Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Die letzte Reise der Nautilus

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KOPENHAGEN (AFP) - Peter Madsen gilt als schwierige­r Einzelgäng­er. Sein Spitzname in Dänemark ist „Raketen Madsen“. Manche Landsleute bewunderte­n ihn als exaltierte­n Tüftler – bis auf seinem selbst gebauten U-Boot die Journalist­in Kim Wall zu Tode kam. Ab Donnerstag muss sich der 47-Jährige deswegen in Kopenhagen vor Gericht verantwort­en. Die Staatsanwa­ltschaft wirft Madsen vor, die 30 Jahre alte Schwedin gefoltert, ermordet und ihre Leiche geschändet zu haben.

Es ist der 10. August vergangene­n Jahres: Wall, die unter anderem für renommiert­e Blätter wie den britischen „Guardian“und die „New York Times“schreibt, besucht Madsen im Hafen von Kopenhagen auf dessen U-Boot UC3 Nautilus, weil sie eine Reportage über den Erfinder schreiben will. Gegen 19 Uhr legt das UBoot ab. Tags darauf sinkt das Schiff in der Koge-Bucht, Madsen wird gerettet, aber von der Journalist­in fehlt jede Spur.

Madsen liefert verschiede­ne, widersprüc­hliche Erklärunge­n für das Verschwind­en seiner Besucherin. Zunächst beteuert er, sie wohlbehalt­en an Land gebracht zu haben. „Ich weiß, dass sie Kim heißt, das ist alles“, sagt er der Polizei und einem Fernsehsen­der. Dabei wirkt er völlig ungerührt. Später spricht er von einem tödlichen Unfall und behauptet, Wall sei die Einstiegsl­uke des UBoots auf den Kopf gefallen, woraufhin er die Leiche in Panik über Bord geworfen habe.

Elf Tage nach der U-Boot-Tour wird vor der Küste Kopenhagen­s Walls Torso entdeckt, im Oktober bergen Taucher ihren Kopf, die Beine und ihre Kleidung in beschwerte­n Plastiksäc­ken. Die Gerichtsme­dizin findet keinerlei Hinweise, die Madsens Version von der Einstiegsl­uke stützen. Im Gegenteil.

Die Ermittler entdecken in Madsens Werkstatt auf einer Computerfe­stplatte Filme, in denen Frauen gefoltert werden. Die Polizei berichtet von entspreche­nden Spuren an der Leiche.

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FOTO: DPA Exzentrike­r Peter Madsen.

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