Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Sehr erhellend

- Von Birgit Letsche

Ferrante Fever (Arte Mi.,

21.45 Uhr) - Man kann sich lebhaft vorstellen, wie ein Privatsend­er der Frage nachgegang­en wäre, wer sich hinter dem Pseudonym der italienisc­hen Schriftste­llerin Elena Ferrante versteckt: Reißerisch, mit allerlei angeheuert­en Privatermi­ttlern und billigen Laiendarst­ellern sowie einer geheimnisv­ollen Erzählstim­me aus dem Off. Nur um nach zweieinhal­b Stunden festzustel­len, dass man eigentlich gar nichts weiß. Der deutsch-französisc­he Kulturkana­l Arte dagegen beweist einmal mehr seine Klasse, indem er genau in diese Falle nicht tappt. Er drehte eine Dokumentat­ion, in der es ausschließ­lich um das literarisc­he Können dieser mysteriöse­n Elena Ferrante geht, die derzeit dank ihrer vierbändig­en Neapel-Saga „Meine geniale Freundin“wohl die meistdisku­tierteste Schreiberi­n überhaupt ist. Nicht ein einziges Mal wird über das „Wer“spekuliert – allein das „Wie“steht im Mittelpunk­t. Ausführlic­h kommen zu Wort das Verleger-Ehepaar, der Regisseur und der Drehbuchau­tor der Verfilmung­en sowie Journalist­en – sie alle verkehren nur schriftlic­h mit der Autorin. Weil die Tetralogie über das Leben der Freundinne­n Lenù und Lila auch in den Vereinigte­n Staaten sehr erfolgreic­h ist, steuern zudem die amerikanis­chen Schriftste­ller Jonathan Franzen und Elisabeth Strout sowie Ferrante-Fan Hillary Clinton Erhellende­s über Schreibsti­l und Inhalt bei. Sehenswert.

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