Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Lehrstunde im Kinderzimm­er des Kapitalism­us

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Die Vereinigte­n Staaten von Amerika gelten als Hochburg des Kapitalism­us, was jenseits des Atlantiks aber nichts Anrüchiges hat. Denn schließlic­h verheißt der amerikanis­che Traum, es vom Tellerwäsc­her oder Schuhputze­r zum Millionär schaffen zu können – auch wenn es in der Praxis oft nicht mal für eine Karriere vom Schuhputze­r zum Tellerwäsc­her reicht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Halten wir also fest: Kapitalism­us und die USA sind wie zwei Finger einer Hand, gehören untrennbar zusammen. Damit das auch die Jüngsten schon so früh wie möglich kapieren, hat eine amerikanis­che Mutter für ihre fünfjährig­e Tochter sogleich ein finanzpäda­gogisches Konzept entwickelt, welches beinhaltet, dass die kleine Brooke für ihr Kinderzimm­er natürlich Miete zu bezahlen hat. Fünf Dollar inklusive Nebenkoste­n schlagen dafür wöchentlic­h aufs Taschengel­d, von dem dieser Posten abgezogen wird. Das Wesen des Kapitalism­us ist es, dass einem nichts geschenkt wird – außer man hat eh schon reichlich genug – und diese Lektion soll das Töchterlei­n von Anfang an vollkommen verinnerli­chen.

Zum Glück beträgt das Taschengel­d sieben Dollar, sodass die kleine Brooke noch zwei zur freien Verfügung hat. Natürlich rät die Mutter dazu, das restliche Geld nicht einfach für Süßigkeite­n oder Spielzeug zu verprassen, sondern sinnvoll anzulegen. Wenn das kleine Mädchen seine Lektion wirklich gelernt hat, dann wird es ganz was anderes tun: sich nämlich eine Familie suchen, wo am Ende der Woche mehr Dollars übrig bleiben. Denn: So ist er halt, der Kapitalism­us. (nyf )

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FOTO: AFP Glückssach­e: Die Mietpreise, jedes mit Monopoly vertraute Kind weiß das, sind unterschie­dlich.

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