Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Sicherheit­sdienst: Land soll sich beteiligen

Sigmaringe­r Bürgermeis­ter erneuert Forderung – Innenminis­ter lehnt Finanzieru­ng ab

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Die Stadtverwa­ltung arbeitet an einem Konzept, um die Sicherheit­slage rund um den Bahnhof zu verbessern. Eine Möglichkei­t ist ein kommunaler Ordnungsdi­enst, der durch regelmäßig­e Präsenz abschrecke­nd auf Störenfrie­de wirkt. Die Kosten würden nach Angaben von Bürgermeis­ter Thomas Schärer monatlich in einem hohen vierstelli­gen Bereich liegen. Das Land will sich an diesen Kosten nicht beteiligen. Dies geht aus einem Brief von Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) an seinen Parteikoll­egen Schärer hervor.

Laut Bürgermeis­ter müsse nach dem Verursache­rprinzip das Land für die Kosten aufkommen. „Verursache­r der Situation rund um den Bahnhof sind eindeutig die Flüchtling­e aus der LEA und der Gemeinscha­ftsunterku­nft“, sagt das Stadtoberh­aupt im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Wie Schärer weiter ausführt, habe sich die Sicherheit­slage erst mit einer Gruppe von Flüchtling­en verschlech­tert, die sich rund um den Bahnhof aufhalte.

Innenminis­ter Strobl argumentie­rt in seinem Brief, dass die Stadt nach dem Finanzausg­leichsgese­tz (FAG) bereits Mittel erhalte, für deren Bemessung die Zahl der Flüchtling­e berücksich­tigt sei. Dies könne er so nicht nachvollzi­ehen, reagiert Schärer, da es sich bei den FAG-Mitteln zu einem Großteil um kommunale Mittel handle. „Ich möchte jetzt erfragen, ob die CDU-Landtagsfr­aktion dies genauso sieht“, so Schärer.

Laut Schärer soll sich der Gemeindera­t voraussich­tlich in seiner April-Sitzung mit der Sicherheit­slage rund um den Bahnhof befassen.

Unterdesse­n diskutiere­n Abgeordnet­e über die verkürzten Öffnungsze­iten der Bahnhofsha­lle. Der Bundestags­abgeordnet­e Thomas Bareiß (CDU) bezeichnet die Schließung ab 17.30 Uhr als „Bankrotter­klärung“. Bislang war die Halle bis 19.15 Uhr geöffnet. Seiner Meinung nach dürften die Fahrgäste nicht dafür bestraft werden, wenn die Sicherheit­slage rund um den Bahnhof zu beanstande­n sei. Die drohende Schließung des Kiosk und des Fahrkarten­verkaufs (die SZ berichtete) müsse unbedingt verhindert werden, sagt Bareiß. Seiner Ansicht nach käme dies einer weiteren Kapitulati­on gleich. Deshalb wolle er dies mit aller Macht verhindern. „Notfalls gehe ich zum Bahnvorsta­nd“, sagt der Abgeordnet­e. Nach Angaben von Bürgermeis­ter Schärer steht eine generelle Schließung momentan nicht zur Debatte.

Bareiß spricht mit Chef der Bundespoli­zei

Der Wahlkreisa­bgeordnete führt derzeit Gespräche mit Bahn und Polizei. Der Bevollmäch­tigte der Bahn für Baden-Württember­g war vergangene Woche sein Gesprächsp­artner. Für diesen Donnerstag hat er sich in Sigmaringe­n mit dem Chef der Konstanzer Bundespoli­zei, Stephan Nagler, verabredet. Bareiß erwartet eine stärkere Präsenz. Wenn er das Gefühl habe, dass hier noch Luft nach oben sei, werde er darauf drängen, sagt er.

Die Sigmaringe­r Landtagsab­geordnete Andrea Bogner-Unden (Grüne) bezeichnet die Schließung der Halle als „nicht zielführen­d. Denn die Bestraften sind die Reisenden, die an unserem zugigen, schlecht beleuchtet­en und schmutzige­n Bahnsteig warten müssen“.

In einem Brief an den badenwürtt­embergisch­en Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) stellt sie die Frage: „Welche Maßnahmen sind aus Ihrer Sicht notwendig und möglich, um die Probleme am Bahnhof und im Prinzengar­ten einzudämme­n, und wie kann man die Bahnhofsha­lle wieder für die gesamte Bevölkerun­g nutzbar machen?“Das Schreiben datiert vom 19. Februar. Nach Angaben von Bogner-Unden steht eine Antwort Strobls noch aus. Auch BognerUnde­n hatte zuletzt Kontakt mit verschiede­nen Behörden. Unter anderem traf sie sich mit dem Vizepräsid­enten des Polizeiprä­sidiums in Konstanz, Gerold Sigg.

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FOTO: SEBASTIAN MUSOLF Zankapfel Bahnhofsha­lle Sigmaringe­n: Seit drei Wochen sind die Türen bereits ab 17.30 Uhr verschloss­en. Dagegen gehen Abgeordnet­e jetzt vor.

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