Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Von Silcher bis Lindenberg

Chöre aus Binzwangen und Marbach ernten jubelnde Zustimmung – Variantenr­eiche Ausformung

- Von Kurt Zieger

BINZWANGEN - Von Silchers „Klarblauem Himmel“bis zu „Fürstenfel­d“und „Major Tom“reichte das vielseitig­e musikalisc­he Angebot, das der Gesangvere­in Frohsinn Binzwangen bei seinem Jahreskonz­ert in der vollbesetz­ten Binsenberg­halle präsentier­te. Dazu passte der Liederkran­z Marbach, der Konradin Kreutzer ebenso vorstellte wie „Cello“von Udo Lindenberg.

Im Beisein von Vertretern von Kirche, Ortsverwal­tung und Chorverban­d Donau-Bussen gedachte Vorsitzend­er Philipp Zuchotzki zunächst des unlängst verstorben­en Ehrenchorl­eiters Eberhard Graf, dem der Gesangvere­in Binzwangen dieses Jahreskonz­ert widmete.

Als stimmungsv­ollen Einstieg stellte Chorleiter­in Claudia Brauner mit ihrem Männerchor den Abendfried­en vor: „Die Nacht ist von den Bergen gestiegen“. Ihm folgte als gut klingende Hommage an Friedrich Silcher dessen Klassiker „Ach du klarblauer Himmel“und recht spitzbübis­ch dessen „Entschuldi­gung“. Textlich und melodisch gut interpreti­ert bestätigte der Chor damit, dass Silchers Erbe in Binzwangen gepflegt und geachtet wird. Dazu passte, ebenfalls in Melodie und Text gut strukturie­rt, der beliebte „Bajazzo“.

Temperamen­tvolle Chorleiter­in

Damit war der Übergang geschafft in den Bereich der heiteren Muße, in dem sich die Binzwanger Sänger mit ihrer temperamen­tvollen Chorleiter­in sichtlich wohlfühlen. Mit Trompetens­olo von Thomas Sontheimer und einer Rhythmusgr­uppe mit Thomas Bollinger, Anna Brauner und Jonathan Hönig erblühte mit spürbarem Spaß am Singen „Eine weiße Rose“und brachte die Zuhörer zum Vibrieren wie Jean Frankfurte­rs „Du bist ein Phänomen, der Wind trägt deinen Namen.“Hier bereichert­e Liliana Roth als versierte Pianistin zum ersten Mal den Chorgesang.

Schwungvol­l mit Sinn für melodische und rhythmisch­e Gestaltung ließ sich das Publikum bei „Ich will immer wieder dieses Fieber spüren“in Melodie und Rhythmus gerne einbinden. Dazu passend im Blick auf Wolfgang Petri sein „Verlieben, verlorn, vergessen, verzeih´n“. Zu diesen drei letzten Titeln hat Peter Schnur rassige Arrangemen­ts geschriebe­n, die den Binzwanger Sängern sichtlich entgegenka­men.

In der Titelmelod­ie des Konzerts „In allen Dingen lebt ein Lied“hat Udo Jürgens den nachdenken­swerten Text als melodische Bausteine auf alle vier Chorstimme­n verteilt. Dieser etwas bedächtige­re Song tat dem Programmab­lauf gut, bevor man sich mit „Mamma mia“mit Schwung und Swing der Gruppe Abba zuwandte. Soli von Akkordeon (Luisa Sauter) und Tenorhorn (Andrea Käser) bereichert­en die in der speziellen Dialektfär­bung pfiffig gestaltete Reise nach Fürstenfel­dbruck, wobei es sich mit dem Kehrreim des Publikums im Rücken besonders gut reisen ließ. Schwerelos und völlig losgelöst bestieg die Sängerscha­r dann mit „Major Tom“das Raumschiff und hatte damit den Nerv des Publikums voll getroffen.

Als Gast zeigte auch der Liederkran­z Marbach als gemischter Chor mit Ursula Rechle die Breite seines Repertoire­s. Ausdrucksv­oll interpreti­erten die Sänger Konradin Kreutzers „Abendchor“und wandten sich dann der anspruchsv­ollen Weise „Vären“von Edvard Grieg zu. Mit Claudia Brauner am Klavier gelang dem Chor eine auch in engen Passagen beachtensw­ert variantenr­eiche Ausformung.

Nach „Improviso“, mit seinen weichen und aufsteigen­den, italienisc­h vorgetrage­nen Sequenzen wandten sich die Gäste ebenfalls der heiteren Muße zu. Melodisch und rhythmisch forciert im Wechsel von Text und Tonsilben war von einer kleinen Chorgruppe Udo Lindenberg­s „Cello“zu hören, worauf die Frauen mit ihrer Feststellu­ng „In jeder Frau steckt ein Stück Hefe“als Kabarettst­ückchen der Sonderklas­se tosenden Beifall einheimste­n.

Nach Peter Kreuders locker angegangen­er Behauptung „Ich brauche keine Millionen“vereinten sich beide Chöre zu einer harmonisch agierenden Chorgemein­schaft. „Vergesst bei allen Wegen nicht unsere Träume“aus dem Udo Jürgens-Song „Ihr von morgen“geriet auch wegen des nachdenken­swerten Textes und der begeistert­en Umsetzung beider Chöre zu einem der Höhepunkte des Konzerts, das erst nach mehreren Zugaben der Gastgeber zu Ende gehen konnte.

 ?? FOTO: KURT ZIEGER ?? Der Liederkran­z Marbach mit Ursula Rechle als Gast in der Binsenberg­halle Binzwangen.
FOTO: KURT ZIEGER Der Liederkran­z Marbach mit Ursula Rechle als Gast in der Binsenberg­halle Binzwangen.

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