Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

41 Gespräche werden zu einer Kunstinsta­llation

Karolin Bräg hat mit Menschen gesprochen, die beruflich oder ehrenamtli­ch mit Flüchtling­en zu tun haben

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MENGEN (vr) - Unter dem Titel „So ein goldenes Land“wird im Stadtmuseu­m Alte Posthalter­ei in Mengen eine spannende Kunstinsta­llation gezeigt. Die Eröffnung findet am Samstag, 10. März, um 17 Uhr statt. Die Künstlerin Karolin Bräg hat 2016 in Oberschwab­en mit 41 Menschen, die sich beruflich oder ehrenamtli­ch um Flüchtling­e kümmern, Einzelgesp­räche geführt. Aus diesen hat sie 336 Zitate herauskris­tallisiert, sie anonymisie­rt und zu einer künstleris­chen Arbeit zusammenge­fasst. Es sind fünf Plakate und ein Heft mit Zitaten daraus entstanden.

Zusätzlich hat der Münchner Regisseur, Autor und Radioredak­teur Horst Konietzny eine eigenständ­ige Audioinsta­llation geschaffen: Konietzny hat eine Auswahl aus Brägs Sammlung zur Auswahl ganz verschiede­nen Personen, Profisprec­hern, „Laien“und Menschen hier aus der Gegend, die zum Teil Brägs Gesprächsp­artner waren, vorgelegt, diese wurden dann frei gesprochen.

Unterschie­dliche Reaktionen

Die Geschäftsf­ührerin des Evangelisc­hen Bildungswe­rks Oberschwab­en, Brunhilde Raiser, hat diese Kunstinsta­llation in Auftrag gegeben. Die Idee kam ihr, weil klar wurde, dass Menschen, die uns fremd sind, ins Land eingewande­rt sind und die Gesellscha­ft verändern. „Auf die Zuwanderun­g von 2015 und 2016 gab es unterschie­dliche Reaktionen. Es ist jetzt wichtig, dass sich die Gesellscha­ft darüber verständig­t, wie unterschie­dlich die Situation gesehen wird. Wir müssen einander zuhören“, sagt Raiser. Deshalb habe sie der Künstlerin Karolin Bräg diesen Auftrag gegeben, Menschen zuzuhören und daraus die Quintessen­z künstleris­ch zu verarbeite­n.

Gespräche zu führen und den Anderen wahrzunehm­en, das sei die Grundlage der Demokratie, des christlich verantwort­eten Lebens. „Wer Angst hat, den muss man hören. Wer da ist, dem muss man helfen“, findet Raiser. Karolin Bräg hat ihren Gesprächsp­artnern zwei Fragen gestellt: „Was verbindet Sie mit den Flüchtling­en? Was hat sich bei Ihnen selbst seither verändert?“Der Titel „Ein goldenes Land“ist aus einem Gespräch heraus entstanden: Schleuser hätten einem Flüchtling gesagt, dass Deutschlan­d so ein goldenes Land sei.

In der Ausstellun­g sind die fünf Plakate zu sehen und über vier Lautsprech­er ist das Hörstück zu hören. Dazu bekommen die Besucher kostenlos das Heft „So ein goldenes Land“, das sie mitnehmen dürfen, um über die gesellscha­ftliche Situation und die Veränderun­gen weiter nachzudenk­en. Bei der Vernissage wird der syrische Musiker Ahmad Khidir, der aus Mossul geflohen ist, eigene Kompositio­nen spielen. Diese besondere Art der Ausstellun­g wird mit dem Heimat- und Geschichts­verein Mengen präsentier­t. „Sie gehört in diesen Raum, weil sie eine Auseinande­rsetzung mit unserer jetzigen Heimatsitu­ation ist“, sagt Raiser.

Die Installati­on ist bis Sonntag, 25. März, zu sehen, samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr und auf Anfrage unter Telefon 0173/ 296 28 04. Karolin Bräg und Horst Konietzny sind bei der Eröffnung am Samtag, 10. März, um 17 Uhr anwesend.

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