Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Kim hält die Welt zum Narren

- Von Angela Köhler

Pjöngjangs Herrscher Kim Jong-un will Seouls Staatchef Moon Jae-in treffen. Auf den ersten Blick scheint diese Einladung diplomatis­ches Tauwetter zu verspreche­n. Auch ein Moratorium für die Raketen und Kernwaffen­tests steht in Aussicht. All das wäre wünschensw­ert, wenn es nicht zu viele „Wenn“gäbe.

Merkwürdig ist, dass es bisher keine Bestätigun­g aus Pjöngjang gibt, nur eine Ankündigun­g des Präsidiala­mtes in Seoul. Und auch die Begleitums­tände klingen seltsam. Der Norden will angeblich auf weitere Raketen- und Atomtests verzichten und den Süden auch mit konvention­ellen oder nuklearen Waffen nicht angreifen – dies gilt allerdings nur für die „Dauer der Gespräche“, wie Südkorea erläutert. Und nicht einmal diese Selbstvers­tändlichke­iten wurden von Kim verbindlic­h zugesagt.

Vieles spricht dafür, dass Nordkorea erneut die Welt zum Narren hält. Natürlich klopft Kim zuerst an jene Tür, die sich vermutlich am leichteste­n öffnet. Es gab schon zwei interkorea­nische Gipfel mit viel südkoreani­scher „Sonnensche­in“-Illusionsp­olitik. Jedes Mal folgte Ernüchteru­ng. Südkorea zahlt, und Nordkorea baut weiter Bomben.

Auch diesmal lässt sich darauf wetten, dass das Kalkül für Pjöngjang aufgeht. So soll Südkoreas Präsident der Bedingung zugestimmt haben, dass sein Land die „politische Stabilität“der kommunisti­schen Führung garantiert. Gemeint ist damit, Südkorea soll der Weltöffent­lichkeit in den Arm fallen, die mit Sanktionen den nordkorean­ischen Atomwahnsi­nn beenden will.

politik@schwaebisc­he.de

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