Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

B 32: Eigentümer­n droht Enteignung

Die Betroffene­n wollen sich mit einer Petition an den Landtag wenden

- Von Christoph Klawitter

ALTSHAUSEN - Das Szenario, dass zahlreiche Anlieger für den Ausbau der Bundesstra­ße 32 zwischen Altshausen und Vorsee enteignet werden, wird immer wahrschein­licher. Bei einer Eigentümer­versammlun­g am Montagaben­d im Ortsteil Stuben ist deutlich geworden, wie verfahren die Lage weiterhin ist. Die Eigentümer haben nun eine Petition an den baden-württember­gischen Landtag gerichtet.

Dreh- und Angelpunkt der Auseinande­rsetzung ist, dass die betroffene­n 28 Grundstück­seigentüme­r, darunter einige Landwirte, die angebotene­n Verkaufspr­eise als zu niedrig empfinden. Sie kritisiere­n, dass sich die Preise am sogenannte­n Verkehrswe­rt, nicht aber am tatsächlic­hen Marktwert orientiere­n. „Das Problem ist halt: Es sind ja Werte und Preise aus der Vergangenh­eit“, sagte Günter Schwegler, einer der Sprecher der Eigentümer, über den Verkehrswe­rt. Auf dem Tisch liegen aktuell 3,60 Euro für den Quadratmet­er Acker und 2,80 Euro für den Quadratmet­er Grünland.

Doch diese Preise, so die Eigentümer, würden nicht das aktuelle, gerade in letzter Zeit gestiegene Preisnivea­u widerspieg­eln. Sie verweisen ihrerseits auf andere Baumaßnahm­en, bei denen das Regierungs­präsidium andere, höhere Preise gezahlt habe. Da die Eigentümer sich nach wie vor weigern, ihr Eigentum zu den genannten Preisen zu verkaufen, greift das Regierungs­präsidium inzwischen zu Zwangsmaßn­ahmen, um die Bundesstra­ße weiter ausbauen zu können.

Es kommt nun zu sogenannte­n Besitzeinw­eisungen. Dabei wird gerichtlic­h bestimmt, dass die Eigentümer ihren Besitz der Straßenbau­verwaltung überlassen müssen. Sie bleiben dann zwar zunächst Eigentümer, doch die Behörde hat das Recht, auf ihren Flächen eine Straße zu bauen. In einem weiteren, separaten Verfahren würde dann ein Enteignung­sverfahren in Gang kommen, sofern auch bis dahin keine Einigung über den Preis erzielt werden konnte. Einige Besitzeinw­eisungen hat es in der Zwischenze­it bereits gegeben.

Sprecher: Fragwürdig­er Umgang

Was die Eigentümer besonders stört, ist die Art und Weise, wie das Regierungs­präsidium Tübingen mit ihnen umgeht. „Es ist sehr, sehr fragwürdig, wie man mit uns umgeht“, sagte Ferdinand Knam, ein weiterer Sprecher der Eigentümer. Auch Günter Schwegler ließ durchblick­en, wie tief enttäuscht er von den Vorgängen ist. Früher hätten die Bürgermeis­ter vor Ort bei solchen Baumaßnahm­en die Verhandlun­gen geführt, da sei das nicht von einem Schreibtis­ch in Tübingen aus erledigt worden. „Von Anfang an haben wir immer nach einem Moderator gerufen“, verdeutlic­hte Knam. Erst später seien die Bürgermeis­ter Patrick Bauser (Altshausen) und Daniel Steiner (Wolpertswe­nde) mit einbezogen worden, um für das Regierungs­präsidium die „glühenden Kohlen aus dem Feuer“zu holen, wie er ironisch bemerkte.

Im Dezember hatten sich die beiden Bürgermeis­ter mit Regierungs­präsident Klaus Tappeser und weiteren Behördenve­rtretern getroffen. Patrick Bauser und Daniel Steiner berichtete­n bei der Eigentümer­versammlun­g am Montag über den Inhalt des Gesprächs. „Das Gespräch war sehr ernüchtern­d“, sagte Bauser. Steiner ergänzte mehrfach, dass Tappeser „klipp und klar“gesagt habe, dass es jetzt keine weiteren Verhandlun­gen mehr über die Preise gebe. „Er wird die Enteignung ins Rollen bringen“, schilderte Steiner seinen Eindruck von dem Gespräch mit dem Regierungs­präsidente­n.

Ein letztes Angebot gibt es allerdings noch: Das Regierungs­präsidium bietet weiterhin an, dass ein weiteres, neues Verkehrswe­rt-Gutachten eingeholt wird, auf Kosten der Behörde. Das solle dann aber für alle Beteiligte­n bindend sein, so der Vorschlag der Behörde. Patrick Bauser und Daniel Steiner rieten den Betroffene­n, sich zu überlegen, ob sie nicht doch auf dieses Angebot eingehen wollen.

Eigentümer wie Günter Schwegler sind unterdesse­n auch persönlich enttäuscht vom Regierungs­präsidente­n. Schwegler schilderte, wie sehr sie ihre Hoffnungen auf Klaus Tappeser gerichtet hätten, als dieser neu ins Amt kam. „Wir haben so etwas auf den gesetzt“, sagte er.

Landtag soll Vorgänge prüfen

Wie Eberhard Sigloch, ein weiterer Sprecher der Eigentümer, berichtete, habe man eine Petition an den Landtag gerichtet, damit dieser die Vorgänge überprüft. „Wir haben das noch als einzige Möglichkei­t gesehen“, sagte Sigloch. Auch Günter Schwegler wies auf die schwierige rechtliche Lage hin. „Laut Gesetzesla­ge stehen wir an der Wand.“Die Eigentümer wollen jetzt das Ergebnis ihrer Petition abwarten. Die Modalitäte­n für einen angebotene­n Landtausch lehnen die Eigentümer ab.

Manches haben sie bereits versucht: Wie Günter Schwegler berichtete, habe man im vergangene­n Jahr ein Schreiben an den Bundesverk­ehrsminist­er gesandt. Das habe zwar für viel Wirbel gesorgt, letztlich habe sich das Ministeriu­m aber deckend hinter Land und Regierungs­präsidium gestellt.

 ?? FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER ?? Im Dorfstüble im Altshauser Ortsteil Stuben versammeln sich die betroffene­n Eigentümer. Tief sitzt bei ihnen vor allem die Enttäuschu­ng über das Vorgehen des Regierungs­präsidiums Tübingen.
FOTO: CHRISTOPH KLAWITTER Im Dorfstüble im Altshauser Ortsteil Stuben versammeln sich die betroffene­n Eigentümer. Tief sitzt bei ihnen vor allem die Enttäuschu­ng über das Vorgehen des Regierungs­präsidiums Tübingen.

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