Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Biberacher spendet Stammzelle­n für genetische­n Zwilling

Nico Russ hat sich vor vier Jahren bei der DKMS typisieren lassen

- Von Maike Woydt

BIBERACH - „Alle 15 Minuten erhält ein Patient in Deutschlan­d die Diagnose Blutkrebs“, schreibt die Deutsche Knochenmar­kspenderda­tei (DKMS) auf ihrer Homepage. Jeder zehnte Patient finde keine passenden Stammzelle­nspender. Daher versucht die DKMS mit verschiede­nen Aktionen die Menschen dazu zu bewegen, sich typisieren zu lassen. Nico Russ aus Stafflange­n hatte sich vor rund vier Jahren registrier­t, inzwischen hat er seinem genetische­n Zwilling schon zwei Mal Stammzelle­n gespendet und läuft ehrenamtli­ch für die DKMS bei verschiede­nen Läufen mit.

Nico Russ wurde seinerzeit durch eine Typisierun­gsaktion bei der Bundeswehr auf die DKMS aufmerksam und hatte sich registrier­en lassen. Nach rund einem Jahr wurde er darüber informiert, dass er genetisch zu einem Patienten aus Köln passe, der dringend einen Spender brauche. „Für mich stand völlig außer Frage, dass ich spenden werde“, sagt der 24Jährige aus Stafflange­n. Nachdem vorab in mehreren Untersuchu­ngen seine körperlich­e Gesundheit und die sichere Übereinsti­mmung geklärt worden war, ging es für Nico Russ in eine Spezialkli­nik nach Köln. Dort spendete er zum ersten Mal peripher, also über sein Blut, Stammzelle­n. Bei ihm sei das völlig ohne Folgen abgelaufen. „Bei manchen treten grippeähnl­iche Symptome auf, bei mir hat das völlig reibungslo­s funktionie­rt“, sagt Russ.

Daher sei es für ihn klar gewesen auch ein zweites Mal zu spenden, als rund zwei Jahre später erneut die Anfrage der DKMS kam. Dieses Mal habe er in Ulm beim Deutschen Roten Kreuz gespendet. Die Spende dauere etwa drei bis vier Stunden. Vorab müsse man entspreche­nde Medikament­e nehmen, die das Wachstum der Stammzelle­n anregen. Die traurige Nachricht ereilte ihn schließlic­h Anfang des Jahres – sein genetische­r Zwilling war verstorben. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir nicht nahe geht“, sagt Russ. „Aber ich bin froh, dass ich ihm und seiner Familie durch meine erste Spende noch mehr gemeinsame Zeit verschaffe­n konnte.“

Bereits während der ersten Spende habe er mit dem medizinisc­hen Personal die Idee gehabt, für die DKMS an verschiede­nen Volksläufe­n teilzunehm­en. Die Idee habe er den Mitarbeite­rn der Deutschen Knochenmar­kspenderda­tei vorgeschla­gen, die sofort begeistert gewesen seien. Inzwischen hat er innerhalb von drei Jahren schon bei rund 15 Läufen in der Region im roten DKMS-Shirt teilgenomm­en.

Zuletzt ist Nico Russ in Bad Salzungen in einem Bergwerk bei dem Unter-Tage-Lauf mitgelaufe­n. Auf die Idee hatte ihn ein Bekannter vom SV Birkenhard gebracht. Das Besondere an diesem Lauf sei die Kulisse gewesen, die man sonst so nicht hätte. Durch den Aufdruck auf seinen Laufshirts errege er immer wieder Aufmerksam­keit. „Die Zuschauer sprechen mich darauf an und fragen nach“, erklärt der Soldat. Dann erzähle er von seinen Erfahrunge­n und erkläre wie wichtig es ist, sich typisieren zu lassen.

„Es kann jederzeit jemanden aus der eigenen Familie oder gar einen selbst treffen“, sagt Nico Russ. „Daher ist es so wichtig, dass sich jeder registrier­t.“Außerdem sei die Betreuung durch die DKMS vor, während und nach der Spende sehr gut und man habe keinerlei finanziell­e Kosten zu tragen. „Und es tut nicht weh.“

„Bei mir hat das alles völlig reibungslo­s funktionie­rt“, sagt Nico Russ über seine erste Stammzelle­nspende.

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FOTO: MAIKE WOYDT Nico Russ aus Stafflange­n läuft für die Deutsche Knochenmar­kspenderda­tei (DKMS).

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