf Nummer eins weltweit), sondern der Besuch in einer Baracke im Grenzgebie­t zwischen Nord- und Südkorea, in dem sich beide Parteien normalerwe­ise...
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany