Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Musikverein Fulgenstadt verdient sich gute Noten
Konzert in Mehrzweckhalle – In allen Registern ausgeglichen besetztes Orchester
FULGENSTADT - Die Anspannung war beim Vorsitzenden des Musikvereins Fulgenstadt, Rolf Zubler, schon bei der Begrüßung der Ehrengäste und des Publikums zu erahnen. Das Frühlingskonzert des Musikvereins sollte nach monatelanger Vorbereitung einer Prüfung durch die Zuhörer standhalten, in der Hoffnung auf nicht zu strenge Benotung. Nichts anderes als ein klares „sehr gut“war das Urteil der Zuhörer in der vollbesetzten Mehrzweckhalle am vergangenen Samstag.
Schon bei der „Blue Ridge Saga“als Eröffnungsstück, die musikalische Beschreibung von Schönheit und Geschichte des gleichnamigen Gebirges in Amerika, war eindeutig die Handschrift des musikalischen Leiters Edwin Bentele zu spüren. Abwechslungen im Holz- und Blechregister, dynamisch und rhythmisch hervorragend interpretiert – die vielen Zuhören durften sich auf weitere Höhepunkte im Konzertverlauf freuen. Die Geschichte vom zauberhaften Kindermädchen Mary Poppins mit zahlreichen magischen und unvergesslichen Abenteuern, musikalisch von Bentele und seinen Instrumentalisten derart bildhaft dargeboten – man konnte sich gut vorstellen, am Broadway in New York zu verweilen.
Charmante Moderation
Durch die Bank charmant, informativ und kurzweilig bereiteten die jeweiligen Ansager Carmen Jäger, Jana Michelberger, Miriam Staiger, Lisa Zubler und Marcel Staiger die Zuhörer auf die Musikstücke vor und führten durchs Programm. Die Gefahr eines Dritten Weltkrieges, die beklemmende und bedrückende Stimmung in einem U-Boot, eine Meuterei-Geschichte – quer durch alle Register im Musikverein Fulgenstadt hervorragend nachgezeichnet bei der Musik zum Spielfilm „Crimson Tide“, zu deutsch „In tiefster Gefahr“.
Nach den Ehrungen für verdiente Mitglieder folgte Julius Fuciks unzweifelhaft bekanntester und wahrscheinlich auch schönster Marsch – der „Florentiner Marsch“.
Auch vor Fulgenstadt hat das Abba-Fieber, die Abba-Mania und Abba-Revival nicht Halt gemacht. Die Blasmusiker auf der Bühne, zum zweiten Teil des Jahreskonzertes etwas legerer gekleidet, brachten die wunderbare Popmusik, die hohe Showqualität und die Popularität des legendären schwedischen Quartetts mit großartiger Interpretation von fünf Welthits, zusammengefasst zu einem gelungenen Medley, in die heimische Mehrzweckhalle.
Ennio Morricone hat mit „Gabriels Oboe“eine großartige Melodie für den Film „The Mission“komponiert, und dabei wurde außer acht gelassen, dass beim Musikverein Fulgenstadt gar keine Oboe besetzt ist. Umso größere Komplimente an die Alt-Saxofone, Klarinetten, Flügelhörner, Posaunen, Querflöten und Trompeten für die trotz schwieriger Intonation fast naturgetreue Wiedergabe der Solopassagen der dafür vorgesehenen Oboe.
Nach dem wunderbar klingenden Medley „Coldplay Classics“, zusammengestellt aus den größten Hits der beliebten britischen Pop-Rock-Band, waren beim letzten Stück des Abends vor allem die Piccoloflöte, gestopfte Trompeten und ein hellwaches Schlagzeug gefordert. Manch einer im Publikum sah sich in vergangene Fernsehabende zurückversetzt, beim Titel „Bugs Bunny and Friends“, mit weltbekannten TV-Melodien über Kindersendungen, Zeichentrickfilme oder Komödien – von der bezaubernden Jeannie, der Sendung mit der Maus, über Dick und Doof, Tom und Jerry bis hin zu Paulchen Panther.
Publikum nimmt Fahrt auf
Die Begeisterung im Publikum nahm immer mehr Fahrt auf. Aber ein Jahreskonzert in Fulgenstadt ohne den „Fulgenstadt-Caruso“? Undenkbar. „Bergwerk“, in bester Rainhard-Fendrich-Manier dargeboten von Golle Michelberger im Duett mit Edi Bentele, begleitet am E-Bass von Thomas Scharmann, die Hochstimmung in der Mehrzweckhalle, auch ob der vielen brennenden Feuerzeuge, war allgegenwärtig. Beim Titel „Von Freund zu Freund“kam noch das Multiphon, ein aus vier Einzelinstrumenten zusammengebasteltes Blechblasarrangement, zum Einsatz, bevor der „Kaiserin-Sissi-Marsch“das Publikum zu wahren Ovationen hingerissen hat.
Ein in allen Registern sehr ausgeglichen besetztes Orchester, eine Programmauswahl, die der hohen Blasmusikqualität im Musikverein Fulgenstadt Rechnung getragen hat, und ein Dirigent Edwin Bentele, der mit klarer Zeichengebung, stringenter Stabführung und souveräner Gesamtleitung dem Konzert seinen Stempel aufgedrückt hat.