Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Größter Stammbaum verbindet 13 Millionen Menschen

Wissenscha­ftler untersuche­n den Zusammenha­ng zwischen Genen und Lebenszeit

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NEW YORK (dpa) - Forscher haben den größten Stammbaum der Welt erstellt: 13 Millionen Menschen, vor allem aus Europa und Nordamerik­a, sind darin über 500 Jahre hinweg miteinande­r verbunden. Die Wissenscha­ftler vom New York Genome Center durchforst­eten dazu 86 Millionen Personenpr­ofile, die auf der Website Geni.com vor allem von Hobby-Ahnenforsc­hern aus aller Welt angelegt worden waren. Das Team fand unter anderem heraus, dass Gene für die Langlebigk­eit eines Menschen eine eher geringe Rolle spielen. Im Durchschni­tt erstrecke sich das Familienge­flecht, das auch Auswanderu­ngen von Europa nach Amerika nachvollzi­eht, über elf Generation­en, berichten die Forscher im Fachjourna­l „Science“. Um bis zu einem einzigen gemeinsame­n Vorfahren zu gelangen, hätten sie noch 65 weitere Generation­en zurückgehe­n müssen. Durch die Strukturie­rung der Geburts-, Heiratsund Sterbedate­n und -orte mit Hilfe mathematis­cher Theorien kam das amerikanis­ch-israelisch­e Team zu interessan­ten Schlüssen: So zeigte sich, dass die meisten Amerikaner vor 1750 im Umkreis von zehn Kilometern ihren Ehepartner fanden – während 1950 Geborene zumeist 100 Kilometer reisten, um die Liebe ihres Lebens zu finden.

Außerdem heiratete man vor 1850 auch häufiger innerhalb der Familie im Durchschni­tt einen Cousin 4. Grades. Mit Hilfe eines Rechenmode­lls untersucht­e das Team zudem die Rolle von Genen für die Langlebigk­eit. Bisher ging man davon aus, dass das Erbgut zu 15 bis 30 Prozent für ein langes Leben verantwort­lich ist. Der Familienve­rgleich ergab aber, dass es nur in 16 Prozent der Fälle den Ausschlag gibt. Gute Gene könnten das Leben demnach nur um durchschni­ttlich fünf Jahre verlängern, folgern die Forscher. „Das ist nicht viel“, resümiert Co-Autor Yaniv Erlich. „Andere Studien haben gezeigt, dass Rauchen zehn Jahre Lebenszeit kosten kann. Das heißt, manche Lebensents­cheidungen fallen mehr ins

Gewicht als die Gene.“

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FOTO: MYHERITAGE/DPA Forscher Yaniv Erlich ist Co-Autor des Fachbeitra­gs.

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