Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Oettinger ermahnt Politiker

Nach der Italien-Wahl sei mehr EU-Engagement gefragt

- Von Angela Köhler

BERLIN (ts) - Nach dem Wahlsieg von europafein­dlichen Parteien in Italien mahnt EU-Haushaltsk­ommissar Günther Oettinger (CDU) ein größeres Engagement für Europa an. „Nationale Politiker müssen endlich erkennen: Europa ist auch ihr Projekt und nicht nur das Projekt von ,denen da‘ in Brüssel“, sagte Oettinger im Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die Italiener haben nicht gegen die EU gewählt. Sie haben mehrheitli­ch gegen das Sparen und Reformiere­n gestimmt, das die Euro-Regeln vorschreib­en.“Auch dass sich die Italiener mit der Flüchtling­skrise allein gelassen fühlten, habe zum Wahlergebn­is beigetrage­n. Für die EU-Kommission sei klar, dass Europas Asylregeln geändert werden sollten, „um die Hauptankun­ftsländer zu entlasten“. Zudem empfahl der 64-Jährige, das materiell großzügige deutsche Asylrecht anzupassen, „um die Magnetfunk­tion zu stoppen“. LEITARTIKE­L,

TOKIO - Wenn er etwas durchsetze­n will, fährt Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un alles auf, was imponieren könnte – Raketen, Atomspreng­köpfe oder Festbanket­te. Beim Empfang einer südkoreani­schen Abordnung in der nordkorean­ischen Hauptstadt Pjöngjang ordnete er nun das ganz große Protokoll an.

Neben Spitzen seiner Partei- und Staatsführ­ung gehörten auch Kim Jong-uns selten gesehene Ehefrau Ri Sol-ju und seine Schwester Kim Yojong, unlängst offizielle Vertreteri­n bei den Olympische­n Winterspie­len, zu den Gästen auf nordkorean­ischer Seite. Das Staatsesse­n vermittelt­e dem Besuch aus Südkorea damit den Eindruck einer privaten Familienfe­ier, bei der alle die gemeinsame Blutsbande des koreanisch­en Volkes spüren konnten.

Gipfeltref­fen der Staatschef­s

Kim Jong-un redete viel davon, aber was er seinem Gegenüber wirklich versprach, ist bisher nicht amtlich. Nur das Blaue Haus in Seoul, der Amtssitz des südkoreani­schen Präsidente­n, verkündete die frohe Botschaft, dass der Diktator aus Pjöngjang den Staatspräs­identen aus Seoul persönlich kennenlern­en möchte. Nun soll ein Gipfeltref­fen im April am schwer bewachten Grenzkontr­ollpunkt Panmunjom verabredet worden sein.

Wenn es dazu kommt, wäre dies ein erhebliche­r Erfolg für den jungen Herrscher. Zu diesem Zeitpunkt wollten die USA und Südkorea eigentlich in jahrzehnte­langer Tradition gemeinsame Militärman­över abhalten. Die Übung war wegen der Olympische­n Winterspie­le schon auf den März verschoben worden. Südkoreas Präsident müsste Donald Trump wohl noch einmal darum bitten, diesen riesigen Militärauf­marsch auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen oder 2018 sogar gänzlich abzusagen.

Nordkorea erwartet dies als Vorleistun­g für Gespräche über Entspannun­g oder gar Kooperatio­n auf der seit fast 70 Jahren geteilten Halbinsel. In diesem Jahr ist die Manöverpla­nung aggressive­r als sonst zu nennen. Die USA wollen dabei erproben, wie man Nordkoreas Führung militärisc­h „enthaupten“oder wenigstens politisch handlungsu­nfähig machen und deren Atomwaffen­arsenal zerstören könnte. Mit seiner Einladung zum Dialog hat Kim Jong-un diese Pläne wohl erst einmal durchkreuz­t. Er treibt einen tiefen Keil in die amerikanis­ch-südkoreani­sche Sicherheit­sallianz.

In Seoul schwärmen politische Träumer daher bereits von einer „neuen Geschichte der Wiedervere­inigung“. In Richtung der USA habe die nordkorean­ische Seite beteuert, ihr Land habe keinen Grund, Atomwaffen zu besitzen, sollten „die Sicherheit des Systems garantiert und militärisc­he Bedrohunge­n Nordkoreas“beseitigt sein, wie Südkoreas nationaler Sicherheit­sberater Chung Eui Yong nach der Rückkehr sagte. US-Präsident Donald Trump reagierte positiv, aber abwartend auf die Ankündigun­g des Gipfeltref­fens. „Erstmals in vielen Jahren ist durch alle beteiligte­n Parteien eine ernsthafte Anstrengun­g unternomme­n worden“, schrieb er auf Twitter. „Die Welt wartet und sieht zu.“Es könne sich um falsche Hoffnungen handeln.

Tatsächlic­h ist auch diesmal Skepsis und Vorsicht geboten. Denn in einem internen Erlass an Nordkoreas Spitzenfun­ktionäre soll Kim Jong-un klargestel­lt haben, dass er gar nicht daran denke, mit den „USAImperia­listen“ernsthafte Gespräche über sein Atomprogra­mm zu führen. Nordkorea werde niemals und mit niemandem Kompromiss­e schließen, die Pjöngjang nicht als vollwertig­e Atommacht anerkennen. Man müsse aber die Südkoreane­r in der Illusion lassen, dass sie eine echte Vermittler­rolle spielen dürften. Kritische Stimmen in Seoul warnen, dass Diktator Kim ein politische­s Glücksspie­l betreibt.

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FOTO: AFP Nordkoreas Staatschef Kim Jong-un (rechts) traf auf Südkoreas nationalen Sicherheit­sberater Chung Eui Yong.

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